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Spekulationen um Honecker

■ Russischer Reformpolitiker: Kein Flug nach Chile

Bonn (dpa) — Die russische Regierung wird Erich Honecker nach Überzeugung des Moskauer Reformpolitikers Kirill B. Ignatjew weder nach Chile noch nach Nordkorea ausreisen lassen. Die russische Regierung habe in dieser Frage eine „ziemlich harte Position“, sagte Ignatjew gestern in Bonn zu Spekulationen, er solle bald nach Chile ausgeflogen werden. Ignatjew ist Führungsmitglied der Bewegung „Das Demokratische Rußland“, die Boris Jelzin unterstützt. Der chilenische Botschafter in Moskau, Almeyda, der zur Zeit Gastgeber Honeckers ist, bezeichnete dessen gegenwärtigen Gesundheitszustand als „schlecht“, seine Gemütsverfassung als „nicht die beste“.

Zur Diskussion um eine neue autonome Region für die unter Stalin nach Kasachstan zwangsumgesiedelten Wolgadeutschen übte Ignatjew Kritik an Jelzins Vorschlag, dafür ein ehemaliges Militärgelände zur Verfügung zu stellen. Dies sei sehr weit entfernt „von allen Infrastrukturen“. Inzwischen sei man aber mit Jelzin einig, einen Kompromiß zu suchen. Der könnte bei Zustimmung der Betroffenen darin bestehen, meinte Ignatjew, einen Teil der Deutschen in ihrem alten Gebiet und einen Teil in Königsberg anzusiedeln. Wenn dann die Ansiedlung erfolgt sei, könnte die politische Frage der Autonomie gelöst werden.

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