Sparen: Sport nicht mehr für lau
Der Vorschlag eines Osnabrücker Wissenschaftlers zur effizienten Nutzung von Turnhallen Gebühren zu erheben sorgt für Ärger. Sportbund und Linke finden ihn unsozial.
Der Vorschlag, eine Nutzungsgebühr für Sporthallen und -plätze einzuführen, wird erneut debattiert. Grund dafür ist der Sportentwicklungsplan, mit dem der Senat im vergangenen Jahr Christian Wopp von der Universität Osnabrück beauftragt hat. Der Sportwissenschaftler schlug in diesem Rahmen eine Gebühr vor, mit der die Anlagen saniert und modernisiert werden sollen. Der Bürgerschaftsabgeordnete Joachim Bischoff von der Linken nannte Wopps Anregung "unsportlich und unsozial".
Vereine dafür zahlen zu lassen, dass sie in städtischen Anlagen Sport treiben, hatte die CDU-Schill-Koalition bei ihrer Sparklausur Anfang 2002 angeregt. Der Hamburger Sportbund (HSB) als Interessenvertretung der Vereine wehrte sich. Ende 2004 war der Vorschlag weitgehend vom Tisch. Gemeinnützige Sportvereine müssen keine Gebühr bezahlen.
Aus Sicht des HSB-Geschäftsführers Ralph Lehnert würde eine solche Gebühr der offiziell verfolgten Politik widersprechen. Der Senat unternehme alle Anstrengungen, um Kinder und Jugendliche an die Vereine heranzuführen. Das würde durch die Gebühr konterkariert. "Die meisten Verein würden eine solche Gebühr auf die Mitgliedsbeiträge umwälzen und damit träfen wir in erster Linie die sozial Schwachen", warnt Lehnert.
Der Abgeordnete Bischoff sieht das genauso: Mit der Gebühr würden "die Grundprinzipien des hamburgischen Sports auf den Kopf gestellt". Statt die Hallen und Plätze zu sanieren, versuche der Senat, Hamburg als Spitzensportmetropole zu profilieren. Damit setze er die falschen Prioritäten.
Der Sportwissenschaftler Wopp hält diese Sorgen für übertrieben. "In keiner anderen Großstadt ist der Sportbetrieb deswegen zusammengebrochen", behauptet der Professor. Als sozialer Ausgleich für Arme und Jugendliche seien die Gebühren auf die jeweiligen Nutzer abgestimmt worden. Wie das geregelt werden könne, hätten viele Städte längst ausprobiert.
Es stelle sich die Frage, woher angesichts der Haushaltsnöte das Geld kommen solle, um die Hallen zu sanieren. Die Nutzungsgebühr solle daher allein für die Anlagen, für die sie erhoben würde, ausgegeben werden. "Die Ottonormalverbraucherin muss das merken", findet Wopp.
Hamburg sei neben Berlin die einzige Großstadt, die keine Nutzungsgebühr verlange. Als Gebühren eingeführt wurden, habe das zum Beispiel in Frankfurt am Main einen durschlagenden Effekt gehabt: "Nach kurzer Zeit wurde eine Drittel der Hallenzeiten zurückgegeben", sagt Wopp. Jahrzehnte alte und nicht mehr gerechtfertigte Besitzstände könnten aufgelöst und die Hallen effizienter genutzt werden.
Auch der HSB sei daran interessiert, dass die Anlagen effizient genutzt würden, versichert Lehnert. "Das hängt aber nicht allein an einer möglichst großen Zahl von Sportlern."
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert