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Spaniens Arbeitslosigkeit erreicht RekordFast 6 Millionen Menschen ohne Job

Die spanische Arbeitslosenquote ist die höchste seit 1976. Jeder Zweite unter 26 Jahren hat keine Arbeit. Die Wirtschaft schrumpft wegen des Sparkurses der Regierung weiter.

Weniger Jobs: Proteste gegen die Sparpolitik der spanischen Regierung. Bild: dapd

MADRID rtr | Die Rezession in Spanien treibt die Arbeitslosigkeit auf den höchsten Stand seit der Rückkehr zur Demokratie Mitte der 1970er Jahre. Die Arbeitslosenquote kletterte im zweiten Quartal auf 24,6 Prozent, wie das nationale Statistikamt am Freitag mitteilte.

Ein höheres Niveau hat es seit Einführung der Statistik 1976 - und damit ein Jahr nach dem Tod des langjährigen Diktators Franco - nicht gegeben. Somit gerät die Wirtschaft des Landes immer tiefer in den Abwärtsstrudel. „Die Daten sind ein weiterer Beleg dafür, in welch miserabler Lage die Wirtschaft ist“, sagte Analyst Ben May von Capital Economics. „Die Dinge werden nur noch schlechter werden.“

Erst sorgte das abrupte Ende des Immobilienbooms 2008 für einen Konjunktureinbruch, inzwischen ächzt das Land unter der Schuldenkrise und dem mangelnden Vertrauen der Finanzmärkte. Für seinen maroden Bankensektor bekam Spanien von seinen Euro-Partnern schon Finanzhilfen von bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Die hohen Kosten für die Staatsfinanzierung schüren aber Sorgen, dass das Land als Ganzes unter den Euro-Rettungsschirm schlüpfen muss. Die Regierung um Ministerpräsident Mariano Rajoy stemmt sich mit einem harten Sparkurs über 65 Milliarden Euro dagegen. Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen sollen mittelfristig die Haushalte entlasten, dürften kurzfristig aber die Wirtschaftskrise verschärfen.

Doppelt so viele Arbeitslose wie in Deutschland

Ende 2011 und Anfang 2012 schrumpfte die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone bereits, für das abgelaufene zweite Quartal befürchtet die spanische Notenbank ein Minus von 0,4 Prozent. Im Frühjahr waren von insgesamt rund 45 Millionen Einwohnern 5,7 Millionen arbeitslos.

Dies sind doppelt so viel wie in Deutschland. Hierzulande leben etwa 82 Millionen Menschen. Davon waren im Juni 2,8 Millionen als erwerbslos gemeldet, die Arbeitslosenquote lag bei 6,6 Prozent.

Die Arbeitslosenquote Spaniens lag im ersten Quartal noch bei 24,4 Prozent und ist seit längerem die höchste der gesamten Europäischen Union. Vor allem Jugendlichen fehlt die Perspektive. Rund jeder Zweite unter 26 Jahren hat keinen Job.

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5 Kommentare

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  • J
    jenny

    @lotta

    Stimme voll zu nur zur Ergänzung:

     

    Neben den ganzen "Versteckspielen" der Agentur für

     

    Arbeit sank die Zahl der Arbeitslosen um ca. 1 Mio.

     

    durch schlecht bezahlte "prekäre" neue Jobs, die auch

     

    schnell wieder abgebaut werden können!

     

    Der Trick der "Arbeitgeber-Mafia", gestützt von staatlicher Seite ist es gewesen seit SPD-Schröder

    die Lohnkosten zu drücken, damit die Exporte - auf

    dem Rücken der hier schlechtbezahlten Arbeitnehmer

    von Ausnahmen wie den Autobauern mal abgesehen -

    florieren.

    Wenn man sich ansieht wie in Deutschland die Kommunen

    ihre "Bürgerleistungen" immer schlechter erbringen,

    die Mängel in der Infrastruktur aufaddiert u. die

    zukünftigen Kosten für die Renten u. Beamtenpensionen

    noch draufsattelt, für die keinerlei Rücklagen ge-

    macht werden, dann ist Deutschland länst überschuldet,

    dass kann nur solange kaschiert werden wie der Export

    rollt; falls wir aber durch Dauersubventionen = Soli

    x 10 - 15 den europäischen Süden daueralimentieren

    sollen, dann wird der Bürger u. Wähler nicht mehr

    mitspielen!

    Seit 1991 ist die Nettowertschöpfung in Deutschland

    um ca. 25% gestiegen, die Arbeitnehmer haben aber

    keinerlei Nettoeinkommenmszuwächse erzielt, die 20

    Mio. Rentner u. ca. 8 Mio. Hartzler haben sogar

    höhere Einkommenseinbussen verzeichnen müssen.

    ( zum Vergleich in Spdeuropa sind die Einkommen in

    dieser Zeit um ca. 25% gestiegen!)

     

    Jede Regierung in Deutschland sollte sich etwas von

    Südeuropa abschauen: nicht mehr soviel sparen, sondern

    richtig investiert klotzen, dazu gehört die Sanierung der Infrastruktur, die Erneuerung der

    Energienetze, Förderung des Freizeitwertes in den

    Städten u. Kommunen für die Bürger, Errichtung

    eines 2. sozialen Arbeitsmarktes für Betreuung u.

    Pflege mit ordentlichen Löhnen, sowie ein aus-

    kömmlicher MINDESTLOHN. Das Land würde im Inneren

    boomen auch wenn der Über-Export estas zurück ginge

     

    die Lebensqualität der Bürger würde stark steigen,

    momentan sind die meisten doch im Hamsterrad u. ar-

    beiten über 50% für Steuern u. Abgaben von denen sie

    kaum profitieren.

     

    Noch ein Wort zu Spanien, die Krise ist von der dort-

    tigen Politik selbst angefacht worden durch Über-

    subventionierung der Bauwirtschaft, auch mit EU-

    Fördermitteln (die Deutschland zum Grossteil zahlte!).

    Der Sozialist Zapatero hat die Krise kleingeredet u.

    nichts dagegen unternommen = espana va bien !

    Es ist schon eine Frechheit jetzt den ESM fast

    völlig auszuschöpfen ( 100 Mia. Bankenrettung, bis zu

    300 Mia. Staatsfinanzierung) da bleibt für weitere Notfälle kaum etwas übrig!

    Die Spanier waren in ihren südamerikanischen Kolonien

    als brutalste Ausbeuter bekannt u. haben dort alles

    Golg u. Silber zusammengerafft u. nach Sevilla ver-

    frachtet; die Kolonien gibt es nichtmehr, dafür aber

    die Ausplünderung des Euroraumes u. das trifft uns

    Deutsche zusammen mit den Finnen, Niederländern u.

    Österreichen am meisten.

    Wenn die gewährten Kredite,Bürgschaften,Target2 Ver-

    rechnungsmilliarden nicht6 von den Nehmerländern wie

    Griechenland, Spanien etc. pünktlich zurückgezahlt

    werden, dann hat Deutschland über 1000 Milliarden!

    mehr an Belastungen - das machen die Bürger nicht mit!

  • WD
    Walther Döring

    Alle wollen einen Job beim ...

     

    Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, Staat, ...

     

    So funktioniert das aber nicht. Nein, so nicht! Und das ist auch gut so!!!

  • G
    Globetrotter

    Es stimmt anscheinend, dass zahlreiche Stellenanzeigen (in Deutschland) Fakes sind. Dazu kommen noch die Stellenangebote, die in Wirklichkeit Praktikanten suchen, aber im Text als Vollzeitstelle definiert sind.

    Firmen bekommen in der Regel mehrere Hunderte Bewerbungen, auch wenn es sich um Stellen für Qualifizierte und Akademiker handelt.

    Das Gerede vom Fachkräfte-und Akademikermangel halte ich für Arbeitgeberpropaganda.

    Prekärer wird es, wenn die globale Wirtschaft lahmt und die südeuropäischen Länder weiter mit "Reformen" drangsaliert werden. Deutschland sollte sich nicht einbilden, es sei eine Insel der Seeligen.

  • SE
    Susanne E.

    2,8 Mio. Arbeitslsoe in Deutschland, guck an.......die taz als Durchlauferhitzer für Regierungspropaganda. Hätte man wissen sollen bei eurer Moderationswut.

  • L
    lotta

    Das ist nett, dass die Taz die Zahlen der Bundesregierung sekundiert. Sicher haben wir erheblich mehr als 2,8 Millionen "Arbeitslose", nur durch eine diskriminierende Segretation namens Hartz IV und zahlreiche andere "Maßnahmen" tauchen zahlreiche Arbeitslose zweiter Klasse in der Statistik nicht mehr auf, sind per Gesetz umetikettiert und weggerechnet worden.

     

    Man sollte auch mal die Stellenangebote in der Jobbörse durchsuchen: Wie viele von denen sind Fakes, die von den Zeitarbeitsfirmen hinein gestellt werden, um Personal zu ködern, mit angeblich höherwertigen Jobs, die dann, wenn man sich vorstellt, "längst vergeben" sind? Da macht es auch Sinnn, dass die Jobvermittlung privatisiert worden ist. Man bedient sich halt Tricks, um die Zahlen zu fälschen. Die Gesetze des Marktes werden es schon machen.

     

    Deutschland ist doch selbst längst ein kommender Pflegefall, wie wir wohl erst dank der Bewertung durch die Rating-Agenturen wissen dürfen. Erstaunlich, wie dieses Bewußtsein auch innerhalb der Medien immer wieder verschwiegen wird. Deutschland verweist auf die "schwächeren" EU-Partner, um selbst "stärker" auszusehen. Aber diese Kontrasttechnik ist ein rhetorischer Trick, um im Wettrennen um Staatskredite gut abzuschneiden.

     

    Noch läuft es halbwegs, interessant wird es werden, wenn im hochverschuldeten und klammen Deutschland weitere Einschnitte vorgenommen werden müssen, mit dem Verweis darauf, wie dreckig es doch den "anderen" geht.

     

    Ich wünsche mir treffende Zukunfts-Szenarien von den kompetenten Autoren und nicht nur das Abschreiben von Regierungs-Meldungen.