: Sparkassen-Speisekonferenz
■ Weil 600 Sparkassen-Banker in Bremen tagen, gabs für die Presse Steak und Einsichten ins bargeldlose Europa / Was kostet ein Ecu? - Einen halben Nachtisch
Ruft der Bremer Senat zur Pressekonferenz, dann gibt es Tee und Kaffee. Bei gleichem Anlaß stellt die Arbeiterkammer Schokoladenkekse und Zimtröllchen dazu. Die Stadtwerke bieten sogar Zigaretten an. Wenn aber der Präsident des Deutschen Sparkassen-und Giroverbandes die Presse
lädt, dann verliest er seine Presseerklärung zwischen Champignoncreme-Suppe mit Mandelsplittern und Steak unter Pilzen. Schließlich reden die gut 600 Sparkassen-Banker, die noch bis Donnerstag in Bremen tagen, nicht nur über Geld, sie verstehen sich auch gut darauf, es auszugeben.
Gestern mußten sie dafür zwar noch Scheine aus der Brieftasche zücken. Doch schon im nächsten Jahr könnte ihnen die schlichte Kundenkarte der Sparkasse genügen: Dann nämlich sollen auch in Bremen die ersten Läden nach dem POS -Verfahren direkt mit einem zentralen Sparkassen-Computer verbunden sein. Der Einkauf wird an der Kasse nicht mehr bezahlt, sondern direkt vom Konto abgebucht - jedenfalls, wenn was drauf ist. Doch damit haben die Banker weniger Sorgen. Deshalb denken sie auf ihrer Bremer Tagung auch nicht darüber nach, wie Konten gefüllt, sondern wie sie künftig mit der
kleinen Karte europaweit „on-line“ wieder geleert werden können.
In dem ab 1992 offenen europäischen Markt steckt dabei für den Chef des Sparkassen-Verbandes, Helmut Geiger, in jeder Beziehung die Zukunft des Banken-Wesens - und der Preise. Wer
künftig an einem europäischen Bargeldschalter zwischen Dublin und Athen sein Konto leert, zahlt dafür die einheitliche Gebühr von einem Ecu. Wieviel das ist? Ungefähr soviel, wie der halbe Nachtisch auf der Pressekonferenz...
Ase
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen