piwik no script img

Spatenstich für Stuttgart 21Immer schön sauber bleiben

Heute beginnt der Bau des neuen unterirdischen Hauptbahnhofs der Schwabenmetropole. Dem Mammutprojekt muss ein großer Teil der Subkultur weichen. Ein Nachruf.

Sieht erstmal gut aus. Doch für die neue Nüchternheit müssen Teile der Stadt für immer weichen, die ihr ein wenig Charakter gaben. Bild: dpa

STUTTGART taz | Das Herz Europas ist eine Einkaufsstraße. Zara, Pimkie, H&M, Sport-Scheck, Mango, Benetton, MediaMarkt, Karstadt, Kaufhof, C&A, S. Oliver, nochmal H&M, nochmal Zara - das Herz Europas ist so groß, dass mehrere Filialen einzelner Ketten hineinpassen. An normalen Tagen schleppen dort Horden von Menschen an ihren frisch vollgeshoppten Einkaufstaschen schwerer als die Sklaven im alten Ägypten an den Steinen zum Pyramidenbau. Die Rede ist von der schnurgeraden Königstraße.

Am Dienstag fangen sie in der Stadt an, einen neuen Hauptbahnhof zu bauen. Der wird aus schwäbischer Sicht eine Art modernes Weltwunder, und weil Stuttgart außerdem ungefähr in der Mitte des Kontinents liegt, kam irgendein städtischer Marketing-Fuzzi auf die autistische Idee, der Stadt den Titel "Das neue Herz Europas" zu verleihen. Das Hirn Europas läge demnach ungefähr in Bielefeld.

Für schlappe 4,03 Milliarden Euro wird unter dem Titel "Stuttgart 21" der gesamte Bahnhof samt Gleisanlagen in 32 Kilometer lange Tunnel unter die Erde gelegt. Zusammen mit der geplanten 2 Milliarden Euro teuren ICE-Neubaustrecke durch die Schwäbische Alb nach Ulm handelt es sich um das größte Infrastrukturprojekt Europas, sagt zumindest Bahnchef Grube.

Nun haben der Bahnhof und Peter Handke etwas miteinander zu tun. Als der Schriftsteller 1973 in der Stadt weilte, schimpfte er: "Von allen deutschen Städten, die ich kenne, habe ich mich nur in Stuttgart bedingungslos fehl am Platz gefühlt." Man hört das so oder so ähnlich immer wieder von Besuchern. Handke war besonders von den Menschen irritiert: dass in Stuttgart Leute in Trainingsanzügen auf Trimm-dich-Pfaden genau vor dem Kniebeugen-Piktogramm innehalten und wie dort empfohlen genau zehn Kniebeugen machen.

Was er sonst konstatierte, hat sich bis heute gehalten: erstickendes Villenleben an den Hügeln über dem engen Talkessel und unten von breiten Straßen durchtriebene Ordnung sowie ratternde Straßenbahnen. Was komplett fehlt, ist der Charme wilden Stadtwirrwars, kaum spontan in vergessenen Ecken wuchernde Natur, nur sortierte Kleingärten und Naherholungspfade. Selbst den einzigen Bach im Tal, den Nesenbach, haben sie schon vor Jahrhunderten eingemauert und unter die Erde verbannt. Scheint in den Genen zu liegen.

Auch wenn Handke nie was über den neuen Bahnhof sagte: "Stuttgart 21" schreibt sein Unbehagen der Stadt gegenüber perfekt fort. Da werden riesige, momentan noch mit Gleisen überzogene Flächen mitten in der Stadt frei, die bisher vom Neckar aus die Stadt teilen, bis sie jäh am Kopfbahnhof enden. Eigentlich grandios. Und was wird daraus: nebst einer Vergrößerung des Schlossparks noch mehr Galerien und Kaufhäuser, Büros und Reißbrettwohnflächen, um die Kohle aus dem Bausparvertrag zu investieren. Hurra.

Dagegen wird ein gutes Stück Wirrwarr der Stadt abgerissen: die alte Bundesbahndirektion mit spätbarocker Fassade, heute ein Refugium für Künstler, Schriftsteller, Musiker oder Modedesigner und mit einem Club, dem "Rocker 33". Viel schlimmer noch: Die legendäre "Röhre" wird weggebuddelt, ein Club in einem nie fertig gebauten Straßentunnel. Auf der anderen Seite der "Landespavillon" mit seinen wilden Konzerten - auch bald weg. Und dann gibt es da eine Kolonie von Künstlern, die vor zehn Jahren ein paar vor sich hin rostende Eisenbahnwaggons auf dem stillgelegten Teil des alten Nordbahnhofs renoviert haben. Wo sie ab September wohnen sollen, wissen sie noch nicht.

Soll man etwa wegen ein paar Lebenskünstlern ein Milliardenprojekt abblasen? Das wäre ein verdammt cooles Ende für "Stuttgart 21", dessen absehbar explodierende Kosten in Zukunft vom Rest des Republik bezahlt werden müssen. Was wütend macht, ist diese arrogante, gegen Kritik resistente Selbstverständlichkeit, mit der in der Stadt seit Jahren die verruchtesten, freiesten Orte für Großkinos und Konsumtempel platt gemacht werden. Stuttgart war in den 90ern Hip-Hop-Stadt: Die Fantastischen Vier kommen von hier, Freundeskreis auch, es gab eine lebhafte Graffiti- und Breakdancer-Szene.

Als sich 1993 ein Manager von Südmilch wegen krummer Geschäfte nach Paraguay absetze, verwandelte sich eine der ehemaligen Fabriken in eine Szene aus Clubs wie das M1 oder das Zapata, die in ganz Deutschland bekannt wurden. Halblegale Partys mit Skaterampen auf der Tanzfläche. An der Stelle steht jetzt ein Multiplexkino mit dem Flair eines Flughafenterminals. Ein paar Jungs in Schlabberhosen haben der Stadt damals mehr Image verpasst, als das Milliardenloch im Schlossgarten es je tun wird.

Jean-Christoph Ritter, als "Schowi" Rapper bei "Massive Töne", hat die Zeit miterlebt. "Keine Ahnung, wer schuld ist. Stuttgart war eben seit je eine entwickelte Stadt, und wenn es irgendwo Brachen gibt, kommt sofort was rein, das der wirtschaftlichen Landschaft hilft", sagt er. So bleibt Stuttgart die sauberste und wohlorganisierteste Stadt der Welt, mit dem unwiderstehlichen Drang, seine besten Seiten zu zerstören.

Abends auf der Königstraße, nach Ladenschluss, kaum auszuhalten: Junge Menschen tragen den Inhalt ihrer Einkaufstaschen am Körper spazieren, sie riechen nach CK One, unterhalten sich über Handyverträge, Fitnessstudios und Solarien. Da! Ein Hundehaufen auf dem Gehweg - endlich ein klein wenig Anarchie. Ein schüchternes Graffito auf einem Umspannungskasten: möglicherweise eine aufkeimende Jugendrevolution. Ein rülpsender Punk vorm Hauptbahnhof, man möchte ihn spontan herzen: Rebellion gegen die Etikette! Und dann hat doch Papi die teure Nietenjacke bezahlt. Also gut, auf dem Dornhaldenfriedhof liegen Gudrun Ensslin und Andreas Baader beerdigt. Das rockt irgendwie. Wenn sie es nicht so furchtbar übertrieben hätten.

Dem Oberbürgermeister, Wolfgang Schuster, kann man kaum einen Vorwurf wegen der Entwicklung der Stadt machen. Viele schreiben ihm den Charme einer Butterbrezel zu - und man muss sagen: nicht völlig zu Unrecht. Man kann ihn zum Beispiel fragen, was er von direkter Demokratie hält, schließlich wollen seine Bürger gern über das Riesenloch "Stuttgart 21" abstimmen. Dann kommen ungefähr Sätze wie, Zitat erfunden, aber an wahre Begebenheiten angelehnt: "Nach Paragraf 21 der Gemeindeordnung für das Land Baden-Württemberg darf ein Bürgerbegehren nur Angelegenheiten zum Gegenstand haben, die …" und so weiter.

Zwar ist die Kulturförderung Stuttgarts eigentlich vorzüglich, ebenso hat die Stadt ihre 40 Prozent Migranten in der ersten oder zweiten Generation integriert wie kaum eine andere Kommune in Deutschland. Aber vom Wert von Subkultur und Freiräumen jenseits des Kulturetats versteht Schuster so viel wie Papst Benedikt vom Kamasutra.

Deshalb, liebe Berliner, wird der Zustrom schwäbischer Lebensgefühlflüchtlinge nicht abreißen. Folgendes Angebot: Im Gegenzug dafür, dass ihr uns Asyl gewährt, demonstrieren wir für den Erhalt der Köpi und des Spreeufers. Wir schwören bei der heiligen Maultasche, dass wir die Mieten in Prenzlberg nicht mehr in die Höhe treiben werden.

Und wir fordern ein klein wenig Toleranz. Bitte. Es ist erniedrigend, wie man als Schwabe in der gesamten Republik seine Wurzeln verleugnen muss. Einen Logopäden aufsuchen und Weinkorken in den Mund stecken, um nicht anhand der Aussprache enttarnt zu werden. Sonst drohen Ausgrenzung, Verachtung, Gelächter. Man denke nur an den armen Horst Köhler. Dessen Amtsurvater Theodor Heuss hat Stuttgart mal mit Florenz verglichen. Aber das war vor dem Krieg.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

52 Kommentare

 / 
  • M
    Mitch

    Leider werden die Bagger mit grünen Luftbalons und Trillerpfeifchen nicht aufgehalten. Ich hoffe ja das die Solidarität der BerlinerInnen so weit geht, hier mit uns in Stuttgart mal einen revolutionären 1. Advent zu veranstalten. Wenn dabei anstatt einer Kerze dann ein Bagger brennt, weint dem hier sicher auch keiner eine Träne nach.

  • OI
    Ossi in Stuttgart

    Als Exil Ossi im Schwabenland kann ich dem Artikel nur zustimmen.

    Nach 3 Jahren bin ich langsam mit den Schwaben in allen ihren "Abbarten" klar geworden und konnte mir sogar eine Zukunft in Stuttgat vorstellen und dann Stuttgart 21: Röhre dicht, Landespavillion dicht, Wagenhallen dicht und die nächsten 50 jahre keinen g'scheiten stadtpark

    naja dann ab nach berlin (da ist es eh billiger)

     

     

    achja regestriert euch unter www.parkschuetzer.de vielleicht gibt es noch eine chance

  • T
    Talpone

    Der Artikel hätte genausogut über Bankfurt sein können. Krankfurt wird seit den 70er immer wieder von der Baumafia umgepflügt ohne Rücksicht auf Stadtbild, Denkmalschutz, Lebensqualität oder die Bedürfnisse der Bürger - meistens um noch mehr leerstehende Büros (Messeturm, Opernturm), öde Einkaufstempel (MyZeil) voller Kettenklonen, oder "exklusive Wohnungen" zu bauen. Bezahlbare Wohnungen werden knapp. Alte Kneipen, Cafés und Restaurants mit Charme und Charakter werden durch sterile Edellokale vertrieben. Wir bekommen jetzt auch "Aerotropolis" runtergejubelt: "Eine Daueraufgabe ist, die Airport-City als Immobilienadresse, Konferenz-Zentrum und Erlebnis-Standort mit hervorragenden Shopping- und Gastronomie-Angeboten, ausgezeichneten Übernachtungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten ständig anziehungskräftiger zu machen." Na, da kannst Du was erleben!

  • V
    vic

    Was soll das hier werden, Bürgerkrieg?

    Hey Dora Asemwald,

    Der war gut. Ich freu mich schon auf die längste

    (und wohl auch teuerste) Sound-Röhre Deutschlands. Und die Berliner schauen dann frustriert in selbige.

  • F
    frischer

    An alle Stuttgarter hier:

     

    Zieht doch bitte nicht nach Berlin!

     

    Bei solch einem herzzerreissend schönen schwänglisch sollte jeder Schwabenmigrant bitte, bitte in ein englischsprachiges Land ausreisen.

    Nachdem keiner mehr eure Benzinschleudern kaufen will, solltet ihr eure Weisheiten exportieren:

     

    wörge, wörge, wörge,

    budderbreed nod schnitzle tschuwe.

  • D
    dominik

    arrogante, unsachliche artikel wie dieser sind genau der grund weshalb ich seit einigen jahren kein taz abo mehr habe

  • R
    Rubeninjo

    Stimmt halt leider. Mir hat der Artikel schön wieder vor Augen geführt, warum ich da weggezogen bin.

  • T
    Tausendsassa

    Und wieso gibt es in Stuttgart keine Hundehaufen? - Genau, weil sich nicht jeder einbildet, in seiner viel zu kleinen Mietwohnung im Innenstadtbereich einen Hund halten zu wollen. Sondern wenn, dann artgerecht im außerstädtischen Bereich mit mehr Grün, als es der Schloßpark hergibt.

    In Berlin dagegen kann man kaum unbesorgt zu Fuß gehen, da in regelmäßigen Abständen die Haufen verteilt liegen.

    Und Stuttgart hätte keine Subkultur? Da kennt sich der Autor leider überhaupt nicht aus. Wenigstens hält sich nicht jeder Arbeitssuchende für einen "Künstler" und arbeitet an "Projekten".

     

    Dieses ständige Herumhacken auf den Schwaben geht mir sowas von auf den Keks. Erstens werden sie stellvertretend für eine ganze Menge an Zugezogenen verteufelt und zweitens - wo stünde Berlin denn ohne die Zugezogenen? Wieso ziehen denn so viele nach Berlin zum Arbeiten? Hätte Berlin selbst genug gut ausgebildete Fachkräfte,wäre das nicht nötig.

     

    Gerade eine Zeitung sollte nicht eine solch unsägliche Debatte weiter anheizen. Aber anscheinend kann man von der taz nichts anderes erwarten...

  • SS
    Sven Schmied

    Immer schön her mit den Klischees, vor allem über die Schwaben in Berlin. Die Sache ist alt, verstaubt und nur noch langweilig. Aber manchen Berlinern gefällt es weiterhin, anscheinend vor allem den taz-Lesern. Und wie kommt man denn zu der Annahme, dass man als Schwabe in der gesamten Republik seine Wurzeln verleugnen muss?

  • T
    tübingerin

    @reigmeckter: allein dieser name zeigt doch auch die arroganz der schwaben und ich fühle mich in der meinung über meine spezies wieder einmal bestätigt. die hauptsache heimattreu..... (das war jetzt auch polemisch, sorry)

     

    ich musste über diesen artikel sehr schmunzeln, denn auch ich habe ein problem mit der schwabenmetropole.

  • K
    Kopfschüttler

    Der "städtische Marketing-Fuzzi", der sich den provinziellen Slogan mit dem neuen Herz Europas ausgedacht hat, kommt aus einer Berliner Agentur. So coole Sachen denkt man sich dort aus. Womöglich war's noch nicht mal ein Schwabe. Hip, gell?!

  • R
    Reigschmeckter

    Sehr gut, einen Artikel voller Vorurteile zu schreiben. Schlecht recherchiert und für jeden Berliner Schwabenhasser schön geschrieben, damit sich die taz auch schön verkauft. Ja genau, so sind sie die Schwaben: provinziell, bieder bla bla bla. Und Berlin ist ja so weltgewandt. So weltgewandt, dass man sich über die Provinz lustig machen muss. Wahrscheinlich kommt Ingo auch nur aus dem Sauerland - oder aus Schwäbisch Hall - und muss jetzt beweisen wie Großstadt er ist.

  • R
    Raik

    @Felix Luz

    Potsdam hat eine sehr große Parkanlage:)Park Sanssouci und Park Charlottenhof. Die find ich persönlich schöner als den Park in Stutgart.Vor allem ist er weitläufiger.gruß

  • A
    aha

    hey ingo, da dein artikel so polemisch geworden ist, will ich das auch in diesem kommentar sein: du bist ein möchtegernlinker pups, der seit jahren nicht mehr in stuttgart war und wahrscheinlich schon allein alterstechnisch den anschluss an jegliche form von subkultur verloren hat und das jetzt statt auf seine eigene person auf alle anderen schiebt. das ist echt traurig, kerle.

    mann schaue sich allein mal die dichte an alternativen ateliers und galerien bei einem event wie der "langen nacht der museen" an oder werfe einen blick in stadtmagazine wie LIFT oder re.flect und schwupps merkt man halt, dass du eigentlich ein ziemlicher vogel bist. peace.

  • SM
    Süd Mädchen

    Der offene Brief von Kessel.tv sagt eigentlich alles! Mehr muss ich nicht hinzufügen und ich schließe mich dem Brief an! Alles Neider aus Berlin!

  • DA
    Dora Asemwald

    Wie der Autor richtig erkannt hat: Unzählige Schwaben (nicht nur Stuttgarter) entfliehen der schwäbischen Spießigkeit in die Metropole Berlin und glauben, ihre Herkunft und ihren Dialekt verstecken zu müssen.

    Ich sage: Das ist auch gut so. Eben diese Nörgler sind bei uns in Stuttgart nicht erwünscht. Subkultur entsteht nicht durch ewiges Gejammer, wie schlimm doch alles sei. Es gibt hier unzählige Menschen die die kleinen Nieschen im Kessel nutzen um großartige Subkultur zu machen.

     

    P.S.: Der Club Röhre verdankt seinem Dasein einem gescheiterten Tunnelbauprojekt. Bei unserer Wirtschaftslage würde es mich ja nicht wundern, wenn sie in ein paar Jahren in sehr viel größeren Räumlichkeiten wieder eröffnet werden kann.

  • M
    mikato

    Was man übrigens nicht vergessen sollte, dieser Slogan “Das neue Herz Europas” haben wir einer BERLINER PR-Agentur zu verdanken ……

  • C
    Christoph

    Lieber Ingo Arzt,

     

    Danke für einenen sehr schlecht recherchierten Artikel. Und Danke für diese grandiose Einleitung, hier hast du dich selbst übertroffen.

     

    Wer ein Problem mit Porsche, Benz und Co hat, der darf das gerne haben, aber es wäre ihm angeraten seine leicht unverschämte Meinung hinterm Berg bzw. Kessel zu halten. Denn wie du ja als toleranter Mensch (der du 100pro bist) bestimmt weißt, gibt es viele verschieden Sorten von Menschen und Lebensstile. Und in diesen Zeilen hast du sie und ihre Lebensart beleidigt.

     

    Zugegeben: die Subkultur mag in Stuttgart nicht besonders groß sein, aber(!) sie ist vorhanden! Und sie ist glücklicherweise frei von fancy-HighTop-Mitläufern Berliner Art, die verzweifelt auf der Suche nach der Szene sind.

     

    Und ganz klar: Stuttgart 21 ist ein sehr umstrittenes Projekt - aber mal ganz ernsthaft: Welches Projekt in dieser Größenordnung ist das nicht. Und siehe am Beispiel Berlin: gibt es doch mittlerweile (auch im fancy verratzten Osten) Stimmen, die froh und glücklich über den "neuen" Hauptbahnhof Berlin sind, der damals auch den ein oder anderen Blutdruck steigen lies.

     

    Dieser Offene Brief aus dem Kessel sei dir jedenfalls sehr ans Herz gelegt: http://www.kessel.tv/ein-offener-brief-lieber-ingo-arzt/

  • NN
    noch n stuttgarter
  • H
    hater
  • M
    Martin

    Bahnchef Grube sagte, er wolle beim Bau den Lärm und den Schmutz "auf ein Mindestmaß reduzieren". Ein aufschlußreicher Versprecher? ;-)

  • FL
    Felix Luz

    Definitiv schade, dass mit Stuttgart 21 kulturelle Enklaven oder besser Oasen wie die Wagenhallen weichen müssen. Der alte HBF, die Gleisanlagen, ein Stück Nostagie und Zeitgeschichte, Erinnerung vieler Leute meiner Generation (BJ 79). Kann man irgendwie vergleichen mit dem 90'S Hiphop und dem heutigen R&B-Retorten-Geplänkel. Schuld daran ist aber nicht der Schwabe an sich, sodern eine Kombination aus Kommerz (im wahrsten Sinne des Wortes) und ein paar hohen Herren, die gerne in die Geschichte eingehen würden. Trotzdem sind diese kommerzialisierungen (wie z.B. der Königstrasse) eine kulturell gesehen traurige aber offenbar optimierte Folge von Angebot und Nachfrage. Auch in Stuttgart sitzt das Geld nicht mehr so locker um in Boutiquen oder beim Einzelhändler einzukaufen. Solche Multistores bieten die Waren einfach günstiger an und das Kartellamt macht da auch nix, so lange es der Masse dient. Auch hat z.B. New York oder Paris pro Kopf auch nicht mehr Künstler als Stuttgart und bei weitem nicht alle in Berlin lebenden erfolgreichen Künstler sind Berliner. Und last but not least: Nenn mir eine Stadt in D, wo man zusammenhängend 10km lang durch Parks laufen kann.

  • M
    Michael

    Der Artikel bringt es auf den Punkt. Stuttgart ist eben eine Business-Stadt, sicher, sauber - und eher langweilig. Das ist eigentlich sehr schade, denn man könnte aus STR durchaus etwas machen. Die Stadt an sich ist nun wirklich nicht hässlich, wie hier einige annehmen. Mit und ohne Stuttgart21. Wie wäre es zum Beispiel mit ein paar studentisch angehauchten Kneipen in der Innenstadt? Ich kann mich an entsprechende Lokalitäten nur rund um die Unis und Co. erinnern, ansonsten nur an große Clubs. Besonders die Theodor-Heuss-Strasse ist doch ein Alptraum für jeden, der nicht mit rosa Polohemd und Stehkragen unterwegs sein möchte....

     

    Das ewige Schwaben-Bashing geht mir allerdings auch auf die Nerven. Sind andere deutsche Landstriche mentalitätsmäßig denn so viel besser? Bayern, der Odenwald, das Saarland etc.? Ich glaube kaum. Außerdem regiert z.B. in Tübingen ein Herr Palmer, in Oberschwaben ist der "Schwarze Veri" auch heute noch eine Art Volksheld und die durchaus hohe Brauereidichte (nicht zu vergessen das allseits beliebte "Viertele") zeugt auch nicht gerade von Traurigkeit.

  • I
    instroemen

    Warum ZE bemüht sein soll, verstehe ich dann wiederum nicht. Dort kommt es doch sehr auf die jeweiligen Projekte an.

  • ES
    ein Stuttgarter

    Eigentlich hat er recht. Stuttgart ist eine nette Stadt und alles, aber es fehlt doch eindeutig eine alternative Kultur. Alles ist viel zu bürgerlich hier, und der OB hat wirklich so viel Charm wie eine Butterbrezel. Übrigens, heute sind Brezeln am Hauptbahnhof kostenlos verteilt worden. Die denken wohl, dass man die Stuttgarter so von Stuttgart 21 überzeugen kann. Von Demokratie kann niemals die Rede sein, da die meisten Stuttgarter 21 nicht haben wollen. Ich würde auf jeden Fall das Geld woanders investieren, zum Beispiel im Bildung. Das ist dringend nötig.

  • OB
    Oben bleiben

    Es ist wohl noch nicht bis ins ferne Berlin vorgedrungen, dass sich in dieser Stadt, so bieder sie sein mag, ein massiver Widerstand gegen dieses absolut sinnfreie politische Prestigeobjekt gebildet hat!!! Der Protest zieht sich durch alle Generationen! 10000 auf der Strasse zum Empfang des "wichtigen" Bahnchefs Grube. Ob es nicht doch noch gekippt wird??? Es wäre zum Wohle wichtigerer Bahnstrecken!

  • MR
    Matthias Roman Schneider

    Sehr netter Artikel, der zum Schmunzeln anregt, aber gegen Ende ein wenig das Ziel aus den Augen verliert.

     

    Ich denke nicht, dass die Subkultur in Stuttgart weichen wird. Denn wer wie ich noch gut verankert in das Stadtleben der Schwabenmetropole ist, weiß, dass auch unter der Fassade der geordneten Urschwaben weiterhin Kreativität und ein Freigeist wuchert.

     

    Wie ein früherer Kommentar zu diesem Artikel schon anmerken ließ, entstehen viele alternative Bewegungen in Gegenwehr zu den von der "Obrigkeit" erschaffene Umstände. Es ist natürlich schmerzlich, dass der Rocker 33 und die Röhre nicht mehr sein werden. Aber die Menschen werden nicht einfach so mir nichts dir nichts aus ihren Lebenseinstellungen emigrieren.

     

    Als der Club Prag am Pragsattel neuen Bauplänen weichen musste siedelte jener sich als Lehmann unter den Berliner Platz ein, wo jetzt im Untergrund unter Multiplex-Kino und strahlender Liederhalle ein alternativer Metal und Indie-Laden die Jugend bespaßt. Viel bildlicher kann sich die Idee der Subkultur beim besten Willen nicht darstellen. Das neue Universum am Charlottenplatz, direkt in alten Ubahn-Räumen und der Keller-Klub in der Stadtmitte machen da nur weiter. In Stuttgart konnte Subkultur schon immer gut parallel zur Wirtschaftswelt wachsen.

     

    Dass die Abschaffung des Kopfbahnhofs ein großer Scheiß ist, ist den meisten tazlesern sicherlich klar. Aber die Subkultur wird auch in Stuttgart weiter ihren Weg finden. Verstecken muss sie sich gewies nicht.

  • II
    @ instroemen

    Ich kann Ihnen weitestgehend zustimmmen. Mannheim lernte ich erst richtig schätzen, nachdem ich in Stuttgart gewohnt hatte.

    Und Mannheim bietet tatsächlich relativ viel auch alternative Kultur für die Größe der Stadt. Allerdings wäre mir Zeitraum Exit dabei wirklich nicht eingefallen - schon gar nicht im Bezug auf Alternativ, o.ä.. Wenn Sie von arg bemüht gesprochen hätten wäre ich wahrscheinlich eher auf die Leutchen von ZE gekommen.

  • W
    w.-g.esders

    noi - it so ebbes !

  • HF
    Helmut Fuchs

    Leider hat der Autor versäumt darauf einzugehen, dass das Projekt der Bahnhofstieferlegung in jeder Hinsicht unsinnig ist. Außer natürlich für die Bau- und Immobilienlobby und den üblichen, die von einem Groß-Stuttgart träumen.

     

    Und wer hier von Flächenversiegelung schwafelt, sollte sich lieber mal vor Augen halten, dass das Gleisvorfeld eben nicht versiegelt ist, sondern im Gegenteil mit dem Bau des neuen "Stadtteils" Straßen und Häuser und ein paar Alibigrünflächen entstehen.

     

    Man muss sich auch nur mal mit wachen Augen die Urteilsbegründung des Verwaltungsgerichtshofs Mannheim vom 6.4.06 durchlesen, mit der eine Klage gegen das Projekt abgeschmettert wurde. Dort wird im wesentlichen bestätigt, dass die Kritiker mit ihren Vorwürfen recht haben - gleichzeitig aber immer wieder erklärt, dass das aber alles rechtlich in Ordnung wäre (Bahn ist gesetzlich nicht verpflichtet einen integrierten Taktfahrplan zu realisieren - also ist es auch in Ordnung wenn man das mit irrsinnig hohen Ausgaben auf ewig verhindert, es werden völlig unrealistische Kapazitätsberechnungen angestellt, an denen zu Zweifeln die Richter aber nicht bereit sind usw. usf.) Dort ist dokumentiert, dass das Projekt kein Zukunftsprojekt ist. Und vor allem eben KEIN Verkehrsprojekt, sondern ein Verkehrserschwerungsprojekt.

     

    Wäre schön, wenn sich die taz mal die Mühe machte, den zugrundliegenden Filz zu durchwühlen.

     

    Für Abschiedsgesänge ist es jedenfalls noch zu früh. Das Prellbockversetzungsfest ist eine Farce, aber nicht das Ende.

  • T
    tollschocken

    Jeder sieht was er will. Spätbarock war im 18. Jahrhundert, die Bahndirektion wurde 1911 gebaut. Ratternde Straßenbahnen, sortierte Kleingärten, Naherholungspfade - dem (Pseudo-)Berliner ist alles Berlin. Der Nesenbach ist eine 13 km lange Regenrinne, von der es völlig wurscht ist, ob sie über oder unter der Erde verläuft. Und dass Fanta4 und Massive Töne jetzt schon unter Subkultur laufen, zeigt mir, dass Sie, Herr Arzt, keine Ahnung von Stuttgart haben. Und ich will's Ihnen auch gar nicht besser erklären. Gerne dürfen Sie auch den Hundehaufen behalten und ihm die Berliner Liebeserklärung als kreatives Naturkunstwerk hinflöten. Davon gibt es ja in dieser Stadt wirklich genug.

  • S
    Schmock

    Ein bisschen kommts mir so vor, als wären die wenigsten hier wirklich jemals in Stuttgart gewesen, so klischeebehaftet, wie sich das hier liest. Traurig.

  • E
    einer

    Man hätte bestimmt noch ein paar qm rausschinden können indem man einfach die vier überflüssigen Bahnsteige im Tunnel wegläßt. Mehr als durchsausen wird wohl kaum noch wer von S wollen.

  • JS
    Jens Schlegel

    Stuttgart hat das, was andere Deutsche Städte auch haben. Es gibt Villen, es gibt Altbauten, Betonbunker... Es gibt sehr schöne Ecken, viele Treppen, den Monte Scherbelino, Wald, die Wilhelma mit botanischem Garten und und und.

     

    Aber, hat schon einmal jemand solche Orte wie den CharlottenPLATZ, den Arnulf-Klett-PLATZ oder sonst einen PLATZ genau angesehen? Diese einst schönen Plätze verdienen ihren Namen nicht. Der Arnulf Klett Platz wird von 4 Spuren Plus 1 Bus / Abbiegespur belegt. Bei den anderen sieht es genauso aus.

     

    Der Mensch ist aus der Stadt aus gesiedelt, ausser er sitzt im Auto.

     

     

    Stuttgart 21 wird hier im Artikel erwähnt, ohne Bezug darauf zu nehmen, dass es ja auch Alternativen gibt - bzw. gäbe, wenn nicht noch ein Politiker sich einen Phallusersatz bauen wollte. Teufel noch eins, wen könnt ich da wohl meinen.

    Diese alternativen (hier zu sehen http://www.vcd-bw.de/themen/s21/kopfbahnhof21/index.html) würden den Charme des nicht hässlichen, sondern heruntergekommenen, Bahnhofs und seiner Peripherie erhalten. Nur, irgendwie gibt man lieber Milliarden für Prestige aus, entzieht anderen Projekten somit das Geld, in einer Zeit in der kein Geld da ist, um den Beschäftigten im öffentlichen Dienst eine ordentliche und verdiente Tariferhöhung zu gewähren.

  • M
    Mat

    Ich kann gaudino94 nur zustimmen. Im von ihm zitierten Song "Mutterstadt" von den Massiven, der die Stimmung der damaligen Zeit so perfekt auf den Punkt bringt (und ja, da ist vieles verloren gegangen), gibt es eine weitere bemerkenswerte Textpassage:

     

    "Ich hass' den Banker,

    der Beim Keplerstreßenchecker

    'n Päckchen Gras sucht,

    abends gediegen in Paul's Boutique

    mit dem Sektglas groovt und sagt,

    daß er seine Stadt eigentlich gar nicht mag.

    Er kenne Wien, kenne Prag

    und müsse endlich fliehn'

    und nach Berlin ziehn'.

    Stuttgart sei für ihn nur kulturelles Brachland.

    Brachland?

    Haste noch alle Tassen im Schrank?"

     

    So ist Stuttgart nun mal. Yuppies und Stehkragen, aber auch eine Subkultur, die sich immer neue Nischen suchen wird und vielleicht gerade aus der Rebellion gegen die schwäbische Kleinkariertheit mit Schrebergarten, Kehrwoche und Bruddlern ihre Kraft zieht. Und das wird auch so bleiben. Auch wenn die große Zeit des Hip-Hop Vergangenheit ist, was übrigens auf ganz Deutschland zutrifft. Oder wie geht's Underground-Sido? Ach ja, Peter Fox macht schwarz zu blau....

    Ohne zu merken, dass es diese schwäbische Groß-Klein-Stadt war, die sie geprägt hat, werden auch weiterhin viele in unsere wunderschöne Hauptstadt fliehen, versuchen ihren ach so peinlichen Akzent loszuwerden und jammern, dass es so eine tolle Subkultur wie in Berlin ja in Stuttgart nicht gäbe. Aber Nachtreten gilt nicht. Dann kommt halt zurück und bewegt was! Aber in einer Subkultur Mitläufer sein, das ist in Berlin natürlich einfacher. Und nach allem was ich gehört habe, sind die Exil-Schwaben-Berliner ja auch nicht unbedingt als Pioniere der linken Subkultur bekannt...

    Mag schon sein, dass Stuttgart nicht für jeden das Richtige ist. Und ja,

    ...sie fährt ein Benz, wirkt oft dekadent

    Doch zeigt ein anderes Gesicht, wenn man sie besser kennt

    Egal was kommt, ist doch klar, dass ich sie represent

    1ste Liebe, im Herz bleib ich Stuggi-Resident

  • L
    Lutz

    @ von stuttgarter

    was kann es ökologischeres geben? Diese Projekt zerschneidet den einzigen größeren Park in der Stuttgarter Innenstadt in 2 Hälften und nimmt den Bürgern Grünfläche. Dazu hat der zukünftige 8-gleisige Bahnhof eine viel zu geringe Kapazität. Ein Trauerspiel...

  • S
    stuttgarterin

    das verhältnis zwischen einem freiwilligen exilanten und seiner heimat ist natürlich meist ein mäßig bis stark getrübtes. dies als verzeihendes präludium vorweggeschickt.

    zuzustimmen ist dem artikel wohl nur in einem punkt: das projekt ist und bleibt einfach nur eins: scheiße. zu teuer, sinnlos, platz der kulturszene wird dezimiert.

    leider hat es der autor nicht bei dieser feststellung belassen, sondern auch noch das, durch seine polemik im ansatz schon zum scheitern verurteilte, unterfangen gestartet, stuttgart als solches einer generalkritik zu unterwerfen. da kann ich dann doch nur noch - und als stuttgarterin natürlich mit vor den mund gehaltener hand ;)- gähnen.

    es ist zwar ein interessanter ansatz, das kreative potenzial einer stadt an der größe der in ihr befindlichen hundehaufen zu messen, aber sonderlich fruchtbar ist dies wohl nicht.

    die rufe nach anarchie (*lol*)und der RAF-chic sind dann einfach nur noch lächerlich.

  • W
    WeedWeed

    Stuttgart ist so eine haessliche stadt, berlin so unaktraktiv, da ziehen "Die anderen" schon hin, berlin ist schon lange nicht mehr "Cool"

  • I
    instroemen

    Ich kann dem Artikel nur zustimmen. Aber Stuttgart ist nicht das Problem. Das Problem zieht sich an der momentanen Bahnlinie nach Ulm entlang durch halb BaWü. Das Filstal... ich war in Geislingen/Steige auf der Schule, und wenn ich heute meine Mutter in der alten Heimat besuche, bin ich jedes mal wieder froh, dass es mich in das Industriedreckloch Mannheim verschlagen hat, denn dort findet sich das, was Stuttgart fehlt und Ulm erst recht abgeht. Mannheim hat mit Projekten wie Zeitraum.Exit wirkliche, echte, bodenständige Untergrundkunst. Und mit Norbert Schwefel sogar einen veritablen Underground-Indie-Musikhelden. Und mit der Popakademie etwas, wogegen man dringend vorgehen sollte. Also alles, was der moderne Edelpunk zum Leben braucht. Stuttgart dagegen hat nicht einmal Stil, und selbst die dortige Industrie sieht sauber aus.

  • M
    Mat

    Was soll das Geheule? Jede Veränderung in Stuttgart kann nur zum Besseren führen, denn derzeit ist diese Stadt eigentlich reif für die Flächensanierung, so herz- und seelenlos ist sie. Vielleicht wird ja die Ewigkeiten dauernde Bauzeit und die damit verbundene Unbill die Stuttgarter verändern. Manchmal bewirken ja ein paar durchwachte Nächte (und sei es nur wegen Baulärms) Wunder bei Menschen, weil Sie das gewohnte Gefüge durcheinanderwerfen.

     

    Und falls nicht: Nun, dann kann man in Zukunnft wenigstens durch Stuttgart hindurchfahren ohne es sehen zu müssen. Und Umsteigen auf den Weg nach Paris ist auch nicht mehr notwendig. Im derzeitigen Zusatnd kann man über Stuttgart nur sagen: Je weniger man davon sieht, desto besser.

  • P
    P.Haller

    Sehr schöner Artikel !

    Aber bitte liebe Schwaben: wie wärs, wenn ihr mal ausnahmsweise in Ostwestfalen (da wo das Hirn der Republik liegt-Hirn und Herz gehören doch irgendwie zusammen) die Asylanträge stellt !

    Hier in Berlin gibts ja schon so viele von euch!!

    Danke

  • S
    schexpir

    Mit Suttgart 21 wird das Herz nach rechts verlegt.

  • GG
    Gustav Gauner

    Stuttgart ist tot. Zwar gab es dort einst wunderbare Menschen, doch nun könnte man meinen, man betrete Racoon-City wenn man einen Fuß aus dem Zug setzt. Ich habe lange Zeit dort gelebt und jedes mal, wenn ich dort jemanden besuche, läuft mir schon in Würzburg ein kalter Schauer über den Rücken, wenn die Bahn Durchsagen auf einmal anfangen zu schwäbeln... Die MTV- und H&M-Zombies und wie sie nicht alle heißen gröhlen lauthals durch die eigentlich so geordneten Straßen und erschrecken gut-bürgerliche Omas mit Gehhilfen. Ein trauriges, wirklich sehr trauriges Bild. Dazu kommen noch unsere (Stuttgarter-) Idole vom Nordbahnhof. Wenn sich alle "menschlichen-" Stuttgarter in den Wagenhallen versammeln um zu tantrischen Klängen mit der Riesenpuppe DunDu zu tanzen. Armes Stuttgart, aber schon lange; armes Stuttgart...

  • I
    ichwarda

    falls noch kritik zu dem artikel kommt, möchte ich vorher noch ausdrücken, dass ich ihn wirklich bezaubernd finde.

     

    ich kanns sehr gut nachvollziehen. toll geschrieben.

     

    er hat mich sogar auf die idee gebracht der cdu die einahmen von fanta4 hiphop dtl. den einnahmen von stuttgart 21 entgegenzustellen. vielleicht kappiert dann jemand, dass ein paar künstler vielleicht doch mehr beitragen als der turbo kapitalismus.

  • G
    gaudino94

    Über den Bau dieses Bahnhofs kann man streiten, vor allem aus Kostengründen (zum Glück wurde hier nicht das Argument eingebracht, dass der jetzige Stuttgarter Bahnhof schön sei, was man nur behaupten kann, wenn man noch nie einen anderen gesehen hat) und es ist tatsächlich Schade um etliche Orte, an denen die subkulturelle Geschichte dieser Stadt geschrieben wurde.

    Doch insgesamt klingt hier zu viel destruktives Schwaben-Bashing durch. Da mir die Zeit für einen ausführlichen Kommentar fehlt, nur stichwortartig und ungeordnet einige Gegenfragen:

    - Unterscheidet sich Stuttgart in der Bebauung von Brachen tatsächlich von anderen deutschen Großstädten?

    - Füllt Subkultur nicht immer die Nischen (auch örtlich), die von der Masse bzw. dem Mainstream vernachlässigt werden?

    - Entsteht Subkultur nicht erst durch Widersprüche bzw. als Antwort auf Dominanz?

    - Und gibt es nicht auch etliche Clubs, die aus anderen, sozusagen natürlichen Gründen (Finanzen, Mieterhöhung, etc.) dichtmachen?

     

    Man denke an die Zeit, als die Massiven Töne noch authentischer Teil der Stuttgarter Subkultur waren (es ist nicht wo du bist, es ist was du machst ) und sei froh darüber, dass die Stuttgarter jetzt nicht auch noch die Subkultur am Reißbrett planen.

  • S
    Spieleinlied

    Grossartiger Text der es genau auf den Punkt bringt.

  • M
    Mark

    Na, wieder so ein schöner Artikel: Was sind wir so cool in Berlin. Was sind die anderen doch so sehr Provinz.

     

    Wer die "Röhre" für Subkultur hält, findet vermutlich auch, dass das Tacheles noch echter Underground ist.

     

    Wenn ein paar Punks keinen neuen Standplatz für ihre Bauwagen finden, ist es mit ihrem Punk-tum wohl auch nicht so weit her.

     

    Und die Mietverträge in der ehemaligen Bundesbahndirektion werden von einer Gesellschaft mit dem Namen "Raum auf Zeit" ausgegeben. Warum heißen die wohl so?

     

    Aber nebenbei können sich die coolen Berliner ja mal fragen, wer denn im Länderfinanzausgleich die Aufrechterhaltung ihres coolen Lebens finanziert. Dann käme vermutlich das gleich zu Tage wie beim Stuttgarter Punker vor dem Hauptbahnhof: Die coole Berliner Lederjacke wird vom Papa im Südwesten bezahlt.

  • S
    stuttgarter

    4,03 Mrd. - das enspricht in etwa dem betrag, den baden-württemberg pro jahr durch den länderfinanzausgleich an andere länder überweist.

    also fragt euch erstmal, wer eure berliner partys bezahlt, bevor ihr uns kritisiert.

     

    was kann es in zeiten der flächenversiegelung eigentlich ökologischeres geben, als einen neuen stadtteil, der IN der stadt entstehen kann, ohne dass das umland beeinträchtigt wird?

     

    aber ich weiß schon, für euch ist der öffentliche personenverkehr nur toll wenn die idee von den grünen kam.

  • F
    felix

    Sehr schön das Ende! :D

  • S
    Schmock

    Tja, dass die Röhre wegkommt, oder die Wagenhallen - das ist sogar wirklich schade, da verschwindet ein ganzes Stück spröder Charme. Der Anblick der heutigen riesigen Gleisanlagen weckt dagegen das Bedürfnis, sich einen Strick zu nehmen und sich aufzuhängen.

    Und 80 Millionen dürfen dafür zahlen, das kann doch nicht sein! Soll Stuttgart mal lieber selbst für den Rest der Republik Geld ausgeben, wo sich das in den letzten Jahrzehnten doch so gut bewährt hat.

  • G
    Guido

    Es gibt sicherlich schon Buchmacher, bei denen man auf die wirkliche Höhe der Baukosten wetten kann. Ich setze einen Zwanziger auf 11,34 Milliarden Euro. Das dürfte eine realistische Größenordnung sein, wenn man die Kostenexplosion von anderen Bauprojekten in diesen Dimensionen zurückdenkt.

  • FA
    Franz Anneser

    Dazu kommt, dass das ganz Projekt auch verkehrstechnisch eher ein Rückschritt ist. Die Abläufe in einem Durchgangsbahnhof sind wesentlich unflexibler als im jetzigen großzügig dimensionierten Kopfbahnhof. Jede Verspätung wird sich gnadenlos auf den kompletten Zugverkehr auswirken.