Sportplatz: Fit gemacht für die Favoritenrolle
FUSSBALL Beim SV Babelsberg 03 arbeitet man an der Stärkung des Frauenfußballs – Anna Sarholz als Neuzugang von Turbine Potsdam soll dabei helfen
Lange war der SV Babelsberg 03 nur für Männerfußball bekannt. Das soll und wird sich nun ändern: Derzeit arbeitet man in der Filmstadt daran, den Frauenfußball zu stärken – ein Team ging bereits vergangene Saison an den Start. „Wir wollen den SV Babelsberg zum Mehrspartenverein machen“, erzählt Björn Laars, der Leiter der Geschäftsstelle des Vereins. „Da lag es natürlich nahe, sich im Frauenfußball zu engagieren.“
Nachdem das neu gegründete Team in der vergangenen Spielzeit auf Anhieb die Meisterschaft in der Kreisliga holte, soll in der kommenden Saison in der Landesliga richtig durchgestartet werden. Auch eine D-Jugend und dazu wahrscheinlich noch eine E-Jugend wird es geben.
Dass der Verein es tatsächlich ernst meint, dafür steht nichts so sehr wie der Wechsel von Anna Sarholz, die vom Bundesligisten Turbine Potsdam zu Babelsberg kommt. Mit drei deutschen Meistertiteln und dazu dem Champions-League-Sieg 2010 bringt die gebürtige Kölnerin jede Menge Erfahrung mit. Entsprechend soll sie bei ihrem neuen Verein nicht nur das Tor hüten, sondern auch aktiv am Aufbau des Frauen- und Mädchenfußballs mitwirken.
Nachdem Turbine den Vertrag der 23-Jährigen nicht verlängert hatte, hat diese sich von sich aus an den Lokalrivalen gewandt. „Es hatte da früher schon einmal ein Angebot gegeben“, so Sarholz, und da sie auch aus privaten Gründen gerne in Potsdam bleiben wollte, lag es ohnehin nahe, sich in der Nähe umzuschauen. „Nach über acht Jahren fühle ich mich in Potsdam einfach wohl, und bei den Männern von Babelsberg war ich auch immer gerne im Stadion“, erzählt Sarholz. Außerdem mag sie das Engagement des Vereins. „Das Welcome-United-Team zum Beispiel ist einfach Weltklasse.“ Damit meint sie die jüngst gegründete Flüchtlingsmannschaft.
Die Torhüterin ist allerdings nicht der einzige relevante Neuzugang. Mit Anna Kunert, die auch schon für den 1. FC Lübars gespielt hat, und Nachwuchstalent Lara Trebuth vom Lokalrivalen FSV Babelsberg 74 sollen zwei weitere interessante Spielerinnen zum Team stoßen. Ebenfalls wichtig dürfte sein, dass mit Kapitänin Nicole Hansen auch die Toptorschützin der vergangenen Saison gehalten werden konnte. Der SV Babelsberg dürfte damit aus dem Stegreif zu den Meisterschaftsfavoriten in der Landesliga, der vierten Spielklasse bei den Frauen, gehören.
Unter die ersten drei
„Mein persönliches Ziel ist es, unter die ersten drei zu kommen“, erzählt Trainer Stephan Weidner. „Auf jeden Fall wollen wir ganz oben mitspielen.“ Das größte Problem dabei dürfte die Umstellung von Klein- auf Großfeld sein. Sicher auch daran wird Ende August beim Trainingslager auf der Insel Ummanz bei Rügen gearbeitet werden, bevor dann Anfang September die Saison beginnt.
Grundsätzlich geht die Planung in Babelsberg jedoch weit über die kommende Saison hinaus, und die Landesliga soll im Grunde nicht viel mehr als eine Zwischenstation sein. „Je höher, umso besser“, meint auch Geschäftsstellenleiter Laars. Die Voraussetzungen dafür scheinen nicht schlecht zu sein. Der Zuspruch der Fans jedenfalls ist schon jetzt mindestens zweitligareif. Immerhin 300 Leute kamen im Mai zum Kreispokalfinale gegen Borussia Brandenburg. Selbst etliche Spiele der Bundesliga finden vor weniger Zuschauern statt.
Auch dass es mit Turbine Potsdam bereits einen etablierten Verein vor Ort gibt, sieht Laars eher als Vorteil. Immerhin schaffen nur die wenigsten Spielerinnen, die die hervorragende Nachwuchsarbeit des Vereins dort hervorbringt, den Durchbruch in der ersten Elf. Der SV Babelsberg könnte sich da für die ein oder andere durchaus zu einer interessanten Alternative entwickeln. „Irgendwann dann mal ein Derby in der Bundesliga wäre natürlich auch nicht schlecht“, meint Laars und lacht. Er weiß selbst, dass der Weg dahin noch weit ist. Die ersten Schritte aber, die sind gemacht. Jan Tölva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen