Stadtentwicklung: Platz da für die Wissenschaft

HCU-Professor Pietsch schlägt vor, mehrere Forschungsquartiere in der Stadt zu schaffen. Einen Umzug der Uni auf den Kleinen Grasbrook hält er ebenso für Unsinn wie die Architektur-Uni in der Hafencity. Der Baubeginn ist für Anfang Juli geplant.

Neue Forschungsquartiere: Die schraffierten Areale sollen zu Wissensstandorten verdichtet werden. Bild: Studie

Die Debatte über einen Umzug der Universität wird der Bedeutung der Wissenschaft für Hamburgs Zukunft nicht gerecht, sagt Jürgen Pietsch, Professor für Stadtplanung an der Hafencity-Universität (HCU). Er schlägt vor, in der ganzen Stadt Wissensstandorte zu entwickeln und hat dazu am Donnerstag eine Studie vorgelegt. Das Science Center und den HCU-Neubau in der Hafencity würde er am liebsten streichen. Von einem Umzug der Uni auf den Kleinen Grasbrook hält er nichts: Stattdessen könnte dort ein "Science Park" für alle Hochschulen und die Wirtschaft eingerichtet werden.

Pietsch versucht mit seiner Leitstudie eine Lücke zu schließen, die er im 2007 vorgestellten "räumlichen Leitbild" der Stadtentwicklungsbehörde ausgemacht hat. Darin sind zwar die HCU und das Desy als "Kristallisationspunkte" genannt. Die Standorte der Universität, der TU Harburg und der Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) spielten aber keine Rolle. Der Wandel hin zur Wissensgesellschaft sei vergessen worden - und das, obwohl der Senat Hamburg zu einer "führenden Innovationsregion" entwickeln möchte, wie es in einer Bürgerschaftsdrucksache heißt.

Mit seiner Arbeitsgruppe "Wissensareale" hat Pietsch untersucht, wie andere Metropolen ihre Hochschulstandorte entwickelt haben. Das Ergebnis, auf Hamburg angewendet, führt ihn dazu, sechs Areale vorzuschlagen, die zu Wissensstandorten verdichtet werden könnten. "Da geht es um mehr als nur Bruttogeschossfläche", sagt Pietsch.

Der Professor schlägt einen "Smart Green City String Altona-Bahrenfeld" vor: ein Band von Forschungs- und Lehreinrichtungen der naturwissenschaftlich-technischen Fächer - von einem Klimacampus an der Bundesstraße über neue Einrichtungen auf dem heutigen Gelände des Altonaer Bahnhofs, den A 7-Deckel und den Teilchenbeschleuniger Desy bis zur Biologie in Klein Flottbek. Statt Kleingärten auf den Deckel zu verlagern, und diesen per Grundstückstausch zu finanzieren, schlägt er vor, die Sportflächen der Uni in Rotherbaum zu verlagern. Den Mediencampus an der Finkenau und die HFBK möchte er mit der HAW am Berliner Tor verbinden. In Eppendorf soll sich ein "Life Science String" - ein Band der Biowissenschaften - vom UKE zum Forschungszentrum von Beiersdorf erstrecken.

Auf dem Universitätscampus, am Von-Melle-Park, könnte eine Wissenschafts-Kultur-Promenade aus den Schausammlungen der Uni eingerichtet werden. Die Uni auf dem Kleinen Grasbrook neu zu bauen, werde sie im internationalen Wettbewerb zurückwerfen, warnt Pietsch. Überdies berge der Bau einer Uni aus einem Guss die Gefahr, wie in den 70er Jahren anderswo ein unflexibles Monster zu schaffen.

In der Hafencity solle die privat finanzierte Kühne Logistics University den Platz am Magdeburger Hafen einnehmen, der heute für die HCU vorgesehen ist. Die HCU sei zu teuer und mit ihren wenigen Studierenden ungeeignet, die Hafencity zu beleben. Allerdings hält die Wissenschaftsbehörde an ihren Plänen für den HCU-Neubau fest. Anfang Juli solle der Grundstein gelegt werden, sagt die Behörde.

In Harburg würde Pietsch die TU mit dem Elbcampus der Handelskammer und dem Channel Harburg sowie dem Phönix-Gelände verbinden. Eine bebaute Brücke über die B 73 und die Bahn mit einem Technik-Wissen-Terminal zur Wissensvermittlung würde diese Kette schließen.

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