Spitzenverdienst: Championsleague der Konzernbosse
Wer ist Deutschlands bestverdienender Chef - Josef Ackermann von der Deutschen Bank oder RWE-Spitze Harry Roels? Experten fordern Klarheit.
FRANKFURT/MAIN taz Alle Jahre wieder wirft die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ihre Argusaugen auf die Managergehälter in Deutschland. Und alle Jahre wieder moniert der Hauptgeschäftsführer der Organisation, Ulrich Hocker, deren exorbitante Höhe - allerdings vergeblich. Denn auch für das Berichtsjahr 2006 gilt: Die Vergütungen für Konzernvorstände und Aufsichtsräte sind rasant gestiegen.
So genehmigten die Aufsichtsräte den Vorstandsmitgliedern der im DAX vertretenen 30 größten deutschen Unternehmen eine durchschnittliche Gehaltserhöhung von rund 200.000 Euro auf jetzt 1,9 Millionen Euro im Jahr. Die Vorstandschefs erhielten sogar 232.000 Euro mehr und strichen damit 3.417.000 Euro pro Kopf ein - im Schnitt. Sehr viel mehr erhielt der Boss der Deutschen Bank, Josef Ackermann: nämlich exakt 13,2 Millionen Euro, davon 9,4 Millionen Euro direkt aufs Konto, der Rest sind Aktienoptionen und Versorgungsbezüge.
Damit war Ackermann nach den Berechnungen der DSW wieder einmal der Topverdiener unter den Vorstandschefs. Für die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung (HBS) ist Ackermann allerdings nicht mehr die Nummer 1. Der Chef der RWE AG, Harry Roels, soll 2006 16,6 Millionen Euro bekommen haben, also 3,4 Millionen mehr als Ackermann.
Dass die beiden Organisationen zu unterschiedlichen Bewertungen kämen, liege an der immer noch zu konstatierenden "Unüberschaubarkeit" der Veröffentlichungen, klagte die DSW. Auch Matthias Müller, HBS-Experte für Corporate Governance, vermisst weiterhin eine "Standardisierung der Angaben", um die Zahlenwerke besser vergleichen zu können. Der Gesetzgeber schreibe zwar vor, was die Konzerne mitteilen müssten, nicht aber, in welcher Form.
Für Unmut bei der DSW sorgten zudem die immer gigantischeren Abfindungen und Übergangsgelder für scheidende Topmanager. So soll etwa der Ende September aus der Firma ausscheidende Vorstandsvorsitzende von EnBW, Utz Claassen, Anspruch auf ein jährliches Übergangsgeld in Höhe von 400.000 Euro haben - und das knapp 19 Jahre lang. Eine irre Frühverrentung. Claassen ist nämlich erst 44 Jahre alt. Bis zum Ablauf der Bewilligungsfrist 2026 bekommt er insgesamt 7 Millionen Euro. Und das ganz Tolle daran: Nach 2026 gibt es noch Jahr für Jahr weiter Betriebsrente in gleicher Höhe - und das bei vorzeitiger Demission nach gerade einmal drei Jahren auf dem Chefsessel.
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