Spitzenrating entzogen: Moodys stuft Frankreichs Bonität ab
Nach Standard and Poors stuft auch Moodys Frankreichs Kreditwürdigkeit herab. Jetzt ist internationale Konkurrenz zu den US-Ratingagenturen geplant.
BERLIN taz/dpa | Die US-Ratingagentur Moodys hat am Montagabend Frankreichs Kreditwürdigkeit von der Höchstwertung „AAA“ um eine Stufe auf „AA1“ gesenkt. Der Ausblick bleibt negativ. Moodys begründete den Schritt damit, dass sich die langfristigen Wachstumsaussichten des Eurolandes eingetrübt hätten. Frankreich habe an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt und der finanzielle Ausblick sei unsicher. Zudem sei immer schwieriger berechenbar, wie Frankreich künftige Krisen in der Eurozone verkrafte. Die neue Regierung in Paris sicherte daraufhin eine entschlossene Fortführung des Reformkurses zu.
Eine schlechtere Kreditwürdigkeit kann die Finanzierung für Staaten erschweren und zu höheren Zinsen führen. Kritiker bemängeln daher seit langem den großen Einfluss der dominanten amerikanischen Agenturen und fordern eine Reform der Branche. Die Bertelsmann-Stiftung setzt auf eine neue, internationale Ratingagentur; am Dienstag stellte sie eine simulierte Bewertung verschiedener Länder durch die geplante Agentur vor. Frankreichs Bonität würde demnach ebenso nur mit der zweithöchsten Stufe „AA+“ bewertet, Italiens Rating fiel jedoch mit „AA-“ deutlich besser aus als bei den drei großen Agenturen.
Im Gegensatz zu den US-Agenturen soll die neue Institution transparent und nicht gewinnorientiert arbeiten und ausschließlich Länder bewerten. Zudem sollen Faktoren wie Reformwillen oder Krisenmanagement in der Vergangenheit besonders bei Industrienationen verstärkt einfließen. Dies führte etwa zur besseren Bewertung Italiens. Die Gespräche zur Umsetzung der Pläne laufen derzeit.
„Wir haben international durchweg eine positive Resonanz erhalten. Insbesondere Schwellenländer sind sehr interessiert“, sagte Projektleiterin Annette Heuser. So könne sich etwa Brasilien „sehr gut vorstellen, sich im Rahmen der G 20 für eine internationale Agentur einzusetzen“. Europäische Politiker verlangten zunächst eine rein europäische Agentur als Gegenpol zu Moodys und Co. Doch auch sie hätten laut Heuser nun eingesehen, dass dies von den Märkten nicht als seriös empfunden würde.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen