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Sprachlose Studierende?

■ Uni spart bei Fremdsprachenausbildung

Hamburgs Studierende werden es im Europa des nächsten Jahrtausends schwerer haben, mitzureden. Diese düstere Aussicht für das „Tor zur Welt“ scheint nicht unwahrscheinlich. Zielt doch der Sparzwang, unter dem die Universität zu leiden hat, jetzt auf die Fremdsprachenkenntnisse der Studierenden. Die Einsparungen betreffen nämlich besonders die Sprachwissenschaften und hier vor allem die Kurse am Zentralen Fremdspracheninstitut (ZFI). Dort wurde bisher allen Studierenden die Möglichkeit geboten, aus einem großen Angebot an Fremdsprachen unabhängig vom studierten Fach ihren Bildungshorizont zu erweitern.

Dies soll sich jetzt ändern. Obwohl die Sparquoten für 1996 noch nicht feststehen, wird in den Fachbereichen bereits über die nächsten Opfer nachgedacht. Sparvorschläge bei den Sprachwissenschaften scheinen auf eine Einstellung des ZFI-Kursangebotes besonders in Spanisch und Russisch hinauszulaufen. Daß es sich hierbei um besonders wichtige Sprachen handelt, scheint kein Argument für ihre Rettung zu sein. Grund für die Zusammenstreichung der Kurse in den beiden Sprachen ist die Tatsache, daß sie hauptsächlich von semesterweise verpflichteten Honorarkräften gelehrt werden. Andere Sprachen hingegen werden von hauptberuflichen DozentInnen unterrichtet.

Zunächst soll das Angebot für Studierende aus den nicht-sprachwissenschaftlichen Fachbereichen eingeschränkt werden. Aber auch für SprachwissenschaftlerInnen wird ihre universitäre Zukunft kein Zuckerschlecken. Im Bereich Spanisch würde nach studentischen Berechnungen 50 Prozent des Lehrangebots wegfallen, eine Verlängerung der Studienzeit um mehrere Semester wäre die logische Konsequenz.

Um diese Entwicklung aufzuhalten, beschloß die Fachschaft Romanistik verschiedene Aktionen. So findet heute eine Kundgebung in der Finanzbehörde statt, bei der auf die Misere der Studierenden aufmerksam gemacht werden soll. Auch die Lehrkräfte wollen nicht tatenlos zusehen, wie ihre Stellen ersatzlos gestrichen werden. Sie wollen ihr Vorgehen mit den Studierenden koordinieren. Selbst Jörg Lippert, Pressesprecher der Universität, hält „Proteste gegen die Sparleistungen für angebracht“. So kann sich Hamburg auch in diesem Jahr auf studentische Proteste gefaßt machen – noch sind die Studierenden nicht sprachlos. al

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