Staatsanwalt durchsucht bei Nennstiel

■ NK-Bürgerschaftsabgeordneter unter Betrugsverdacht / Stadtwohnung geräumt

Gestern hatte Peter Nennstiel Besuch. Polizei und Staatsanwaltschaft haben die Stadtwohnung, das Wochenendhaus und eine Garage des Bürgerschaftsabgeordneten durchsucht. Der Grund: Nennstiel soll mittels einer gefälschten Unterschrift seine ehemalige DVU-Fraktionsvorsitzende Marion Blohm um 500 Mark beschummelt haben. Die hatte er sich von Blohm geliehen, um die Rückzahlung war es zum Streit gekommen. Am 5. Januar hatte das Bremer Amtsgericht nach einem graphologischen Gutachten geurteilt, daß die Blohm-Unterschrift unter Nennstiels angeblicher Rückgabequittung nicht von Blohm stamme. Die Staatsanwaltschaft hatte sich nun auf die Suche nach Briefbögen gemacht, auf denen Nennstiel die Blohm-Unterschrift gleich im Dutzend produziert haben soll. Das hatten Nennstiels frühere Politfreunde von der National-Konservativen Gruppe ausgesagt. Gefunden haben Staatsanwaltschaft und Polizei nicht, was sie suchten. Dafür machten sie ein paar interessante Zufallsfunde in anderer Sache.

Die Buchführung Nennstiels über die Ausgaben seiner Abgeordnetenzuschüsse war offensichtlich in einem derart desolaten Zustand, daß der Staatsanwalt die Akten gleich einkassierte. Verdacht auf Veruntreuung von Steuergeldern. Zudem gab es neue Erkenntnisse in der Wohnsitzfrage. Nennstiels Stadtwohnung, die er haben muß, wenn er sein Mandat behalten will, war nämlich ratzekahl leergeräumt. Offensichtlich hatte Nennstiel schon seit geraumer Zeit ausschließlich im niedersächsischen Vollersrode gewohnt. Sämtliche Möbel aus seinem Bremer Ein-Zimmer-Appartement hatte er in einer Garage untergestellt. Die will er nun aber wieder zurückräumen, erklärte er. J.G.