piwik no script img

Späte VäterDer ist doch noch gut

Knirschende Knie, kurzer Atem: trotzdem werden viele Männer mit 60 Vater. Was das für Konsequenzen hat – und was es für Kinder heißt, mit Opa-Papas aufzuwachsen.

Opa oder Papa? Bild: tobeys / photocase.com

Eine Geburtstagsparty in Berlin. Ein älterer Mann tanzt mit einer Horde kleiner Kinder auf der Tanzfläche herum. Im Gegensatz zu seinen zwei Töchtern und deren Freunden braucht er aber zwischendurch mal eine Pause. Immerhin ist Jürgen Lindner gerade 60 geworden und seine jüngste Tochter wurde vergangenes Jahr erst eingeschult. Seine Frau Kerstin ist 15 Jahre jünger als Jürgen. „Ja, die Zahl 60 ist jetzt schon komisch, aber ansonsten denke ich darüber nie nach“, sagt sie.

Der Altersunterschied und die Tatsache, dass die gemeinsamen Kinder einen ziemlich alten Vater haben, spielte bei ihrem Wunsch, mit Jürgen Kinder zu haben, keine Rolle. Jürgen war eigentlich durch mit dem Thema, beide Partner haben schon große Töchter aus ersten Ehen. Aber Kerstin wollte unbedingt noch mal Kinder haben. „Da hab ich gesagt, ich kann mit meinem Handwerkerlohn keine weitere Familie ernähren – das musst du dann machen. Da hat sie gesagt ’Ja‘ – und ich ’Na denn. Bitte‘.“

Reihenweise betagte Herren des öffentlichen Lebens sind für ihre späte Vaterschaft bekannt: Anthony Quinn, der mit 81 noch Vater wurde, Rod Stewart mit 66, Jean Pütz mit 74, Franz Beckenbauer, Charlie Chaplin, Pablo Picasso, Heiner Müller: Was bei Frauen, wie im Einzelfall Gianna Nannini, als verantwortungslose Risikoschwangerschaft kritisch beäugt wird, gilt bei Männern als Zeichen für Vitalität – oder schlimmstenfalls als skurril.

Doch laut aktueller Studien hat auch das Alter des Erzeugers Einfluss auf die Gesundheit des Kindes. So sollen Kinder älterer Väter einen geringeren Intelligenzquotienten haben als die jüngerer Männer und psychische Krankheiten wie Autismus, Schizophrenie und bipolare Störungen treten offenbar vermehrt auf, wenn der Vater die 50 überschritten hat. Laut Psychology Today ist das Risiko einer 40-jährigen Frau, ein Kind mit Downsyndrom zu bekommen, ebenso hoch wie das eines 40-jährigen Mannes, ein Kind mit Schizophrenie zu bekommen. Die biologische Uhr tickt also nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Dennoch hat laut Bundesamt für Statistik mittlerweile jedes 20. geborene Kind einen Vater über 50, jedes vierte einen über 40 und mindestens jedes dritte Kind einen Vater über 35 Jahren. Seit den Siebzigern, so benennt es auch das Bundesministerium für Familie in einer Studie zu „Facetten der Vaterschaft“, gibt es einen Trend zu alten Vätern.

Statussymbol spätes Kind

Demnach sei nicht die späte Elternschaft an sich neu, sondern dass es sich häufig um das erste Kind einer Beziehung handelt. Was nicht ausschließt, dass der Vater schon erwachsene Kinder aus einer früheren Ehe hat. Für Berufstätige des gehobenen Mittelstandes sei es „zu einem Statussymbol geworden, in einem späten Lebensalter Kinder zu bekommen“.

Anna Schoch beschäftigt sich seit 20 Jahren als Wissenschaftlerin, Psychotherapeutin und Mediatorin mit diesem Thema. Sie bezeichnet es als „gesellschaftliche Dekadenz“, wenn Männer meinen, mit drei Frauen Kinder haben zu müssen – das reduziere letztendlich den Sinn der zweiten Lebenshälfte auf Geld und Sex, statt auf eine von Gemeinsamkeit und der Weitergabe von Kultur und Erfahrung geprägte Zeit.

Aus Angst vor dem Alter schnell noch ein Kind auf den letzten Drücker, damit die junge Frau nicht mehr weglaufen kann und Mann etwas Sinnstiftendes hinterlässt? Womöglich wollen die erwachsenen Kinder aus der ersten Ehe nichts mehr mit ihrem berufsjugendlichen Vater zu tun haben? US-Soziologen haben den Begriff des Start-over-Dads eingeführt, der mit einer jüngeren Frau das Thema Familie für sich in Ordnung bringen und alles richtig machen will. Was ihm, so die Studie des Ministeriums, meist auch gelingt.

Männer wiederholten, so Schoch, immer wieder die erste Lebenshälfte, die für die Reproduktion gedacht sei, und würden am liebsten beim Orgasmus sterben. „Und die Frauen machen das mit. Sie schmeißen sich den alten Männern an den Hals, denn dann sind sie versorgt und erben. Ob dadurch eine Familie zerstört wird, ist den jungen Frauen vollkommen egal“, sagt Schoch.

Luxusphänomen eitler Männer

Natürlich sei dieser Trend ein Luxusphänomen, geprägt durch die Eitelkeit der Männer, die unschuldig mit „Es ist eben passiert“ ihre 30 Jahre jüngere Frau und das gemeinsame Kind präsentieren. „Männer mit 70 sollten sich um ihre Enkel und Urenkel kümmern. Aber nein: Die Männer haben vergessen, wie die Lebenszyklen sind. Mit 70 zu sagen, man sei erst jetzt reif für ein Kind – um Gottes willen!“, sagt Anna Schoch.

So will Uly Förster (64), Autor des Buches „Alte Väter“, seine späte Vaterschaft auf keinen Fall verstanden wissen. In seiner ersten Ehe habe er sich mit seiner gleichaltrigen Frau auf Kinderlosigkeit zugunsten der Karriere geeinigt. Mit seiner jüngeren zweiten Frau zunächst auch, dann hätten sie aber beide ihre Meinung geändert: „Das Leben ist nicht planbar. Ich muss mich nicht rechtfertigen.“

Was Anna Schoch so aufregt, findet er vollkommen normal. Er genieße die Zeit mit seinem Kind, konzentriere sich viel stärker darauf: „Von den zwanzig Jahren, die ich ungefähr mit meiner Tochter haben werde, sind schon vier um – solche Dinge sind einem mit 30 nicht so bewusst.“

Unterschiedliche Auffassungen von Erziehung

Bei Elisabeth Faber (Name von der Redaktion geändert) und ihrem 15 Jahre älteren Mann gab es keine vorherigen Ehen oder Kinder – und auch keine Bedenken des Alters wegen. „Außer, dass es viele Kinder sein sollen. Nicht, dass nachher eines mit mir im Alter allein dasitzt“, sagt die 37-jährige Psychologin und Mutter von drei Kindern aus Regensburg. Allerdings müsse häufiger über unterschiedliche Auffassungen von Erziehung diskutiert werden – so habe sie vorher nicht bedacht, dass die Eltern ihres Mannes praktisch aus derselben Generation stammen wie ihre Großeltern.

„Einen klassischen Fußball-Papi haben unsere Kinder nicht. Für Kämpfchen und Kindergartenfeste bin eher ich zuständig“, sagt Faber. Dafür kümmert ihr Mann sich an den Nachmittagen um die Kinder, wenn sie arbeitet. Den Kampf darum, wer Karriere machen darf, wie ihn Faber bei vielen gleichaltrigen Paaren beobachtet, gibt es bei ihnen nicht, sagt sie.

Auch Jürgen Lindner findet, dass seine Gelassenheit sich positiv auswirkt, schließlich habe er bei seiner Großen nichts hingekriegt, sei ein richtig schlechter Vater gewesen. Diesmal war er in Elternzeit, mit seinen kleinen Mädchen beim Eltern-Baby-Kurs und auf dem Spielplatz. Wenn er dort mal „Opa“ genannt wird, kann er darüber lachen. „Das ist eine ganz andere Bindung diesmal“, sagt er. Solche Aussagen, sagt Anna Schoch, seien für die Kinder aus den früheren Beziehungen immer schmerzhaft. Auch wenn sie das meistens nicht zeigen würden.

Für deren jüngere Halbgeschwister überwiegen laut der Studie des Familienministeriums die Vorteile der späten Vaterschaft, weil die gesamte Lebenssituation stabiler ist – sowohl in Bezug auf die emotionale Reife als auch die finanzielle Lage. Schlimmstenfalls würden die Kinder sehr verwöhnt und wie kleine Erwachsene behandelt.

Was in der Praxis oft bedeutet: Die mangelnde Vitalität und das schmerzverzerrte Gesicht beim Hubschrauberspielen wird mit iPads fürs 7-jährige Kind wettgemacht und die Malerei auf dem Sofa großzügig belächelt – der reife Vater hat seine Prioritäten zugunsten der Familie klar gesetzt.

Doch wer meint, immer noch eine zweite Chance zu haben, nutzt womöglich die erste nicht. Das kann man wie Anna Schoch empörend finden – oder wie die alten Väter gelassen sehen. Der Trend zur späten Vaterschaft wird die Vorstellungen von Familie und gesellschaftlichen Normen jedenfalls weiter prägen und ein Aufwachsen mit Großeltern eher als Kuriosum erscheinen lassen als mit einem alten Vater.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

23 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • R
    Rudi

    Und jetzt seit kurzem eine neue Studie.

    Zitat:

    "Wer hätte das gedacht? Das Sperma älterer Männer ist wertvoller! Ältere Väter vererben ihren Nachkommen eine wichtige genetische Voraussetzung, für ein langes Leben: Die Chromosomen ihrer Kinder haben längere Endkappen als die von Nachkommen sehr junger Väter."

    Weiter zu lesen...

     

    http://madonna.oe24.at/gesund/Spermien-aelterer-Vaeter-machen-langlebiger/68930277

  • M
    mädel1

    Ein Kind in die Welt zu setzen, wenn man über 40 ist, ist meiner Meinung nach nicht verwerflich. Ist es doch natürlich möglich und somit biologisch richtig. Ob es ethisch und moralisch richtig ist, entscheidet die Gesellschaft in der man lebt. Unsere deutsche Gesellschaft scheint mir diesbezüglich ambivalent. Einerseits fordert die Familienministerin soll Adoption auch mit über 40 möglich sein und (vorab diagnostizierte) genetische Missbildungen können abgetrieben werden. Andererseits werden ältere Mütter von der Öffentlichkeit diffamiert, z.B. für ihre Blauäugigkeit gegenüber dem genetischen Risiko sowie ältere Väter wie im obigen Artikel von Frau Schoch nur mit den Nachteilen einer solcher Entscheidung konfrontiert. Sicher: Risiken gibt es und die sind evtl. größer (Tod, Pflegebedürftigkeit, Behinderung und evtl. Diffamierung der Kinder aufgrund des Alters der Eltern/eines Elternteiles) als wenn beide Eltern jung wären. Ich denke aber auch, dass eine Gesellschaft, die auf Reproduktion ihrer Bürger aufgebaut ist (siehe Rentensystem!!!), über jedes geborene Kind dankbar sein sollte und Kindern endlich den Stellenwert in der Gesellschaft gibt, den sie verdienen.

  • JP
    Jens Pe

    Ich bin 46 und werde in diesem Jahr zum ersten Mal Vater. Seit ich Mitte 20 war hatte ich zwei langjährige Beziehungen, einmal acht Jahre, einmal neun Jahre. In der ersten Beziehung wollte meine Freundin keine Kinder. In der zweiten Beziehung (wir waren verheiratet) stellte sich in einem quälenden Prozess heraus, dass sie keine Kinder bekommen konnte. Beide Beziehungen waren nicht primär "Zeugungspartnerschaften" sondern Liebe. Dass wir keine Kinder hatten war nicht unserer Karrierepriorität geschuldet und war auch nicht Trennungsgrund. Nach der letzten Trennung war ich drei Jahre alleine und überhaupt nicht bindungswillig/-fähig. Das Thema Kinder hatte ich ad acta gelegt, da ich auch der Meinung bin, dass für Männer die biologische Uhr ebenso tickt, etwas subtiler als für Frauen, aber sie tickt.

    Jetzt bin ich mit einer 12 Jahre jüngeren Frau zusammen. Danach habe ich nicht gesucht und ich habe mich nur widerstrebend geöffnet wegen des Altersunterschieds. Jetzt ist sie schwanger und wir freuen uns beide auf das Kind.

    Mich hat die Aggressivität überrascht, mit der Julia Niemann und die Kommentare hier "alten Vätern", zu denen ich ja nun auch gehöre, begegnet. Mich wundert nicht, dass Julia Niemann mit Sätzen wie "Aus Angst vor dem Alter schnell noch ein Kind auf den letzten Drücker, damit die junge Frau nicht mehr weglaufen kann." Rückmeldungen wie diese einholt: "Ich wäre für ein striktes Zeugungsverbot mit 45" (von "philipp"). Ich habe den Artikel als diffarmierend empfunden. Er hat mich persönlich kalt erwischt und Gedanken und Gefühle in die Zeit der Schwangerschaft gebracht, die ich und die wir bisher nicht hatten.

  • DV
    Die 'Große' von Jürgen Lindner

    Papa, du warst kein schlechter Vater für mich! Und das nicht alles glatt lief lag an verschiedenen Komponenten des Lebens, sei nicht immer so streng mit Dir selbst!!!

  • JC
    Johnny Cynic

    Na ja, "Suse von Molke" das musst Du schon verstehen:

    Die einen haben sich 50 Jahre mit der These, man könne doch "keine Kinder in diese Welt setzen" hedonistisch durchs Leben gestresst und warten nun in der "Seniorenresidenz" auf den nie eintreffenden Besuch.

    Die anderen sind den klassischen Weg der 4 As (Ausbildung, Armee, Aufzucht, Arbeiten) gegangen und können die "2. Jugend, wenn die Kinder aus dem Haus sind" Arbeits-, Diabetes- oder Infarktbedingt nicht mehr genießen.

    Klar, dass man da erst mal pöbeln muss wenn da einfach jemand wie mit 20 (wieder) Kinder hat. das ist ja schlimmer als "Die unwürdige Greisin" von Brecht!

  • SV
    Suse von Molke

    Offenbar geht es in den Kommentaren mal wieder nur darum, andere abzuwerten, um selbst besser da zu stehen. Jung gegen Alt, Mann gegen Frau und vor allem Frau gegen Frau. Die Argumente sind immer an den Haaren herbei gezogen und sollen die eigene Überlegenheit demonstrieren. Warum ein älterer Mensch keine Ahnung von Erziehung haben kann, erschließt sich mir genauso wenig wie das Argument, ein älterer Vater würde früher sterben als ein junger. Man kann auch mit 25 sterben und ein Kind hinterlassen. Nichte alle unter 40 sind fit und können mit Kindern toben.Nicht alle über 40 sind gelassen, gebildet und gut situiert.

    Alle anderen machen alles verkehrt, nur ich bin toll. Oder???

  • R
    Rug

    Seit meinem 27'sten Lebensjahr wünsche ich mir Kinder. Nach meiner Scheidung mit 33 klappt es jetzt hoffentlich mit 42 endlich mit dem Nachwuchs. Mein zweite Frau ist 30. Auch meine Großmutter hat mit 43 Jahren erst meine Mutter bekommen (nachdem Ihr erstes Kind gestorben ist) und sie waren unglaubliche tolle Eltern und Großeltern.

     

    Ich wollte nie um jeden Preis Kinder in die Welt setzen, sondern erst liebevolle & geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Damit meine ich die Partnerschaft und ***nicht Geld***!

     

    Ich glaube, dass reife Eltern ein Segen für Kinder sein können und finde es traurig, wie manche darüber urteilen. Man(n) kann sich sein Glück schließlich nicht aussuchen und bei mir hat es halt gedauert, bis die "Frau fürs Leben" da war.

  • M
    Michael

    Ich kann die Aussage, Männer würden die zweite Lebenshälfte auf Geld und Sex reduzieren in Verbindung mit den späten Vätern nicht ganz nachvollziehen. Denn Kinder brauchen vor allem viel Zeit und Zuwendung, und ja, es kostet natürlich auch Geld, ein Kind bzw. mehrere Kinder zu haben. Ginge es den älteren Männern wirklich nur um Geld und Sex, sie würden wohl eher selten auch ältere Väter...

  • P
    philipp

    In meinen Augen sind das verantwortungslose alte Säcke, die nur ihre Eitelkeit befriedigen wollen. Das Kind hat bei den alten Vätern keine grosse Chance, als Erwachsener seinen Vater noch lebendig zu erleben. Ich wäre für ein striktes Zeugungsverbot ab 45, spätestens 50. Wenn es den selbstverliebten Potenzprotzen wirklich um ein Kind geht, sollen sie bitteschön eins adoptieren.

    PS.: Und die meist deutlich jüngeren Mütter verstehe ich auch nicht.

  • A
    Anna

    Mein viel zu alter Vater hat mich viel zu früh zur Halbwaise gemacht. Zum Schluss war er ein Pflegefall und am schlimmsten war für mich, nicht für ihn sorgen zu können, da ich noch in der Ausbildung steckte. Ich kann ihm seine Verantwortungslosigkeit bis heute nicht richtig verzeihen, auch wenn es mich ohne ihn nicht gäbe.

  • B
    beiseite

    Ich bin glückliche Großmutter (man kann sie zurückgeben wenn es genug ist) in einem Alter, in dem späte Väter nochmal Väter werden und ich frage mich tatsächlich - warum machen die sowas?

     

    Warum tun sie es ihrem Kind an, sie schonen zu müssen (Papi ist schon so oll, der kommt nicht mehr auf den Baum)

     

    Warum tun sie es einem Kind an, vielleicht noch bei der Abifeier dabeizusein, aber sicherlich nicht mehr bei der Diplomfeier (oder sie kriegen nichts mehr mit)

     

    Als mein Ex ein später Vater wurde um an seiner Tochter wieder gut zu machen, was er an seinem Sohn ungut gemacht hatte, habe ich ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Statt das Verhältnis zu den frühen Kindern wieder in Ordnung zu bringen, gehen sie über Los und hoffen, dass diesmal alles besser wird.

     

    Wird es aber nicht unbedingt. Wenn ich einfach von vorne anfange, ohne aufzuarbeiten was ich früher warum nicht leisten konnte mach ich einfach die Fehler von der anderen Seite der Medaille.

     

    Und so produziere ich dann ältere Kinder, die die jüngeren Geschwister beneiden, die sich für ihre ollen Papis schämen.

     

    Möglicherweise sollte man das Thema einfach noch mal besprechen, wenn die späten Kinder in der Pubertät sind.

  • H
    Hatem

    Haben Leute wie Fritz Wepper oder Ulrich Wickert (Väter mit knapp 70) nie darüber nachgedacht, was es für ein Kind bedeutet, wenn es mit 5 oder 10 Jahren den Vater verliert?

    Ich finde sowas verantwortungslos und egoistisch.

    Und über die Motive der wesentlich jüngeren Mütter, mit einem Mann ein Kind zu zeugen, der statistisch gesehen noch 7 Jahre zu leben hat, möchte ich gar nicht nachdenken...

  • S
    Simsalabim

    Und wer denkt an die Kinder, die mit einem Vater aufwachsen, der ihr Opa sein könnte? Die sich womöglich mit 20 damit auseinandersetzen müssen, daß der Vater pflegebedürftig, vielleicht dement etc ist? Sicher passieren solche Dinge manchmal auch früher, aber eben sehr viel wahrscheinlicher mit 80 als mit 50 oder 60. Und der seine Enkel nie kennenlernen wird.

    Abgesehen davon finde ich die Diskussion höchst unfair: da wird Frauen Verantwortungslosigkeit vorgeworfen, während Männer gefeiert werden, wenn sie mit 60 Vater werden...

  • R
    Rudi

    Bei sehr großen Altersunterschied muss ein Vater (oder eine Mutti) eine gute biologische-physische Konstitution haben, denn Kinder verlangen meist viel von den Eltern, weniger allerdings Geld oder Wohlstand, als Zeit, Zuneigung und auch viele Spielereien.

     

    Und das wird mit dem Alter schwieriger, nicht leichter. Ab 40 Jahren kosten Kinder erheblich mehr Kraft und Erziehungsfehler können auch leichter auftreten, jedenfalls wenn er oder sie keine große Ahnung hat.

     

    Wenn der Mann schon mal eine Familie hatte, dann ist Zoff meist programmiert und besonders wenn Wohlstand da ist, beginnt der Ärger schon vor dem Todes- bzw. Erbfall. Und das kann alles zerstören, zwischen den Mitgliedern eine Familie, denn die Alten, die erwachsenen Kinder, sie verschwinden ja nicht.

     

    Große Altersunterschiede = Große Risiken!

     

    Und alte Eltern sterben schnell. Ich habe Freunde, deren Eltern schon starben, als meine noch jung aussahen, weil sie eben alt waren und z.T. auch nicht gesund gelebt haben.

  • MS
    mr spock

    ...nun gut, sehr junge väter leben mit dem erhöhten risiko sich im schnellen auto zu verschätzen, und junge partnerschaften stehen auch nicht grade in dem ruf einer hohen lebensdauer; aber eindeutig ist das risiko für ein zehnjähriges kind, seinen dann zB 70-jährigen vater durch natürliches dahinscheiden zu verlieren, sehr hoch - und DAS wissendlich einem kind zuzumuten, ist für meine begriffe deutlich mehr als rücksichtslos.

  • M
    Michael

    Ich werf mich weg...

    Hatten wir nicht vor kurzem noch die Diskussion über zu wenige Kinder?

    Und jetzt sind Männer (diese egoistischen Schweine) daran schuld, wenn sich die Situation mildert?

    Beschweren sich die Damen nicht permanent über verantwortungslose Väter, die sich der Vaterrolle entziehen?

    Wie denn nun, meine Damen?

  • P
    Pankowerin

    schönes Thema.

    Es kommt vermutlich wie immer auf den Einzelfall an, aber wenn ich mich hier so umsehe, wie viele ältere Herren rumgockeln mit einem Kind vor der Brust und dem Habitus: „Schauet her, hier komm ich und die Frucht meiner immer noch kraftvollen Lenden!“ kann ich mir des öfteren das Grinsen nicht verkneifen. Die Mütter dazu sind dann auch schon Ende 30 - Mitte 40 und diesen kann man dann beim rapide Altern zuschauen. Schwanger sehen sie meist noch strahlend aus, aber dann kommen die schlaflosen Nächte und tja wie wir es alle am eigenen Leib erfahren, steckt man diese nicht mehr so einfach weg.

    Die Zeit, in der man schlaflose Nächte noch mit einem Lächeln wegstecken konnte, haben sie ja mit Karriere und Partys verbracht.

    Früher haben die gleichen Leute auf uns junge Mütter und Väter herabgeschaut, wie assozial wir wären. Sie wollen keine Kinder - waren flippig und jeden Abend eine andere Kneipe. Jetzt wo die Uhr abgelaufen ist, wird noch mal schnell ein Kind nachgeschoben. Ob das für das Kind gut ist oder nicht, völlig wurscht. Denn es geht nicht ums Kind, es geht immer nur um sie und ihre Lebensplanung, ihren Status.

     

    na ja - müssen letztendlich die Leute selbst wissen unsere Gören sind gross und wir machen jetzt Party ;)

  • NG
    [Name Gelöscht]

    Ich finde die Ausführungen von Frau Schoch auch sehr voreingenommen und unsachlich.

     

    Warum wird denn hier die ganze "Schuld" auf die in den Augen von Frau Schoch offenbar egoistischen und eitlen Männer abgewälzt? Zum Kinder bekommen gehören immerhin zwei und ich gehe davon aus, dass die Frauen im allgemeinen genauso den Kinderwunsch mit ihrem älteren Partner haben wie umgekehrt und dass die Familienplanung daher gemeinsam erfolgt ist. Ich kann ebensowenig nachvollziehen, warum sich Frau Schoch darüber aufregt, wenn Männer ihrer Ansicht nach den Sinn der zweiten Lebenshälfte auf Geld und Sex reduzieren. So what, jedem das seine, und wer legt überhaupt fest, worin der Sinn der zweiten Lebenshälfte oder des Lebens überhaupt zu bestehen hat? Frau Schoch offensichtlich.

     

    Den Vorwurf der gesundheitlichen Risiken für das Kind müsste man dann übrigens gerechterweise auch den Müttern machen, die ab vierzig aufwärts Kinder bekommen, das nimmt ja auch immer mehr zu.

     

    Es gibt sicher ganz viele Konstellationen, Lebenswege und Gründe, die dazu führen, in späteren Lebensjahren noch einen Kinderwunsch zu haben. Ich persönlich würde grundsätzlich auch ab 40 keine Kinder mehr bekommen wollen (späteres umdenken schließe ich im Fall des Falles allerdings auch nicht aus), aber ich würde auch niemanden verurteilen, der sich dafür entscheidet. Man sollte eben alle gesundheitlichen Risiken für sich selbst und für das Kind, alle Vor- und Nachteile und alle eventuellen und tatsächlichen Konsequenzen abwägen und dann eine Entscheidung treffen. Und wenn man das tut und dann auch die damit verbundene Verantwortung wahrnimmt, wird es einem Kind ganz sicher auch mit älteren Eltern bzw. Elternteilen gut gehen.

  • B
    überrascht

    Das bedeutet also, dass es in den nächsten Jahren immer mehr Halbwaisen geben wird die zwischen 10 und 20 Jahre alt sind.

    Da kann Papa noch so viel auf der hohen Kante hinterlassen, dem Kind wird ein Vater fehlen. Nur 10-20 Jahre Rat, Hilfe und Zuneigung ist nicht viel.

  • J
    Jan

    Als ich geboren wurde, war mein Vater 35. Als meine Halbschwester von der zweiten Frau meines Vaters geboren wurde, war ich 32 und mein Vater 67. Heute ist er fast 82, hat eine ausgesprochen liebevolle Beziehung zu seiner tollen Tochter, und wenn wir manchmal durcheinander kommen (sein Schwiegervater ist jünger als er, meine Kinder zwei Jahre jünger als ihre Tante, unser beider Schwiegermütter waren zufällig als Mädchen auf der gleichen Schule, und wenn ich die Frau meines Vaters - zwei Jahre älter als ich - irgendwo als meine Stiefmutter vorstelle, müssen wir beide lachen), dann ist das eigentlich alles eher lustig. Zugegeben, manchmal beneide ich meine Halbschwester um die viele Zeit, die unser Vater für sie hat und für mich nicht hatte. Aber das spricht ja eigentlich eher gegen junge Väter als gegen alte, oder?

  • S
    Starthemmung

    Ich bin ein Mann, Anfang 30, komme aus einer großen Familie und habe daher eine gewisse Affinität zu kleinen Kindern. Ein frühes Kinderkriegen habe ich immer als Normalzustand gesehen und gefühlt.

    Im Wesentlichen teile ich die Bedenken von Frau Schoch. Sicher wachsen Kinder mit einem alten, lebenserfahrenen Vater oft geborgener und finanziell abgesicherter auf. Aber wenn ich mir die gesundheitlichen Risiken einer Spätzeugung ansehe, dann bekomme ich Angst. Auch finde ich es gar nicht so gut, wenn Kinder zu sehr abgesichert, lebensfremd, wie in einer Puppenstube aufwachsen. Das hat nicht nur Vorteile für ihre Persönlichkeitsentwicklung. Das es diesen Trend zu älteren Eltern schon länger gibt, sieht man u.a. an dem Phänomen, dass höchste Absicherung (wie z.B. durch alte Väter) zum Normalzustand in unserer Gesellschaft geworden ist. Junge Paare zeugen einfach keine Kinder mehr, weil man ja noch Karriere machen "muß", um für die "nötige Sicherheit" und den immens hohen Lebensstandart zu sorgen, der heute en vogue ist. Folgen davon sind, dass junge Frauen älteren Männern hinterher laufen, um mit ihnen Familien zu gründen. Und junge Männer kommen gar nicht erst zum Zug, wenn sie nicht die nötigen Sicherheiten mitbringen. Hart gesagt konkurrieren hier kranke Kreise mit gesunden jungen Männern, um der geliebten Sicherheit wegen. Dieses Land wird noch mal an seinem Sicherheitswahn ersticken.

  • A
    abby_thur

    Ich hätte als Kind lieber einen Vater der sich wenn auch spät dazu "entschieden" hat Vater zu werden, als einen der zum Vater gemacht wurde.

  • S
    Stefan

    Frau Schoch kennt sicherlich mehr Fälle als ich, aber das, was sowohl Männer als auch Frauen antreibt, kommt in den paar Zitaten von ihr ziemlich unterkomplex rüber. Außerdem verstehe ich nicht, wie sie mit ihrer sehr eindeutigen Vorabpositionierung als Mediatorin arbeiten kann.