: Spielhaus in Gefahr
■ Die Zukunft des Spielhauses in Oslebshausen ist ungewiß: Honorarkräfte statt Erzieherin – so heißt ein Sparprogramm, das die Kontinuität bedroht.
Das Sommerferien-Programm im Spielhaus Oslebshausen steht auf wackeligen Beinen. Möglicherweise der Fortbestand des gesamten Spielhauses. Denn ob die halbe Stelle der jetzigen Erzieherin nach Juni noch bezahlt werden kann, ist fraglich: Das Amt für Soziale Dienste pocht darauf, daß der „Ausnahmevertrag“ mit dem Trägerverein des Spielhauses nicht verlängert wird – jedenfalls nicht in der bisherigen Form. Sparen ist angesagt und das würde bedeuten, daß die feste halbe Stelle einer Erzieherin durch wechselnde Honorarkräfte ersetzt werden müßte.
„Keine Ahnung, was wird, wenn diese Pläne wahr werden“, sagt Ralf Jonas vom Vorstand des Spielhaus-Vereins. „Mit Honorarkräften alleine kann man das Angebot doch nicht halten“. „Das Angebot“, das sind regelmäßige Öffnungszeiten, viermal wöchentlich. Das Besondere daran: Die Kinder, die es wahrnehmen, haben es bitter nötig. Die meisten von ihnen sind Schlüsselkinder, viele aus geschiedenen Familien; rund 16 Kinder gehören zur „Stammkundschaft“ und kommen fast täglich. Wenn sie das Spielhaus nicht hätten, müßten sie auf der Straße rumhängen, das hat eine kleine Erhebung des Spielhauses erbracht. „Stimmt. Wo denn sonst?“, bestätigt Janila Brosius diese Beobachtungen lakonisch. Sie ist mittlerweile 19 Jahre alt und gehört zu einer Jugendgruppe des Bürgerhauses – aber früher, da war sie jahrelang im Spielhaus, zum Basteln, Malen, Spielen, wie die anderen Kinder aus der Alt-Oslebshausener Nachbarschaft .
Bis zu 25 Kinder treffen sich täglich im Spielhaus, bis zum 12. oder 13. Geburtstag – dann ist Schicht. „Danach gehen sie ins Bürgerhaus“, sagt Tarla Beeck, die Erzieherin im Spielhaus. Und Ralf Jonas ergänzt: „Das ist Konzept. Die Angebote hier am Nonnenberg sind gut aufeinander abgestimmt.“ Die räumliche Nähe und die personellen Überschneidungen machen das möglich - und nötig. Denn Oslebshausen gehört zu den sozial benachteiligten Stadtteilen Bremens, das bestätigt eine Studie des Amtes für Soziale Dienste. Die JugendarbeiterInnen vor Ort loben deshalb die „gewachsene Angebots-Struktur“. Da biete auch ein anders Spielhaus in Wohlerseichen keinen Ersatz: „Zu weit für die Kinder.“
Bürgerhaus, Spielhaus und der städtische Kinderhort liegen eng beieinander. Veränderungen in einen Haus lösen auch in den anderen Einrichtungen Bewegungen aus. Im Kinderhort beispielsweise hat man die Gerüchte von der Umstrukturierung des Spielhauses schon gehört – und fürchtet deren Konsequenzen. „Dann stehen die Kinder bei uns auf der Matte, weil sie nicht wissen, wohin“, sagt Hortgruppenleiter Rolf Niemeyer. Das sei schon im letzten Winter so gewesen, als die Finanzierung des Nachbarhauses schon einmal auf der Kippe stand. „Aber wir haben keine Plätze frei im Hort – selbst wenn die Kinder das wollten“. Und manche, das weiß der erfahrene Pädagoge auch, brauchen die Freiheiten eines Spielhauses.
Daß der Hort dennoch die Anlaufstelle für Kinder wäre, sobald das Spielhaus geschlossen würde, erscheint Maria Spieker von der Jugenddeputation nur logisch. „Eigentlich füllen Spielhäuser doch nur eine Lücke. In den Horten fehlen jede Menge Plätze.“ Um diesen Mangel zu beheben, will die Jugendpolitikerin der Grünen sich für eine grundsätzliche Lösung einsetzen. „Das Spielhaus in Oslebshausen muß ebenso wie das in der Stader Straße abgesichert werden. Man muß begreifen, daß die Qualität der Arbeit an Personen hängt.“
Per Deputationsbeschluß ist nun das Amt für Soziale Dienste beauftragt, ein Konzept für die Spielhäuser zu entwickeln. „Ende April soll die Entscheidung über das Spielhaus Bexhöveder Straße fallen“, bestätigt der Sprecher der Sozialbehörde, Wolfang Beyer. Solange sei alles offen: Die Spielhaus-Verlegung nach Wohlerseichen. Oder die Übernahme des Spielhauses durch das Bürgerhaus, hofft Ralf Jonas. Oder eine Stellen-Finanzierung durch das „Lücke-Kinder-Programm“, sagt Maria Spieker. „Schließlich ist das für Kinder bis 14 Jahre gedacht.“ ede
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