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Archiv-Artikel

Rendez-vous mit Senegals musikalischer Vergangenheit: Orchestra Baobab in der Fabrik Specialist in all Styles

15 Jahre war das Orchestra Baobab in der Versenkung verschwunden. Erst Nick Gold, dem Labelchef von World Circuit, ist es gelungen, die Mitglieder von Senegals Superband der 70er Jahre wieder gemeinsam ins Studio und auf die Bühne zu bekommen. Zum ersten Mal nach ihrer gefeierten Reunion ist die Band nun auch in Hamburg on stage, von ihren Fans sehnsüchtig erwartet.

Und auch Barthelmy Attisso wird dabei sein. Der begnadete Gitarrist ist der Herzmuskel des Orchestras und hat sich fürs erste Album nach langer Pause einige zusätzliche Effekte ausgedacht, dabei aber nichts von seinem magischen Können eingebüßt. Es war schwer, den in Togo praktizierenden Anwalt wieder zurück an die Gitarre zu lotsen, so Nick Gold in einer Presseerklärung seines Labels. Mit der Reunion hat er sich einen alten Traum erfüllt, wobei er mit Youssou N‘Dour ausgerechnet den Mann als Mitproduzenten verpflichtete, der für den Niedergang der Kultband maßgeblich verantwortlich war.

1982 hatte Youssou N‘Dour mit seinem Mbalax-Sound, einem senegalesischen Tanzstil, das Orchestra Baobab herausgefordert. Das hielt am eigenen Stil fest, ergänzte ihn nur durch neue Instrumente und zwei Sängerinnen, doch gegen die Super Etoile de Dakar von Youssou N‘Dor war kein Kraut gewachsen. Der Stern des Orchestra Baobab verblasste, und 1987, nach einer Frankreichtour, löste sich die Band auf. Für die Baobab-Altmeister kein Probem: Wir haben die Pflanze gesät, und er hat sie gegossen, so Sänger Ndiouga Dieng abgeklärt-altersweise in einem Interview.

Entsprechend produktiv war auch die Zusammenarbeit im Studio. Zehn Tage reichten der Band, die mit ihrem traditionellen Griot-Gesang und einem ordentlichen Schuss kubanischer Rhythmik Geschichte schrieb, um 2001 ihr erstes Album nach langer Pause einzuspielen. Die Meister des Mandinka, Mandiago und der Rumba congolese haben nichts verlernt. Virtuos pendelt das Orchestra zwischen den Genres, und auch die musikalischen Ausflüge in die Karibik, genauer nach Kuba, sitzen, als hätte es nie eine Schaffenspause gegeben.

Davon durfte sich auch Ibrahím Ferrer überzeugen. Dessen unverwechselbare Stimme ist bei „Hommage à Tonton Ferrer“ und „Otras Horas“ zu hören. Ferrer hat im Übrigen viel für den Reggae-Einschlag des Orchestras übrig. Die „Specialists in all Styles“ sind zurück und endlich auch in Hamburg zu sehen – Nick Gold sei Dank. Knut Henkel

Freitag, 21 Uhr, Fabrik