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Springer–Verlag sagt nein zu JA

■ Nach 15 Ausgaben wird die Billig–Illustrierte im Zeitungsdruck eingestellt / Auflage wurde Erwartungen nicht gerecht - Im Streit um JA warf vor kurzem Springers „Kronprinz“ Günter Prinz das Handtuch

Frankfurt/Berlin (ap/taz) - Die scharfe Konkurrenz auf dem Zeitschriftenmarkt hat am Dienstag ein prominentes Opfer gefordert. Der Axel–Springer–Verlag teilte mit, daß die erst vor 15 Wochen gegründete Zeitschrift JA eingestellt werde. Zur Begründung hieß es, daß die als Anti–Stern konzipierte Billig–Illustrierte mittelfristig keine wirtschaftliche Basis mehr habe. Die jeden Dienstag erscheinende Wochenzeitschrift, die am 10. März mit einer Startauflage von zwei Millionen auf den Markt geworfen wurde, hatte zuletzt noch eine verkaufte Auflage von kaum mehr als 400.000 Exemplaren. Der Beschluß, JA einzustellen, sei eine reine Vorstandsentscheidung gewesen, sagte am Dienstag in Berlin der Pressesprecher des Unternehmens. Die rund 20 Redaktionsmitglieder würden Springer zum Teil wieder verlassen, zum Teil bei anderen Publikationen unterkommen. Welche Aufgabe der Chefredakteur Peter Koch übernehmen werde, sei noch nicht entschieden. Zwar werde man auch künftig „neue verlegerische Konzepte entwickeln“, doch würden sich diese wahrscheinlich wieder eher an spezielle Leser kreise als an das breite Publikum richten. „Nach dieser Erfahrung sind wir vorsichtig geworden“, hieß es bei Springer. Bei der Vorstellung des Projekts im Frühjahr hatte der Vorstand des Verlags noch von einer „Sternstunde“ für den Zeitschriftenmarkt gesprochen. Den Anzeigenkunden wurde damals eine garantierte Mindestauflage von 650.000 Exemplaren zugesagt. Eine massive Werbekampagne mit Plakatwänden, Anzeigen und Aufklebern hatte der Zeitschrift von vornherein eine gesicherte Marktposition gegenüber den Konkurrenten Gruner + Jahr und dem Heinrich–Bauer–Verlag verschaffen sollen, die ebenfalls neue Titel herausgebracht hatten oder Neugründungen planen. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Publikumszeitschriften von 224 auf 411 nahezu verdoppelt. Die Verkaufszahlen der meisten Blätter sinken jedoch ständig. Schon bald nach der JA–Gründung - der Titel sollte eine „positive und optimistische Grundhaltung“ widerspiegeln - zeichnete sich ab, daß die Illustrierte zum Preis von zwei Mark das Vorbild der früheren Blättergründungen im Hause Springer, Auto–Bild und Bild der Frau, nicht wiederholen würde. Vor dem Hintergrund sinkender Verkaufszahlen kam es schon Ende März zum Streit zwischen dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Günter Prinz und seinem Chef Peter Tamm. Nach 21 Jahren bei Springer verließ Prinz, der das JA–Projekt aus der Taufe gehoben hatte, Mitte Mai den Verlag auf eigenen Wunsch.

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