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Spekulationen mit WährungenHochriskantes Dreiecksgeschäft

Geschäfte mit Währungen boomen, seit die Notenbanken quasi für lau Geld vergeben. Aufgepumpt wird alles von einem schwachen Dollarkurs. Steigt der, platzt die Blase.

Wenn der schwache Dollar steigt, dann platzt die nächste Blase, sagt Nouriel Roubini. Bild: Andrew Magill - Lizenz: CC-BY

Der erfolgreichste Krisenprophet der Welt heißt Nouriel Roubini. Der Ökonom von der New Yorker Universität wurde berühmt, weil er 2006 als einer der ersten bürgerlichen Wissenschaftler den Zusammenbruch des US-Immobilienmarkts und dessen Folgen voraussagte. Roubini schlägt nun wieder Alarm.

Seine These: Derzeit läuft der ultimative "Carry Trade" und wird sogar offiziell subventioniert. Beim Carry-Trade leihen sich Spekulanten Geld in Währungen mit niedrigen Zinsen und investieren es anschließend in Währungen mit hohen Zinsen.

Statistiken darüber gibt es nicht, aber das hochriskante Dreiecksgeschäft blüht, seit die Notenbanken in Washington und London quasi für lau Geld vergeben, das umgehend seinen Weg in alle möglichen risikoreichen Geschäfte findet.

Die Erträge der Spekulanten sind beeindruckend: Seit Jahresbeginn konnten allein mit dem Währungskorb der G-10-Staaten 20 Prozent Gewinn gemacht werden. Der CEE-Index für osteuropäische Währungen legte seit März sogar um rund 35 Prozent zu, und wer in den brasilianischen Real oder indonesischen Rupiah anlegte, konnte im selben Zeitraum über 70 Prozent Rendite einfahren.

Für die unfreiwilligen Empfängerländer ist dieser spekulative Geldstrom in der aktuellen Wirtschaftskrise gefährlich, treibt er doch ihre Devisenkurse nach oben. In der Folge werden die eigenen Waren im Ausland teurer.

Das dadurch erschwerte Exportgeschäft wiederum gefährdet einen Aufschwung von Industrie und Gewerbe. Die Nutznießer davon sitzen in England und den USA. Deren Regierungen versuchen, den Kurs von Dollar und Pfund weiter niedrig zu halten, um die eigenen Warenausfuhren zu begünstigen.

Aufgepumpt wird die ganze Blase mit einem schwachen Dollar. Roubini fürchtet daher einen plötzlichen Anstieg des Dollarkurses. Dann könnte diese globale Spekulationsblase platzen. Damit rechnet auch Bankanalyst Michael Rottmann von Unicredit: "Der Tag der Abrechnung wird kommen."

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8 Kommentare

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  • A
    AliNichtEscobar

    @Pat

    Woran merkst du, dass ich keine Ahnung hätte?

     

    Ich glaube, dass ich sehr wohl Ahnung von der Materie habe; und zwar nicht gerade wenig. Vielleicht sogar mehr als du?

  • P
    Pat

    @ wurdezeit

     

    Na ja, zur Regulation gibt es ja schließlich Notenbanken. Zur Not könnte man sich auch einmal absprechen, um extreme Zinsunterschiede zu vermeiden. Natürlich möchte jede Notenbank ihre eigene Suppe kochen. Bitteschön, dann müßen sie diese eben auch selber auslöffeln.

    Wenn das Geld plötzlich und schnell abgezogen wird, Beispiel Australien, dann gibt es dafür auch einen Grund. Die Dummen sind in diesem Fall die Banken und deren Kunden, welche sich auf Währungsdifferenzgeschäfte eingelassen haben. Vor allem Japan und andere Niedrigzinsländer, welche wiederum auf Kosten Währungsstarker Länder ihre Waren und Güter günstiger exportieren können. Dafür müssen sie aber teuer Rohstoffe mit ihrer schwachen Währung kaufen. Es gleicht sich somit wieder aus. Die Erde ist mittlerweile Rund :-)

  • W
    wurdezeit

    @pat:

    natürlich gibts das schon immer und ewig. neu ist die enorme menge an geld und dessen zinsen.

     

    die probleme die entstehen wenn diese mengen wieder abgezogen werden. was wird dann aus australien zb? hier gibt es zZt hohe zinsen. was passiert wenn dort abermilliarden an geld wieder abgezogen werden?

     

    und dass die taz darüber berichtet.

  • EB
    Ein Brandenburger

    Ich glaub's ja nicht. Oscar Lafontaine hat sich wirklich 1998 oder 1999 für die Einführung von Wechselkurs-Zielzonen ausgesprochen.

    Danke für den Hinweis.

     

    Zitat:

    „Konkrete Maßnahmen beispielsweise zur Stabilisierung der Wechselkurse werden jedoch von dem Treffen auf dem Petersberg nicht erwartet. Die Positionen sind noch zu verschieden: Anders als einige europäische Regierungen wie die deutsche und die französische, lehnen die Amerikaner Zielzonen für Wechselkurse kategorisch ab. Finanzminister Rubin hatte entsprechende Äußerungen seines deutschen Amtskollegen Oskar Lafontaine immer wieder vehement zurückgewiesen.“

     

    Der vollständige Artikel:

     

    http://tinyurl.com/Wechselkurs-Zielzonen

  • P
    Pat

    Man merkt sehr deutlich das weder der Autor noch die Kommentatoren Ahnung von der Materie haben. Den "Carry trade" gibt es seit der Aufhebung fester Wechselkurse, also nichts Neues. Es gibt immer Länder mit hohen Zinsen um Kapital ins Land zu holen, und Länder mit niedrigen Zinsen bei denen zu viel Geld vorhanden ist. Das enorme Risiko bei einem Carry trägt der Spekulant bzw. die Bank. Währungen sind nicht schwach oder stark aufgrund von Spekulanten sondern aufgrund fundamentaler ökonomischer Faktoren. Nicht umsonst befindet sich der Dollar gegenüber dem Euro auf Tauchkurs. Außerdem hat jede Münze zwei Seiten. Eine schwache Währung ist sehr gut für den Export, während eine starke Währung gut für den Import ist. Das ganze Thema ist natürlich wesentlich komplexer. Machen Sie also erst einmal ein Kurs in Volkswirtschaftslehre (gibt günstig bei der VHS), und äußern Sie Ihre Meinung danach noch einmal.

  • W
    wurdezeit

    der artikel ist wirklich etwas kurz und schwammig. über das thema berichten viele weniger bekannte seiten seit langer zeit.

     

    schön dass es endlich zugang zum mainstream findet.

     

    ansonsten bleibt nur zu sagen, wir werden uns noch sehr lange quälen müssen, bis es reformen gibt. der carry trade könnte aber hilfreich sein, das ganze zu beschleunigen.

     

    andererseits, warum sollte etwas geändert werden? mit der krise konnte man die besten geschäfte seit jahren machen.

  • A
    AliNichtEscobar

    Und wer wollte schon 1998 stabile Wechselkurszielzonen einführen?

    Sicher nicht der Oskar. Der hat ja vor lauter Schnackseln keine Zeit. Schon klar.

  • O
    Oskar

    Ohhhh man!

    Geld ist doch, in dieser Form, nur Schall und Rauch.

    Und das auf unsere Kosten!

    Ungeheurlich!