: Spaß für Giganten
■ Morgen beginnen die Baseball-Play-offs, mal wieder sind die Atlanta Braves der große Favorit, und mal wieder warten alle auf ihren Einbruch
Berlin (taz) – Es gab schon spannendere Spielzeiten als diese, aber eigentlich geht die Baseball-Saison in dieser Woche mit den Play-offs ja erst jetzt richtig los. Am Samstag sicherten sich die San Francisco Giants mit einem 6:1 gegen die San Diego Padres den letzten verfügbaren Play-off-Platz und beginnen am Dienstag als Außenseiter ihre Best-of-5-Serie in Florida bei den Marlins.
Die Giants sind eine der großen Überraschungen dieser Saison. In den letzten beiden Jahren landeten sie in ihrer Division jeweils auf dem letzten Platz, diesmal fingen sie die als World-Series-Kandidat gehandelten Los Angeles Dodgers ab. „Niemand hat irgendwas von uns erwartet“, sagte Barry Bonds, der einzige richtige Star der Giants, blieb aber auch die Erklärung schuldig. „Wenn du immer oben bist, macht das nicht soviel Spaß“, freute sich Giants-Besitzer Peter Magowan, „ich frage mich, ob die Atlanta Braves sich noch aufregen über so was.“
Ganz sicher nicht. Atlanta hat zum sechsten Mal hintereinander die Play-offs erreicht und damit einen neuen Rekord aufgestellt. Mal wieder hat man die meisten Spiele in der regulären Saison gewonnen und geht als großer Favorit in die Play-offs. Und mal wieder warten alle auf den Einbruch, denn der kam bisher fast immer. Die Braves sind ohne Zweifel das überragende Team der 90er, aber auch das tragische: Erst eine Meisterschaft steht zu Buche. Und in diesem Jahr sehen die Braves nicht einmal so souverän aus wie früher: Die Rotation aus ihren vier Star-Pitchern Greg Maddux, Denny Neagle, Tom Glavine und John Smoltz ist zwar weiterhin die beste, die jemals versammelt worden ist, aber der sogenannte Bullpen, die Pitcher, die von der Bank kommen um einen Vorsprung ins Ziel zu retten, ist dieses Jahr recht schwach. „Das ist die Stelle, an der sie Geld sparen“, stellte Mark Wohlers fest, der in der letzten Saison noch souveräne Closer, der diesmal einige Spiele im letzten Inning noch vergeigte. Trotzdem dürfte der Erstrundengegner, die Houston Astros, kein Problem für Atlanta sein. Das Team der Namenlosen ist froh, überhaupt so weit gekommen zu sein. Ein Glück auch für das Management der Astros, an dessen Verstand gezweifelt wurde, als es für dieses Jahr den TV-Kommentator Larry Dierker als Coach verpflichtete, obwohl der null Erfahrung als Trainer hatte.
Der Titelverteidiger, die New York Yankees, müssen zu den Cleveland Indians und bangen noch um ihren Star-Pitcher. „Alles, was ich will“, fleht Coach Joe Torre, „ist ein gesunder David Cone.“ Aber genau das ist fraglich. Aber „Pitching ist alles“, weiß auch Shortstop Omar Vizquel, vor allem in den Play-offs, wo die Defense meist die Offense beherrscht.
Die höchstwahrscheinlich spannendste Erstrunden-Serie beginnt am Mittwoch in Seattle. Die Mariners mit Ken Griffey Jr., der nur knapp den uralten Homerun-Rekord verpaßte, und Randy Johnson, dem härtesten Pitcher, den es momentan zu bestaunen gibt, treffen auf die Baltimore Orioles. Bei denen hat Cal Ripken Jr. mal wieder kein Spiel ausgesetzt, und das trotz Rückenschmerzen. Er hat nun 2.467 Partien am Stück gespielt, aber was wirklich zählt, ist, wer am 18. Oktober zum ersten Spiel der World Series auflaufen darf. Thomas Winkler
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