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Spiegelfechtereien

Beim HMI-Reaktor verläßt Walter Momper sein politisches Gespür  ■ K O M M E N T A R

Vielleicht hat der Mann zuviel am Hals. Sonst könnte sich Walter Momper zum Beispiel von seinen Parteifreunden in Nordrhein-Westfalen oder Schleswig-Holstein einmal über die Grundlinien eines atomrechtlichen Genehmigungsverfahrens aufklären lassen. In seiner Umgebung jedenfalls scheint es niemanden zu geben, der dem Regierenden erklärt, daß ein Entsorgungsnachweis eben nicht schon erbracht ist, wenn der im Senat versammelte Sachverstand den Zeitpunkt und die politische Situation für reif hält. Da sind stringente Bedingungen zu erfüllen. Kein Atomkraftwerk in der Bundesrepublik könnte mit derart vagen und waffenstarrenden Hoffnungen über den Verbleib der abgebrannten Brennelemente weiterbetrieben werden, wie sie das HMI vorgelegt hat.

Walter Momper läßt zudem sein politischer Instinkt im Stich, wenn er die Wissenschaftssenatorin als wadenbeißende Kontrahentin der zuständigen Senatorin vorschickt. Denn Frau Riedmüller probt, offenbar ohne jedes Gespür für das gesamtpolitische Panorama, Arm in Arm mit dem Bonner Forschungsminister die schwarz-rote Koalition. Was scheren Riesenhuber „Recht und Gesetz“, wenn ohne beides vielleicht erst Rot-Grün und dann Walter Momper zur Strecke gebracht werden können. Und auch die Ober-Entsorger in Wannsee wittern Morgenluft. Es müßte doch zu schaffen sein, die Dame Schreyer weiter zu isolieren und - vielleicht schon im Juli

-endgültig loszuwerden.

Michaele Schreyer hat gestern daran erinnert, daß der erste rot-grüne Versuch auf Landesebene seinerzeit in Hessen an der Uneinsichtigkeit des größeren Koalitionspartners in Sachen Atom gescheitert ist. Anschließend bestätigten die Gerichte Joschka Fischers Position. Der Ministerpräsident heißt seither Walter Wallmann. Vielleicht ist ja auch alles ganz anders: Walter Momper setzt auf Eberhard Diepgen - als Innensenator.

Gerd Rosenkranz

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