: Spülbürste wird Star
■ Ab heute im Theatrium: 12. Puppentheaterfestival
„Seid Ihr alle da?“ Nein, der Zeitgeist spukt noch nicht im Puppentheater herum. Unberührt von Multimedia und postmoderner Fragmentarisierung, bleibt im Packhaustheater die Bühne eine Bühne und das Publikum auch Publikum. So ist es das ganze Jahr über. Im Theatrium, Bremens Puppentheaterbühne, stellen Detlef-Andreas Heinichen und Katrin Krebs mit schlappen 10.000 Mark öffentlicher Brosamen das ganze Jahr über ein Programm auf die Beine.
Zusätzlich gelingt es ihnen nun schon zum zwölften Mal, ein einwöchiges Puppentheater-Festival zu organisieren Schwerpunkt in diesem Jahr: Objekt- Theater.
Spülbürste und Küchenschwamm sind dann auch die Stars in der „Struwwelpeter“-Inszenierung des Krokodil Theaters aus Tecklenburg, das mit einem süß-saures Figurenspiel die berühmten krokodiligen Tränen hervorlocken will. Anschließend kommt Hans Krüger von der einst berühmtesten DDR-Puppentheaterbühne Zinnober. „Die waren so gut, so hintergründig in ihrer Systemkritik, daß man beim Kulturministerium bei jedem Westbesuch hoffte, sie blieben drüben und man wäre das Problem los“, erinnert sich Heinichen, der selbst den Arbeiter- und Bauernstaat vor dem Mauerbau verließ.
Der Höhepunkt des Festivals aber naht mit zwei Inszenierungen der international renommierten Puppenspielerin Damiet van Dalsum. Ihre Geschichte von „Hollebollebeer“, dem kleinen Teddybären und „The day After-Der Tag danach“, eine Erzählung über ein jüdisches Schicksal. Nicht nur die historischen Klezmer-Aufnahmen, auch die Theatersprache mit den Anleihen aus bildender Kunst und darstellender Kunst zeigen, „..daß die 50er-Jahre- Ästhetik der Augsburger Puppenkiste nun wirklich 40 Jahre zurückliegt.“ Man segelt eine Festival-Welle lang auf der Höhe der Zeit. Und hoffentlich ist die Antwort ein stimmgewaltigs Ja, wenn die Frage im Raum steht: „Seid Ihr alle da“. rau
ab 26.10.-2.11., Info-T. 32 68 13
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen