piwik no script img

SportplatzMit der Courage des Underdogs

„Sehr, sehr stolz“: Preussen-Trainer Mittelstädt Foto: Carstensen/dpa

Der Sechstligist BFC Preussen verliert im DFB-Pokal erwartungsgemäß 0:7 gegen den 1. FC Köln

Am Ende war das Ergebnis ein bisschen harscher als verdient. Ein schmerzhaftes 0:7 leuchtete auf der Anzeigetafel, während die Hobbykicker des BFC Preussen erschöpft den Applaus ihrer Fans entgegennahmen. Sie hatten sich wacker geschlagen in einem Spiel, in dem ihre Siegchancen ohnehin gen null gingen.

Der BFC Preussen gegen den 1. FC Köln, Sechstligist gegen Bundesligaclub – das waren fünf Spielklassen und mindestens eine Fußballwelt Unterschied in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals. Für die Berliner ging es deshalb vor allem dar­um, sich anständig zu verkaufen. Das gelang durchaus. „Man hat gesehen, dass wir versucht haben, hoch zu attackieren und den Kölnern das Leben ein bisschen schwer zu machen“, bilanzierte BFC-Trainer Andreas Mittelstädt. „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs.“

Vor allem in der ersten Hälfte spielten die Amateure aus Lankwitz bemerkenswert mutig nach vorn und hielten gegen unpräzise anstürmende Kölner fast 20 Minuten lang ein Unentschieden. Der BFC Preussen agierte mit der Courage des Underdogs, der für die goldene Vereinschronik spielt – und das Berliner Publikum in der Alten Försterei bejubelte hoffnungsvoll jeden gelungenen Pass, jede Torwartparade. Auch die 1:0-Führung des 1. FC Köln durch einen Freistoßtreffer brachte die unermüdlich rennenden Gastgeber nicht aus der Fassung: Sie belohnten sich und das Publikum sogar noch mit ein paar guten Chancen zum Ausgleich und einer umkämpften ersten Hälfte, an deren Ende es nur 0:2 stand. Ein achtbarer Erfolg.

Dass es nicht ewig so weitergehen würde, wurde allerdings zur Pause absehbar. „Die sehen schon ganz schön kaputt aus“, seufzte eine Preussen-Anhängerin. Die Berliner trainieren dreimal in der Woche, die Kölner zweimal am Tag. Schon die Tatsache, dass der BFC überhaupt am DFB-Pokal teilnahm, galt als Sensation. Im Berliner Pokalfinale hatten sie überraschend den Fünftligisten Lichtenberg 47 geschlagen und waren als einer von nur zwei Sechstligisten überhaupt in dieser Saison in den DFB-Pokal eingezogen. „90 Minuten gegen Köln mit so viel Energie durchhalten geht für uns nicht“, bilanzierte Trainer Mittelstädt. „Dafür arbeiten die Jungs nebenher zu viel.“

Kurz bevor den Berlinern dann die Puste ausging, tönte aber noch mal ein Raunen durch die Alte Försterei: In der 56. Minute tauchte BFC-Stürmer René Robben plötzlich frei vor dem Tor der Kölner auf, umkurvte flink Torhüter Sven Müller und schien zum sensationellen Anschlusstreffer für den BFC Preussen einzuschieben. Die Aussicht auf das Tor seines Lebens aber ließ den Stürmer Kopf und Nerven verlieren. Er vergab vor dem leeren Tor. Das war es dann mit der Sensation, Euphorie und Kraft des BFC Preussen waren am Ende. Die Kölner drehten auf – und schenkten dem Gastgeber in 20 Minuten fünf Treffer ein. Zumindest am Ende hätte der große Favorit ein wenig Gnade walten lassen können. Statt, wie im DFB-Pokal üblich, bei einem derart unterlegenen Gegner irgendwann einen Gang zurückzuschalten, veranstalteten die Kölner in der letzten Viertelstunde ein regelrechtes Scheibenschießen gegen den längst kapitulierten Gegner und schielten dabei auf ein zweistelliges Resultat. Dazu kam es zwar nicht mehr, doch die Berliner wirkten dennoch ein wenig geknickt. „Es waren vielleicht ein paar Tore zu viel, um eine Rieseneuphorie zu starten“, sagte Trainer Mittelstädt. Die respektable Leistung aber bleibt. Und ab nächster Woche sind die Gegner auch wieder auf Augenhöhe. Alina Schwermer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen