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Archiv-Artikel

Spiel mit der Zeit

Die kenianische Compagnie Gáara überzeugt auf Kampnagel durch moderne Formensprache

Die Rituale seiner Vorfahren würden seinen Blick schärfen, ihm helfen herauszufinden, wer er sei, in seiner Stadt, in seinem Land, in Relation zum Rest der Welt. Mit diesen Worten stellte sich der kenianische Choreograf Opiyo Okach im Anschluss an die Vorstellung seines Tanzstücks Abila dem Publikum auf Kampnagel vor. Zwar habe er bislang mehr Fragen als Antworten gefunden, dennoch hatte der Auftritt seiner Compagnie Gáara in der Formulierung einer unabhängigen Sprache einer neuen, selbstbewussten Künstlergeneration überzeugt.

Tradition und Technologie verschränkt Okach zu einem pulsierenden Bild von der Kultur eines modernen Afrika. Ein Bild, das einen urbanen Alltag in der Kunst reflektiert, ein Kamerabild, das die Bewegungen von fünf Tänzern auf Wände projiziert. Und was anfangs noch die Generierung des überkommenen Musters vom Mann aus dem Busch, der seine Wurzeln an den trügerischen Schein der modernen westlichen Welt verliert, befürchten lässt, entwickelt sich zu einem fesselnden, zeitgenössischen Tanzritual. Vielfalt und Reife an künstlerischer Erfahrung verbinden sich hier zu ästhetisch unvermutet jungem Ausdruck.

1995 hat Opach, der englische Literatur studierte und ein Tanz- und Theaterstudium in London absolvierte, in Nairobi die Compagnie Gáara gegründet. Mit Unterstützung der UNESCO ist er dabei, ein multidisziplinäres Zentrum aufzubauen. Auf diesem Wege fanden der französische Videokünstler Eric Angels sowie die Komponisten Ondrej Adamek und Joël Merah den Weg in diese Produktion. Nahtlos fügt sich deren elektronische Musik von traditionellen Klängen über Ethnopop zur Techno Trance.

Abila erzählt von Versöhnung. Opach spielt mit der Zeit. In meditativer Langsamkeit beginnt das Ritual. Die Tänzer streuen Linien aus weißem Mehl, balancieren Flaschenkürbisse auf den Schultern. Währenddessen sitzt Opach selbst als smarter Dandy im roten Anzug am Rand und beobachtet die Szenerie, bereit, mit seinem Auftritt die anderen zu „infizieren“. Kurzzeitig schlüpfen auch sie in die Kleidung, die den modernen Städter kennzeichnet.

Doch der spannende Teil beginnt mit der Rückverwandlung, die in dynamischer Verdichtung die Suche nach einer neuen Identität einleitet. Mit minimalen Mitteln verbindet Opach hier zwei Welten zu einem packenden Kaleidoskop kontrastierender Rhythmen. Marga Wolff

nächste Vorstellungen: 7. + 8. März, 19.30 Uhr, Kampnagel (k2)