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Spekulation über Strahlung

■ Die Sowjetunion dementiert erneut, für die erhöhte radioaktive Strahlung im März verantwortlich zu sein / Internationale Atomexperten tappen im dunkeln

Berlin (taz/afp/dpa) - Die Ursache für die Anfang bis Mitte März in weiten Teilen Europas registrierte erhöhte Strahlenbelastung bleibt weiter im dunkeln. Gestern wies der sowjetische Minister für Atomenergie, Lukonin, alle Vermutungen eines neuen Unfalls in einem sowjetischen AKW kategorisch zurück. Keine der 14 sowjetischen Kontrollstationen hätte anomal hohe Radioaktivitätswerte gemessen. Die erhöhten Werte in der BRD müßten durch einen Störfall in einem anderen Land ausgelöst worden sein. Gestern kursierten nur Vermutungen über die mögliche Strahlenquelle bis hin zur Annahme, die erhöhte Strahlung stamme aus Reinigungsarbeiten in einer Atomanlage. Insbesondere schwedische Experten gehen weiter davon aus, daß bei Berücksichtigung der damaligen Wetterlage der Ursprungsort im Gebiet von Zentralrussland gelegen haben müsse. Für einen Störfall spreche auch die ungleichmäßige Zusammensetzung von Jod 131 und dem Xenon–Gas. Nicht ausgeschlossen wird aber auch, daß Luftmassen, die sich im asiatischen Teil der UdSSR über dem Gebiet eines Atomwaffentests befanden und die Strahlung aufnahmen, erst nach einiger Zeit in westliche Richtung abwanderten. Nach dem auf der Sonderkonferenz der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien (IAEA) im vergangenen Herbst getroffenen Übereinkommen zur umgehenden Information bei Störfällen ist die sowjetische Seite in diesem Fall nicht zu einer Meldung verpflichtet, da die Werte der erhöhten März–Strahlung „zu gering“ waren. Information müsse nur erfolgen, wenn bei Störfällen grenzüberschreitende Auswirkungen mit Gesundheitsgefahren angenommen würden.

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