Kommentar: Stadt mit Hafen
■ „Stadt am Fluß“ steht auf dem Spiel
Ist Bremen eine Hafenstadt? Die stadtbremischen Häfen sind seit Jahren im Wettbewerb mit Rotterdam und Hamburg völlig abgeschlagen, die Hafenreviere sind zu billigen Gewerbeflächen für alles mögliche verkommen. Allein Bremerhaven kann im Zeitalter des Containerverkehrs einigermaßen mithalten. In dieser Lage klammert sich das Hafenressort ein die Idee, mit der Zunahme der Binnenschiffsverkehre könnten die Hafenreviere der Stadt eine neue Bedeutung erlangen. Das Häfenressort sieht verständlicherweise seine Existenzberechtigung darin begründet.
Das bedeutet: Eine vernünftige Abwägung der „Kosten“, auch der ökologischen, und der Chancen, in diesem Wettbewerb mithalten zu können, ist von diesem Ressort nicht zu erwarten. Alle Planungen dieses Ressorts leiden unter demselben Größenwahn, mit der es sich an die „Hafenstadt“ klammert.
Erst wenn es aufgelöst ist, könnte man in Bremen mit klarem Kopf der Frage beraten, ob es nicht sinnvoller ist, auf die Vorteile der kleineren, flexiblen Schiffe zu setzen und auf die Kombination mit den Frachtverkehren der Bahn. Das wäre nicht nur billiger und ökologisch sinnvoll. Auch rein ökonomisch ist es zweifelhaft, ob die Großmotorschiffe mit Bremen anderes machen würden als vorbeizurauschen. Schließlich: Mit einer „Wasser-Autobahn“ verliert Bremen alles, was es als „Stadt am Fluß“ gewinnt. Klaus Wolschner
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