Sparpläne bei Volkswagen: VW bremst Investitionen

Der neue Vorstandschef Müller will alle Aufwendungen prüfen. Verbände fordern, dem Kraftfahrtbundesamt die Zuständigkeit zu entziehen.

Ein VW-Mitarbeiter geht ins Volkswagenwerk.

„Schmerzen“, Einschnitte, Sparkurs: Die Zukunft von VW sieht derzeit düster aus. Foto: dpa

BERLIN taz | Als Konsequenz aus dem Abgasskandal hat der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller einen strikten Sparkurs angekündigt. Alle Investitionen würden auf den Prüfstand gestellt, sagte er am Dienstag laut Agenturberichten auf einer nichtöffentlichen Betriebsversammlung in Wolfsburg. „Was nicht zwingend notwendig ist, wird gestrichen oder geschoben.“ Auch die Mitarbeiter müssen sich demnach auf Einschnitte einstellen. „Das wird nicht ohne Schmerzen gehen“, sagte Müller. Er wolle aber „alles tun, um die Beschäftigung im Unternehmen zu halten“.

Müller nannte zudem neue Details dazu, wie die einzelnen Marken des VW-Konzerns von dem Betrugsskandal betroffen sind, bei dem eine Software die Abgaswerte so manipuliert, dass sie bei Tests um ein Vielfaches geringer sind als im Normalbetrieb. Bei Volkswagen selbst sind es 5 Millionen Pkws und 1,8 Millionen Nutzfahrzeuge. Bei Audi sind 2,1 Millionen Fahrzeuge betroffen, bei Škoda 1,2 Millionen und bei Seat 700.000.

An diesem Mittwoch muss VW dem Kraftfahrtbundesamt mitteilen, wie der Fehler behoben werden soll. Müller kündigte dazu an, dass alle betroffenen Fahrzeuge in der Werkstatt eine neue Software erhalten. Doch das wird nicht in allen Fällen reichen. Bei einem Teil der Fahrzeuge würden „zusätzliche Eingriffe an der Hardware nötig sein“, sagte der VW-Chef. Details dazu wurden nicht bekannt.

Unterdessen werden Forderungen lauter, auch politische Konsequenzen aus dem Abgasskandal zu ziehen. Dass das zuständige Kraftfahrbundesamt (KBA) im Gegensatz zu den US-Ämtern trotz vielfacher Hinweise den Betrug durch VW nicht bemerkt habe, zeige, dass es für die Kontrolle der Automobilindustrie „nicht die geeignete Behörde sei“, sagte Gerd Lottsiepen vom Verkehrsclub Deutschland am Dienstag bei einem Fachgespräch der Grünen. Darum sollten für Abgaskontrollen statt dem Verkehrsministerium und dem KBA künftig das Umweltministerium und das Umweltbundesamt zuständig sein, forderte Lottsiepen.

VW-Chef Matthias Müller

„Das wird nicht ohneSchmerzen gehen.“

Auch der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, sieht im VW-Skandal einen Beleg für ein „komplettes Politikversagen“, das nicht ohne Konsequenzen bleiben dürfe. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter übte ebenfalls scharfe Kritik an der derzeitigen Praxis. „Das Kraftfahrtbundesamt macht keine eigenen Tests, sondern macht einfach ein paar Häkchen hinter die Angaben der Hersteller“, sagte er.

Während der Leiter der Verkehrsabteilung im Umweltbundesamt, Martin Schmied, sich über den Vorschlag freute, der Behörde die Zuständigkeit für Abgastests zu übertragen, hat das übergeordnete Bundesumweltministerium keine derartigen Pläne. Eine „Neuordnung von Behördenzuständigkeiten“ sei „kein Thema“, teilte ein Sprecher mit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.