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Staatsverdrossene Amerikas, vereinigt euch!

■ Von ganz rechts bis ganz links warben Möchtegern-Präsidenten bei Ross Perot

Dallas (wps/taz) – Bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen 1992 errang der „unabhängige“ Kandidat Ross Perot 19 Prozent. Nun, fünfzehn Monate vor den nächsten Wahlen, beginnt der Kampf um Perots Stimmenreservoir. Fast alles, was auf der Rechten Rang und Namen hat, erschien am Wochenende auf einer Politgala der Perot-Bewegung „United We Stand America“ (UWSA) im texanischen Dallas und überbot sich mit Lob für die populistischen Thesen des Unternehmers, der noch nicht weiß, ob er 1996 wieder antritt oder nicht.

„Wenn ich den Amtsschwur ablege, kracht die Neue Weltordnung zusammen!“ rief Präsidentschaftskandidat Pat Buchanan, Wortführer der christlichen Fundamentalististen bei den Republikanern. Gegen Freihandel, gegen UNO, gegen „Liberalismus“ und Staat wetterte er – und die 4.000 Zuhörer jubelten. „Sie denken, er ist kein Politiker“, erklärte ein UWSA-Funktionär, „und das mögen sie.“ Bob Dole, aussichtsreichster republikanischer Kandidat und zugleich klassischer Staatsmann, machte dagegen wenig Eindruck.

Eigentlich waren die Republikaner gekommen, um den „Perotisten“ das Einmaleins des Wählens klarzumachen: Hätte Perot 1992 nicht kandidiert, hätte sich die Rechte nicht gespalten und Clinton hätte nicht gewonnen. Also solle sich Perot 1996 zurückhalten und einen Republikaner ins Weiße Haus befördern. Doch die Perot- Anhänger sind skeptisch. Umfragen zufolge sind weit über 50 Prozent der US-Bürger von Demokraten und Republikanern gleichermaßen enttäuscht und wünschen sich eine dritte politische Kraft. In New Jersey haben Perot-Anhänger schon eine „Konservative Partei“ gegründet.

So bekam, neben Buchanan, ein Mann ganz unerwartet herzlichen Applaus: Jesse Jackson, mehrmals gescheiterter, schwarzer, demokratischer Präsidentschaftskandidat, dessen Linksbündnis „Regenbogenkoalition“ sich von Clinton verraten fühlt. „Die Bürger sind in Bewegung, und mit gutem Grund!“ rief Jackson und bescheinigte seinen Zuhörern: „Ihr seid Teil dieser Bewegung, die Regenbogenkoalition ist Teil davon.“ Und er ließ sich von einem strahlenden Perot umarmen. D. J.

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