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Stabiles Investment ohne Achterbahnfahrt

Rund ums Wasser gibt es zahlreiche Anlageoptionen – das Spektrum reicht von Versorgern über Techniklieferanten und Sanitär bis zum Sprudel

Wo Wasser fließt, fließt auch Geld, man sollte aber keine heftigen Kurssprünge erwarten Foto: CSH/Shotshop/picture alliance

Von Bernward Janzing

Die kommunale Wasserwirtschaft in Deutschland wird in den nächsten 20 Jahren 800 Milliarden Euro investieren, um die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der gewohnten Qualität und Sicherheit aufrechterhalten zu können. Das geht aus einer Studie der Kanzlei Becker Büttner Held im Auftrag des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU) hervor. Bereits heute investiere die Branche in Deutschland jährlich 10 Milliarden Euro in ihre Netze und Anlagen. Die Summe müsse jedoch auf durchschnittlich 40 Milliarden Euro pro Jahr steigen, wobei etwa 65 Prozent auf die Abwasserentsorgung und 35 Prozent auf die Trinkwasserversorgung entfallen.

Einer der Gründe: Die Wasserwirtschaft kommt „in einen zweiten Investitionszyklus“, wie es beim VKU heißt. Die Infrastrukturen, die besonders intensiv in den Jahren vor 1990 ausgebaut wurden, sind sanierungsbedürftig. Hinzu kommen die Herausforderungen für die Wasserwirtschaft durch den Klima­wandel.

Damit hat sich jüngst auch eine Studie des Kommunalberatungsunternehmens Fichtner im Auftrag des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft beschäftigt. Steigende Durchschnittstemperaturen, verstärkte Trockenperioden und Extremwetterereignisse führten für die Branche zu erhöhten Aufwänden und Kosten.

Ob in den nächsten Jahren tatsächlich so viel investiert wird, wie die Branche anpeilt, ist jedoch offen – Kommunen und Wasserversorger hätten nämlich „die Tendenz, jedwede Infrastruktur bis zuletzt auszulutschen und Investitionen möglichst lange hinauszuschieben“, sagt Jörg Weber, Experte für grüne Geldanlagen und Geschäftsführer von Ecoreporter. Der Boom, den man Unternehmen aus den Branchen Wasserinfrastruktur und -technik seit Jahren voraussagt, könne daher noch länger auf sich warten lassen. Trotzdem sei die Wasserversorgung „ein stabiles Geschäft“, einige Wasserversorger-Aktien böten auch gute Dividenden. Auch seien gute Wasserfonds „auf lange Sicht ein recht stabiles Investment“. Nur dürfe man „keine heftigen Kurssprünge erwarten“.

Zum Sektor Wasser zählen neben den Versorgern auch Unternehmen, die Wasserinfrastruktur und -technik anbieten, also Wasserleitungen, Pumpwerke und Filtertechnik. Wer in entsprechende Fonds oder in die Firmen direkt investieren will, sollte berücksichtigen, dass die Firmen in der Regel neben der Wasserwirtschaft auch andere Branchen beliefern. Wer beispielsweise Pumpen herstellt, kann damit eben nicht nur Trinkwasser befördern, sondern auch Heizkreisläufe betreiben.

Ecoreporter listet einige Wasserfonds auf, die „überdurchschnittlich nachhaltig“ seien. Zu diesen zähle der Pictet-Water der Schweizer Privatbank Pictet, der größte Wasserfonds der Welt. Er habe ein strenges Auswahlverfahren: „Die 44 Unternehmen, deren Aktien der Fonds hält, erzielen meist einen großen Teil ihrer Umsätze mit dem Geschäftsfeld Wasser und verstoßen nicht gegen nachhaltige Ausschlusskriterien.“

Ein zweiter Fonds sei der Robeco Sustainable Water Equities, aufgelegt von der niederländischen Fondsgesellschaft Robeco. Mit 75 Aktien streue dieser seine Investments vergleichsweise breit – von Wassertechnik­anbietern über Wasseranalysespezialisten und Versorger bis zu einem Waschmaschinenhersteller und einem Wärmepumpenbauer.

Der nachhaltigste Fonds im Segment Wasser sei der Ökoworld Water for Life, so Ecoreporter. Der grüne Investment-Pionier Ökoworld betreibe das Nachhaltigkeits-Research selbst und verlasse sich nicht auf eingekaufte Daten von Agenturen. Das hat freilich seinen Preis: Die Jahreskosten des Fonds lägen „bei hohen 2,34 Prozent“.

Wasserversorgung ist prinzipiell ein recht stabiles Geschäft, einige Aktien bieten gute Dividenden

Auch die ökologisch orientierten Banken in Deutschland haben das Thema Wasser als Anlagethema im Blick. Die GLS Investments der GLS Bank bietet zwar keinen expliziten Wasserfonds, hat aber „einige Wasser-nahe Unternehmen im GLS Anlageuniversum“, wie sie betont. Dies sind vor allem die Anbieter von technischen Komponenten der Wasserwirtschaft, wie Hersteller von Pumpen, Filtern oder auch Messtechnik. „Bei Wasserversorgern oder auch Anbietern von Getränken wird es sehr schnell sehr kritisch“, sagt Marieke Knußmann vom Team Nachhaltigkeitsresearch der GLS Investments. Denn private Wasserversorger könnten durch ihre Gewinnorientierung den Zugang zu sauberem Trinkwasser gefährden. Deshalb prüfe man bei diesen Unternehmen zum Beispiel Faktoren wie Preisgestaltung oder Aktivitäten in Regionen mit Wasserknappheit.

Zu den Unternehmen aus dem Wassersektor, die den GLS-Kriterien gerecht werden und in Fonds der Bank gelistet sind, gehört zum Beispiel das japanische Unternehmen Kurita Water Industries. Die Firma ist in der Wasseraufbereitung sowie in den Bereichen Luftreinhaltung, Recycling und Abfallentsorgung tätig. Eine weitere Firma im GLS-Portfolio ist die Zurn Elkay Water Solutions Corporation mit Sitz in Wisconsin. Das Unternehmen biete „eine Reihe von Wassersystemlösungen zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt an“.

Bei den als nachhaltig eingestuften Mittelklasse-Aktien sieht Ecoreporter den Schweizer Sanitärkonzern Geberit als einen Favoriten. Und wer „vergleichsweise umweltfreundlich in Mineralwasser investieren“ wolle, dem biete sich die Aktie des Mineralbrunnens Überkingen-Teinach in Baden-Württemberg als Option an. Das zeigt, wie vielfältig die Anlageoptionen im Themenfeld Wasser sind.

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