Spielzeug im Kot: Das muss man erstmal schlucken
ÄrztInnen essen zum Wohle der Wissenschaft Legomännchen – aber da geht noch mehr! Ein Plädoyer für den Selbstversuch.
Eigentlich sollte man sich Gedanken machen, wenn einem aus der Kloschüssel ein Legomännchen entgegenwinkt. Erstens sitzt dann das Männchen in der Scheiße, zweitens stellt sich relativ drängend die Frage, wie es dort hingekommen ist. Zumindest auf die zweite Frage kannte ein Team aus britischen und australischen ÄrztInnen die Antwort schon, als sie Köpfe von Legomännchen in ihrem Kot entdeckten – immerhin hatten sie die vorher freiwillig gegessen. Ganz im Sinne der Wissenschaft natürlich.
Herausgekommen ist dabei eine Studie, frisch veröffentlicht in einem Magazin für Kinderheilkunde. Ziel war herauszufinden, ob es gefährlich ist, wenn Kinder Lego essen. Das Ergebnis, das nervöse Eltern beruhigen dürfte, ist eindeutig: Nein.
Dafür evaluierten die WissenschaftlerInnen die Zeit bis zum Ausscheiden des Spielzeugs in einem FART (Found-And-Retrieved-Time) und die Konsistenz ihres Stuhlgangs in einem SHAT (Stool-Hardness-And-Transit) Score. Im Schnitt brauchten sie 1,7 Tage, um den Legokopf auszuscheiden. Die Konsistenz des Stuhls hatte dabei keinen nennenswerten Einfluss darauf, nach wie viel Zeit die Spielzeuge wieder rauskamen. Kinder können also weiter bedenkenlos Lego snacken, solange es nicht größer als fünf Zentimeter ist.
Neben dieser wichtigen Erkenntnis lässt sich an der Studie aber vor allem eins ablesen: WissenschaftleInnen werden aufopferungsbereiter. Der Selbstversuch, Gipfel der ärztlichen Leidensbereitschaft für den Patienten, kommt wieder in Mode. Das ist auch ganz im Sinne der studentischen Versuchskaninchen, die sich sonst für Studien hergeben müssen.
Und auch wenn das mit dem Lego jetzt geklärt wäre, stehen einige Experimente ja noch aus. Der große Selbstversuch „Beeinflusst es den Kreislauf, Serien im Bett zu schauen?“ zum Beispiel. Oder, zum Wohle der Kinder nochmal, ist exzessives Eisenbahnspielen schädlich für die Knie?
Wir sind gespannt.
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