: Springer haut man wieder auf die Finger
■ Der Bezirk Kreuzberg stellt sich gegen den Wunsch des Senats nach einem Axel-Springer-Platz an der Kochstraße
Geht es nach dem Willen der Senatsverwaltung für Verkehr wird es in Kreuzberg bald einen Axel-Springer-Platz geben. Das Areal vor dem Springer-Verlagsgebäude an der Ecke Kochstraße/ Lindenstraße soll, so der Sprecher der Verkehrsverwaltung, Thomas Spahn, „platzartig erweitert“ und auf den Namen des umstrittenen Medienzaren getauft werden. Im selben Zuge sollen die Fundamente der alten Jerusalemer Kirche, die 1961 wegen Kriegsschäden gesprengt wurde, unter der Kochstraße freigelegt und in die Platzgestaltung mit einbezogen werden.
Die Bemühungen, in der Nähe des Springer-Verlages einen repräsentativen Platz für seinen Gründer zu schaffen, sind nicht neu. Im vergangenen Sommer hatte die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Kreuzberg das Bezirksamt mit der Prüfung beauftragt, welche Straße für eine Umbenennung in Frage käme. In der Vorlage des Bezirksamts, die morgen in der BVV diskutiert werden soll, heißt es, daß keine Straße dafür gefunden werden konnte. „Gerade im Bereich des alten Zeitungsviertels befinden sich lauter historisch gewachsene Straßennamen“, so Bezirksbürgermeister Peter Strieder (SPD). „Wir können dem BVV- Beschluß nicht nachkommen.“
Nachdem das Berliner Abgeordnetenhaus in der vorigen Woche auf Initiative der FDP beschlossen hat, einen Axel-Springer-Platz einzurichten, hat sich jetzt der Senat eingeschaltet. Sollte sich Kreuzberg weiterhin sträuben, will man, so Verkehrsverwaltungssprecher Spahn, auch gegen den Willen des Bezirksamtes die Springer-Ehrung durchdrücken. „Das betreffende Gelände fällt in den Bereich, der laut Hauptstadtvertrag umstrukturiert werden soll, und damit unter die Zuständigkeit des Senats“, meint Spahn.
„Das werden wir rechtlich prüfen lassen“, antwortet die Kreuzberger Baustadträtin Erika Romberg (Bündnis 90/Die Grünen). Ihrer Meinung nach stehe im Hauptstadtvertrag nichts über Straßenumbenennungen. Eines sei klar: „Wenn sich der Springer-Verlag auf seinem Privatgelände eine Kultstätte hinbauen will, können wir das nicht verhindern. Von uns gibt es allerdings keine müde Mark.“ Tanja Hamilton
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