Sponsorenrückzug von Olympia: Sie wollen nicht mehr mitspielen
Top-Sponsor Toyota erachtet die Olympischen Spiele in Tokio als meidenswertes Umfeld – und sagt die Anzeigenkampagne kurzerhand ab.
Außerdem würden Toyota-Chef Akio Toyoda und andere Vertreter nicht an der Eröffnungszeremonie am 23. Juli teilnehmen. Es würden voraussichtlich Spiele werden, bei denen vieles auf Unverständnis stoße, hieß es zur Begründung. Dass einer der wichtigsten Sponsoren der Olympischen Spiele so reagiert, ist eine bittere Nachricht für die japanischen Organisatoren und das Internationale Olympische Komitee (IOC) – und es ist ein Novum in der olympischen Geschichte, in der sich Firmen und Unternehmen stets darum gerissen haben, im Umfeld der Spiele und mit dem Logo der Olympischen Ringe für sich zu werben.
Es galt durchaus als Privileg, in den Zirkel der Olympia-Sponsoren aufgenommen zu werden. Toyota ist eines von rund 60 japanischen Unternehmen, die für die Spiele eine Rekordsumme von mehr als drei Milliarden Dollar für die Sponsorenrechte gezahlt haben. Doch die Pandemie und eine Reihe von Pannen und Skandalen im Vorfeld der Spiele haben das größte Sportereignis der Welt überschattet.
Wegen Corona werden die Olympischen Spiele nahezu komplett ohne Zuschauer stattfinden. Eine deutliche Mehrheit der japanischen Bürger spricht sich in Umfragen in regelmäßigen Abständen dagegen aus, dass die Spiele in Tokio stattfinden. Offenbar geht unter den Sponsoren die Furcht vor Imageschäden um, allerdings verkauft Toyota seine Autos nur zu einem kleinen Teil in Japan. Der Absatz findet in 170 Ländern statt.
Partnervertrag bis 2024
Die Toyota Motor Corporation mit Sitz in Toyota City gibt es seit 1937. Etwa 370.000 Angestellte bauten im vergangenen Jahr in 29 Ländern über 10 Millionen Autos. Der Konzern ist 2015 ins sogenannte Top-Partner-Programm des IOC eingestiegen. Der Vertrag läuft bis 2024, zu den Sommerspielen in Paris.
Die Stimmung in Tokio vor den Olympischen Spielen
Und noch vor Kurzem begleitete Toyota-Vorstandschef Akio Toyoda das Olympia-Engagement seines Konzerns mit den üblichen blumigen Worten: „Wir glauben, dass die Kraft des Sports in seiner Fähigkeit liegt, Menschen mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und Hintergründen zu verbinden, während sie mit gegenseitigem Respekt für ein gemeinsames Ziel kämpfen.“ Japans recht ängstlicher Blick auf das Pandemiegeschehen hat nun offenbar aus einem Sportereignis mit Premium-Werbegarantie ein Event gemacht, in dessen werblicher Corona man sich nicht mehr so gern befinden möchte.
Toyota ist mit 14 weiteren global agierenden Unternehmen in der Top-Sponsoren-Riege, und es wird interessant zu sehen, wie der japanische Reifenhersteller Bridgestone und der japanische Elektronikgigant Panasonic mit den „Igitt“-Spielen von Tokio in den kommenden Tagen umgehen. Werden sie in ähnlicher Weise von den Spielen abrücken? Und was passiert mit kleineren Geldgebern aus Japan wie Asahi, Asics, Canon, Nomura, Fujitsu, Mitsubishi oder Japan Airlines. Rücken die auch ab?
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Kanzler Olaf Scholz über Bundestagswahl
„Es darf keine Mehrheit von Union und AfD geben“
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Berlinale-Rückblick
Verleugnung der Gegenwart
Wahlarena und TV-Quadrell
Sind Bürger die besseren Journalisten?