piwik no script img

Sprachrohr des libyschen Ex-MachthabersGaddafis Stimme aus dem Untergrund

Irakische Extremistensender in Syrien dienen als Sprachrohr des ehemaligen Machthabers. Bilder von Angriffen auf US-Soldaten sind besonders beliebt.

Stimme aus dem Off: Gaddafi und sein Gefolge. Bild: reuters

TRIPOLIS taz | Die Haus- und Hofsender von Oberst Muammar al-Gaddafi sind verstummt. Al-Dschamahirija TV zeigt die Trikolore von Gaddafis Gegnern, im Radio ertönen nun die Lieder der Revolution. Unverdrossen melden sich aber sowohl Gaddafi, sein Sohn Saif al-Islam und jetzt auch der Sprecher des alten Regimes, Ibrahim Musa, mit Kampfparolen aus dem Untergrund zu Wort.

Gaddafi sei in Libyen, er erfreue sich hervorragender Gesundheit, er plane und organisiere die Verteidigung, sagte Musa am Montagabend per Telefon dem Satellitensender Rai TV. "Wir werden uns nicht ergeben. Wir werden nicht nur Tripolis, sondern ganz Libyen befreien", tönte Musa. Neben Rai TV strahlten in den vergangenen Wochen zwei weitere Sender die Kampfparolen von Gaddafi aus – al-Mukawama und al-Oruba. Alle drei Sender gehören Mishan Juburi, einem zwielichtigen Iraker.

Juburi stammt aus der Gegend von Tikrit, der Heimatregion von Exdiktator Saddam Hussein, mit dem er auf Du und Du stand, bis es 1990 zum Bruch kam. Als Händler reich geworden, plante er angeblich einen Putsch. Der Plan flog auf, und Juburi setzte sich nach Syrien ab.

Während des UN-Embargos gegen den Irak war er in den Benzinschmuggel vom Nordirak in die Türkei verwickelt. Irakische Kenner sagen, Juburi habe dabei gemeinsame Sache mit Uday, dem 2003 von US-Soldaten in Mossul getöteten Saddam-Sohn, und der Familie des heutigen kurdischen Regionalpräsidenten Masud Barzani gemacht.

Nach dem Einmarsch der Amerikaner und Kurden in Mossul ernannte Barzani Juburi zum neuen Gouverneur von Mossul. Doch in Mossul regte sich Widerstand, so dass ihn die Amerikaner wieder absetzten. Kurzzeitig versuchte Juburi sein Glück in der Politik und trat mit einer eigenen Partei zu den ersten Parlamentswahlen an, die aber nur drei Sitze erlangte.

Als ihm eine Klage wegen der Veruntreuung von Staatsgeldern drohte, tauchte Juburi wieder in Syrien auf, wo er verschiedene Fernsehsender gründete und sich die Sache von irakischen Untergrundkämpfern und Extremisten zu eigen machte.

In Endlosschleife zeigten die Sender Bilder von Anschlägen auf Amerikaner und Terrorangriffe. Seit dem Frühjahr hat Juburi ein neues Steckenpferd - die Hetzreden Gaddafis und seiner Entourage. Sollte das alte Regime einen Untergrundkampf wie im Irak planen, hat es zumindest bereits ein Sprachrohr dafür.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • JL
    julius lieske

    09.09.2011 01:46 Uhr

     

    "von Heinz-Günter Gruse:

     

    Wenn ich die Einträge solcher Trolle wie BOUMEDIENNE oder LIESKE lese, deren Einträge offene Sympathie für den mörderischen Psychopathen Gaddafi offenbaren, dann wird mir ganz übel. Aus diesem intellektuellen Niveau ist in Deutschland einst auch der Faschismus gekrochen."

     

    Schönes Bild - ...aber nicht sonderlich originell, Kriegsgegnern mit dem Faschismus zu kommen. Spätestens seitdem rotgrüne Kriegsverbrecher ihre Angriffskriege mit Holocaustvergleichen begründet haben und Antideutsche Antifaschisten Faschismus vorwerfen, sind solche Vorwürfe nur noch langweilig und inhaltsleer.

    So inhaltsleer wie das Mantra aller Kreuzfahrer vom "mörderischen Psychopathen Gaddafi". Während in Libyen die Toten des Bombenkrieges gezählt werden, beten sie seit Monaten die Propagandalügen der Nato nach auf dem Weg zur vollendeten geistigen Leere, dem Ziel aller Mantras.

  • L
    Lehrer

    Seit wann liegt Libyan in Mittelosten. Das Thema gehört dem Rubrik Afrika.

  • B
    Boumedienne

    @Heinz-Günter Gruse: aus Ihrem intellektuellen Niveau ist der "Fox" Sender entstanden. Sie hinterfragen nichts, akzeptieren, dass unschuldige Menschen unter unseren Bomben sterben, und verstecken sich hinter den Erklärungen Ihrer Regierung...super !!! Solche Bürger wie Sie braucht jedes Land !! Solche Bürger wie Sie glauben oder tun so als würden sie glauben, dass man sich nur um seine Arbeit kümmern muss, für den Rest gibt es ja CAPTAIN AMERICA, der sich um die Probleme der Welt kümmert...und wenn er entschliesst, andere Länder zu bombardieren, dann muss er wohl recht haben, und wenn er in einen Bürgerkrieg sich für eine Seite entscheidet, dann wohl aus gutem Grund - dann müssen das die "Guten" sein....es tut mir wirklich Leid, Sie enttäuschen zu müssen, aber den Weihnachtsmann gibt es nicht...

  • HG
    Heinz-Günter Gruse

    Wenn ich die Einträge solcher Trolle wie BOUMEDIENNE oder LIESKE lese, deren Einträge offene Sympathie für den mörderischen Psychopathen Gaddafi offenbaren, dann wird mir ganz übel. Aus diesem intellektuellen Niveau ist in Deutschland einst auch der Faschismus gekrochen.

  • JL
    julius lieske

    Ich versuchs noch mal, neutraler ausgedrückt:

    Der "Haus- und Hofsender Gaddafis" ist verstummt, weil er durch Bomben, die irgendwie vom Himmel fielen, zerstört wurde. Ähnlichkeiten mit Bomben auf jugoslawische Sender sind rein zufällig. Dieser Artikel hat mich vollständig prima über diesen zwielichtigen Iraker informiert, dessen Steckenpferd es ist, Hetzreden von Gaddafi über seine Sender zu veröffentlichen. Ich finde jetzt diesen Mann auch ganz zwielichtig.

    Hell und strahlend, sowie über jeden Zweifel erhaben, erscheinen mir hingegen die taz-Artikel, die über die wahrheitsgemässen Verlautbarungen von Freiheitskämpfern und Nato-Befreiern unvoreingenommen berichten und mich inhaltlich sehr gut informieren, so dass ich mir ein eigenes Urteil darüber bilden kann, wer böse ist und wer es gut mit den Libyern meint.

    Gerade dieser gerechte Befreiungskrieg gegen den berühmten Schlächter und Menschenfeind ist durch die Berichterstattung der taz, ohne jedes Vorurteil und sauber recherchiert, für mich zu einem Highlight der Pressefreiheit geworden. Wie schön, dass sie dabei nicht allein sein muss und 99% unserer Presse mit ihr sind, wenn sie der Wahrheit eine Bresche schlägt!

  • B
    Boumedienne

    Und die Taz ist das Sprachrohr der faschistischen Rebellen....mir und den Libyern ist Gaddafi lieber.

  • K
    Karen

    "...so dass ihn die Amerikaner wieder absetzten. ... "

    nun dazu sag ich wahre demokratieerlernen in den amerikanisch besetzten gebieten ...

  • F
    FiFi

    Der deutsche Reichsrundfunk sendete auch noch bis zum Schluss Durchhalteparolen, auf der Titanic spielte das Orchester bis das Wasser Oberkante Unterlippe stand, Westerwelle gibt immer noch Statements ab ...... Parallelen?