Springer setzt auf Online: Würstchen, Bouletten und Apps

Der Axel Springer Konzern setzt aufs Netz und experimentiert mit Icons, Apps und Paid Content. Auch am neuen Magazin von Stefan Aust interessiert vor allem das "Multimediapotential".

Gute Zahlen, glückliche Aktionäre: Springer-Chef Mathias Döpfner. Bild: dpa

BERLIN taz | Die schönenen Dinge des Lebens bestehen bei den Aktionärs-Hauptversammlungen der Axel Springer AG gemeinhin in lecker Würstchen, Bouletten und Laugenstangen. Fürs iPad darfs dann aber doch schon ein bisschen edler sein: Springer will zum Start von Apples neuem Tablets in Deutschland ein eigenes Digitalmagazin rund um die "schönen Dinge des Lebens“ starten, meldet der Branchendienst W + V. Unter dem Titel "The Iconist" soll sich alles um Stil, Lifestyle und Luxus drehen.

Mehr mag Springer derzeit konkret nicht sagen, dafür feierte Vorstandschef Mathias Döpfner am Freitag in Berlin vor seinen AktionärInnen das Online-Geschäft an sich: "Jeder fünfte Euro, den wir erwirtschaften, kommt heute aus dem Digitalgeschäft", erklärt Döpfner. Beim Gewinn sieht das allerdings anders aus.

Und Döpfner warnt auch vor übertriebenen Erwartungen: Zwar seien die Leser bereit, "bei hochattraktiven Inhalten und einer einfachen Abrechnung für digitale journalistische Angebote zu zahlen". Aber es "handelt sich um eher langfristige Chancen". Dennoch: Die "erfolgreiche Transformation hin zum voll integrierten Multimediaunternehmen" ist für Deutschlands größtes Zeitungshaus (Bild, Welt, Hamburger Abendblatt) genauso eine Herausforderung wie die, "ob es gelingt, ein Geschäftsmodell für Qualitätsjournalismus in der digitalen Welt zu etablieren".

Weil die "Schicksalsfrage" also noch offen ist, könnte demnächst ein alter Bekannter Springer mit einem recht traditionellen Produkt aufhelfen: Der Konzern bestätigte gestern nochmal, dass er durchrechnet, ob er sich an einem neuen Magazin unter Leitung des ehemaligen Spiegel-Chefredakteurs Stefan Aust beteiligt. Ursprünglich hatte Aust das Blatt im Auftrag der WAZ-Gruppe entwickelt, die es allerdings nicht alleine stemmen kann und will.

Wenn die "Woche" – so der allgemein kolportierte Arbeitstitel – kommt, dann mit einem Mehrheitseigner Springer. Eine Entscheidung soll bald fallen, sagte Springer-Zeitschriftenvorstand Andreas Wiele gestern in Berlin – natürlich nur dann, wenn es sich um eine "klar umrissene" und "finanziell vertretbare" Investition handelt. Auch bei diesem Projekt stünden neben einer klassischen Printausgabe das "multimediale Potential" im Vordergrund. Ein "reines Printprodukt" würde man sich gar nicht erst anschauen, heißt es im Konzern.

Springer geht es insgesamt und gegen den Branchentrend gut: Weil Springer schon vor der Finanz- und Wirtschaftskrise massiv bei Kosten wie Personal sparte, gab es im Geschäftsjahr 2009 ein sattes Plus, auch das erste Quartal 2010 lief gut. Die Aktionäre können sich also zusätzlich zu Würstchen und Bouletten noch über 4,40 Euro Dividende freuen. Und Döpfner endlich mal den alten Bahn-Werbeklassiker vom Wetter verballhornen: "Alle reden von der Krise. Wir nicht."

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