Sportveranstalter unter Betrugsverdacht: Geld kassiert für nichts

Weil der Veranstalter des „spaßigen Hindernislaufs“ in Horn Anmeldegebühren kassierte, dann aber nicht erschien, laufen jetzt Betrugsermittlungen

Selbst ernannte Sportstadt im Stress: Lauf-Event in Hamburg Foto: Lukas Schulze/dpa

Triathlon, Ironman, „Urban Challenge“, der Köhlbrandbrückenlauf und viele mehr: Laufveranstaltungen in Hamburg boomen. Sie gehören in der Vermarktung zur „Sportstadt“, deren Image zuletzt gelitten hat. Manchmal werden Laufevents noch ehrenamtlich von Vereinen organisiert, mittlerweile aber überwiegen die kommerziellen Angebote: Manchmal wird eher auf einen Werbeeffekt gehofft, wie beim „hella“-Halbmarathon. Anderen geht es schlicht um den Profit. Beim Ironman-Triathlon, der am Wochenende in Hamburg stattfand, betrug die Anmeldegebühr über 500 Euro. Dahinter steht der chinesische Dalian-Wanda-Konzern. Nicht nur Flächen stellte die Stadt zur Verfügung, sie bezuschusste den Ironman auch noch mit 300.000 Euro Anschubfinanzierung.

Dass bei gewinnorientierten Sportevents auch einiges schiefgehen kann, erlebten ebenfalls am vergangenen Wochenende Laufbegeisterte in Mitte (taz berichtete). Sie hatten sich am Samstag bei der Horner Rennbahn eingefunden, um bei einem „spaßigen Hindernislauf“ zu starten, wie der Veranstalter „insane5k“ geworben hatte. Doch von den Hindernissen war nichts zu sehen. Auch der Veranstalter war nicht vor Ort.

Dabei hatten die Teilnehmer bereits im Vorfeld zwischen 30 und 50 Euro Anmeldegebühr überwiesen. Die wollen sie jetzt zurück. Die Polizei ermittelt mittlerweile wegen des Verdachts auf Betrug. Anfang der Woche sind 17 Anzeigen eingegangen, erklärte ein Polizeisprecher. Womöglich hat sich der Veranstalter am überhitzten Laufmarkt aber einfach übernommen.

Der Hamburger Sportbund hält dieses Vorkommnis für einen Einzelfall. Verbandssprecher Thomas Michael erklärte, von etwas Vergleichbarem wie dem „insane5k“-Fall habe er in seinen zehn Jahren in der Branche noch nie gehört. Allerdings sei das Interesse am Laufen in den vergangenen Jahren gewachsen. „Die Anmeldungen in den Vereinen steigen. Die Menschen wollen sich mehr bewegen.“ Mit dem gesteigerten Interesse wuchs auch der kommerzielle Markt. Aber das werde nicht systematisch ausgenutzt, so Michael.

Beim Ironman kämpften zuletzt am Sonntag 2.600 Triathleten.

Mit 3,8 km Schwimmen, 182 km Radfahren und 42,2 km Laufen war es das bisher extremste Sportevent in Hamburg. Am 29. Juli 2018 ist es wieder geplant.

Beim Hamburg-Triathlon im Juli betrug die Strecke maximal 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen.

Der Köhlbrandbrückenlauf findet jedes Jahr am 3. Oktober statt.

Deutlich kritischer äußerte sich Karsten Schölermann von „BMS“, selbst ein kommerziellen Anbieter von Laufveranstaltungen. Vielen großen Veranstaltern gehe es nicht mehr um den Sport, sagte er. „Alle benutzen das Laufen, um irgendwie Geld zu machen. Da soll nur eine Marke transportiert werden.“ Über seine eigene Firma sagt Schölermann, dass sie von Sportlern für Sportler entstanden sei. Von 21 veranstalteten Läufen im Jahr könnten etwa zehn Mitarbeiter leben.

Zu dem ausgefallenen Lauf von „insane5k“ am Wochenende erklärte Schölermann, dass es sich um ein kleines Event gehandelt haben müsse. Die Diskussion darum hält er für aufgebauscht. Vielmehr müsse über horrende Teilnahmegebühren wie die beim Ironman diskutiert werden. Er stellt die Frage, unter welchen Bedingungen dafür öffentliche Räume vergeben werden sollten.

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