Spürhunde gegen Tierschmuggel: Schnüffeln für den Artenschutz
Der Zoll forciert den Kampf gegen Tier- und Pflanzenschmuggler: Auf dem Frankfurter Flughafen schnüffeln die ersten Artenschutz-Spürhunde weltweit.
Kein Problem für Amy: Die Bartagame entdeckt sie sofort - obwohl diese kleine Echse in einem geschlossenen Hartschalenkoffer steckt. Mit einem Affenzahn war die dreijährige Schäferhündin zuvor an einer ganzen Phalanx von Gepäckstücken vorbeigerast. Es folgt das "Anzeigeverhalten", fast so wie es Hundeausbilder Dieter Keller vom Hauptzollamt in Frankfurt vorausgesagt hatte: "Beißen, bellen, kratzen!" Lediglich aufs Bellen verzichtet Amy, die in Frankfurt als einer von zwei bislang weltweit einmaligen Artenschutz-Spürhunden im Einsatz ist - vielleicht aus Rücksicht auf die strapazierten Nerven ihrer zweibeinigen Mitgeschöpfe. In der Gepäckabfertigungshalle am Rhein-Main-Flughafen, in der die Umweltschutzorganisation WWF und der Zoll am Dienstag ihr "Konzept Artenschutz-Spürhund" vorstellen, ist es schließlich schon laut genug.
Mit den Hunden - das zweite Tier ist ein Labrador und heißt Uno 1 - will der WWF der Artenmafia "endlich einmal ein Stück voraus" sein. Die in einem zehnwöchigen Lehrgang umgeschulten ehemaligen Drogenspürhunde könnten nämlich selbst Objekte mit geringem Eigengeruch wahrnehmen und seien deshalb "ideal für die schnelle Kontrolle von Gepäckstücken", so der WWF-Artenschutzexperte Volker Homes.
Amy und Uno 1 sind in der Lage, nicht nur in Koffern oder in der Kleidung von Schmugglern versteckte lebende Reptilien und Vögel aufzuspüren, sondern auch Elfenbein - und Kaviar in der verschlossenen Dose. Die sündhaft teure Delikatesse war denn auch das Erste, was Amy bei ihrer Ernstfallpremiere eine Woche zuvor in einem Koffer aufgespürt hatte. Und gleich ganze zwei Kilogramm davon.
Zoll und WWF wollen sich jetzt dafür einsetzen, dass Artenschutz-Spürhunde demnächst bei der Gepäckkontrolle auf allen Flughäfen in Deutschland ihren Dienst verrichten - und danach vielleicht weltweit, wie Hundelehrwart Keller hofft. Dem erfahrenen Beamten vom Hauptzollamt ist die Bekämpfung des Artenschmuggels ein "persönliches Anliegen". Denn die "skrupellosen Täter", die vor allem die Märkte in den USA und in Europa mit seltenen Tieren und Pflanzen insbesondere aus Südostasien und Afrika versorgten, seien mitverantwortlich für das Artensterben weltweit.
Und auch viele Touristen mit ihren "exotischen und zugleich illegalen Souvenirs" wie etwa Riesenmuscheln, Aktentaschen aus Krokodilleder oder in Alkohol eingelegten Kobras trügen ihr Scherflein zur Bestandsgefährdung der jeweiligen Art bei, berichtet der WWF.
Allein am Flughafen Frankfurt wurden im vergangenen Jahr knapp 6.000 geschmuggelte lebende Tiere und Produkte wie Schlangenledergürtel oder Zebrafelle sichergestellt. Zudem beschlagnahmte der Zoll mehr als 100.000 Exemplare lebender Pflanzen, vor allem seltene Orchideen.
Neben Drogen- und Waffenschmuggel sei der illegale Handel mit bedrohten Arten inzwischen "das lukrativste Schmuggelgeschäft weltweit", sagt WWF-Experte Homes. Die Zollbeamten berichten dann von den Methoden der Schmuggler: Hunderte kleiner Schildkröten versteckt in einem Kulturbeutel, Pfeilgiftfrösche in Trinkflaschen und Papageieneier in Unterhosen. Interpol geht beim weltweiten illegalen Handel mit Tieren und Pflanzen von einem Umsatz von inzwischen 20 Milliarden US-Dollar jährlich aus.
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