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Spätaussiedler in DeutschlandDie enttäuschte Generation

Die NPD versucht sie für sich zu gewinnen, nicht selten werden sie selbst Opfer von rechter Gewalt. Über das schwere Ankommen der Russlanddeutschen.

Wohngegend für Dresdner Russlanddeutsche: Platte im Stadtteil Johannstadt. Bild: dpa

Nach der Ermordung der Ägypterin Marwa El Sherbini in Dresden erklärte das Integrationswerk Sachsen, eine Initiative von 15 Spätaussiedlerorganisationen, sie sähe eine besondere Anfälligkeit von jungen Russlanddeutschen für rechtsextremistisches Gedankengut. Der mutmaßliche Mörder Alex W. war Russlanddeutscher. Ebenfalls in Dresden lief am 13. Februar dieses Jahres bei dem rechtsextremen Aufmarsch zum Jahrestag der Bombardierung der Stadt der Arbeitskreis der Russlanddeutschen in der NPD unter eigenem Transparent mit. Dessen Leiter, Andrej Triller, betreut das Online-Journal Volksdeutsche Stimme, in dem er regelmäßig über NPD-Aktivitäten unter Russlanddeutschen berichtet. So hatte schon im Mai 2007 beim 29. Bundestreffen der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland NPD-Mitglieder russischsprachige Flugblätter verteilt. Etwa 80 Prozent der Teilnehmer des Treffens hätten Material mitgenommen, hieß es parteiintern. Im Bundesinnenministerium hält man allerdings das Ausmaß von Zustimmung zur NPD unter Russlanddeutschen für nicht beunruhigend.

Valerias Steinhauer kämpft als Vorsitzender des Vereins Neue Heimat Löbau gegen Fremdenfeindlichkeit. "Gerade die Älteren unter uns haben noch viele positive Erinnerungen an das Zusammenleben verschiedener Nationalitäten in den 70er- und 80er-Jahren", sagt er. Sein Verein besteht vorwiegend aus Spätaussiedlern.

"Ich bin hergekommen, um meinem Jungen das Studium zu ermöglichen", erklärte die Mutter eines hochbegabten russischen Gymnasiasten in Berlin: "In Kasachstan hätten wir nie die dafür notwendigen Schmiergelder aufbringen können." Nach dem Zerfall der Sowjetunion wuchs die Korruption in den ehemaligen Teilstaaten, Fortbildungsmöglichkeiten wurden bevorzugt den nationalen Eliten zuteil. Seit Ende der 80er-Jahre machten Russlanddeutsche vom Angebot der Regierung Kohl Gebrauch, die ihnen die Ausreise und Einbürgerung in die Bundesrepublik ermöglichte. Ausschlag gab die Hoffnung der CDU auf eine neue Wählerschaft, die gegen das Wörtchen "sozialistisch" allergisch war.

Spätaussiedler

Spätaussiedler sind Deutsche, die die Republiken der ehemaligen Sowjetunion nach dem 31. Dezember 1992 im Wege des Aufnahmeverfahrens verlassen haben. Für sie greift dann unter bestimmten Bedingungen das Bundesvertriebenengesetz.

Deutschstämmige Zuwanderer:Im Jahr 2008 sank die Zahl auf 4.000. Auf dem Höhepunkt der Ausreisewelle 1990 waren es noch fast 400.000. In den vergangenen 20 Jahren kamen rund drei Millionen Spätaussiedler, davon 800.000 aus den mittel- und osteuropäischen Staaten und 2,2 Millionen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. In diesen Ländern leben heute noch etwa 1,4 Millionen Angehörige der deutschen Minderheit.

Die ältere Aussiedlergeneration brach nach Deutschland in der Hoffnung auf, endlich eine Heimat zu finden. Doch die etablierten Bundesbürger empfanden ihre Dialekte und Ansichten als antiquiert und lehnten sie als Fremde ab. "Dort waren wir die Faschisten und hier sind wir die Russen", hört man oft von in jüngerer Zeit ausgesiedelten Jugendlichen. Sie haben gewöhnlich schon einen russischen Elternteil, immer mehr von ihnen sprechen kaum deutsch und bleiben lieber unter ihresgleichen. In der Schule kommen sie oft nicht mit und sehen die Möglichkeit, an den materiellen Segnungen der Bundesrepublik teilzuhaben, in immer größere Ferne rücken. Die Verliererrolle verlassen sie, indem sie sich ganz bewusst verwandeln: von den "Deutschen", als die sie zu Hause beschimpft wurden, in - wie es in einem heute gerappten russischen Lied heißt: "Coole Russen".

Von der russischen Kultur geprägt sind sie auch in ihrem konservativen Wertekanon. "Bei uns in Kasachstan ist es gang und gäbe, dass sich die Jugendlichen zweier Dörfer sonnabendnachmittags in der Steppe wie zu einem Fußballspiel treffen, um sich zu prügeln", erzählt Artur, ein Russlanddeutscher aus Berlin Marzahn: "Wer nicht mit Fäusten austeilen und auch was einstecken kann, der ist kein Mann." Ein für alteingesessene Deutsche überkandidelter Ehrbegriff regelt den Umgang miteinander. All diese Stereotype ließen sich leicht in ein rechtsextremes Weltbild eingliedern - und sind nicht weit vom Weltbild unterprivilegierter junger türkischer Männer entfernt. Prügeleien zwischen russlanddeutschen und türkischen Cliquen gehören denn auch zu den häufigsten. "Wenn ihr die Türken rausschmeißen würdet, dann hättet ihr mehr Geld für uns", ist ein von jungen Spätaussiedlern häufiger zu hörendes Argument.

"Antiislamismus", so meint Valerias Steinhauer vom Verein Neue Heimat Löbau, könne das eigentlich nicht sein: "Religion spielt für unsere Leute, vor allem für die jüngeren, kaum eine Rolle. Dazu sind sie zu sowjetisch sozialisiert. Aber der starke Anstieg der Fremdenfeindlichkeit in der russischen Öffentlichkeit ist ja kein Geheimnis."

In den deutschen Ballungsräumen von Spätaussiedlern ist der Einfluss der russischen Massenmedien sehr groß. In Russland sind abwertende Bemerkungen etwa über die "Jidden" von Dumaabgeordneten aller Parteien an der Tagesordnung. Ein Echo darauf ist vermutlich der in inoffiziellen Gesprächen mit russlanddeutschen Jugendlichen zutage tretende krasse Antisemitismus.

Dass zahlreiche Russlanddeutsche hier ihrerseits zu Opfern rechter Gewalt wurden und mehrere dabei ihr Leben verloren, thematisierten die deutschen Medien kaum. "In Löbau gab es 2003 drei von Rechtsradikalen initiierte Massenschlägereien mit russlanddeutschen Jugendlichen", erzählt Steinhauer. "Jetzt", sagt er mit Bezug auf einen Ordnerdienst, "kommen Rechte bei uns nicht mehr vorbei."

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28 Kommentare

 / 
  • D
    denninger

    Ach, Barbara, wenn Du doch nur von Geschichte oder Jurisprudenz etwas verstehen würdest!

    "Seit Ende der 80er-Jahre machten Russlanddeutsche vom Angebot der Regierung Kohl Gebrauch, die ihnen die Ausreise und Einbürgerung in die Bundesrepublik ermöglichte. Ausschlag gab die Hoffnung der CDU auf eine neue Wählerschaft, die gegen das Wörtchen 'sozialistisch' allergisch war."

    An dem Inhalt dieses Satzes stimmt ja wirklich gar nichts!

    Die Flüchtlinge, Vertriebenen und Spätaussiedler kamen seit 1945 nach Deutschland.

    Nicht die "Regierung Kohl" (sic!) ermöglichte ihnen die Einreise (der Begriff 'Ausreise' ist hier falsch verwendet) und Einbürgerung, sondern der Artikel 116 des Grundgesetzes. Demzufolge ist die angebliche politische Gesinnung auch kein Grund für die Einbürgerung.

    Mensch, Barbara, informiere Dich doch erst einmal bevor Du einen Artikel schreibst!

    Wie immer viele Grüße vom denninger

  • S
    sire

    kleiner hinweis:

    "Coole Russen" ist vor allem ein Internetportal. Wer sich über die Befindlichkeiten der angesprochenen Gruppe informieren möchte, findet unter

    "www.coole-russen.de"

    eine recht präzise Selbstdarstellung.

  • H
    Hank

    Aha, für unseren neuen Gesundheitsminister gilt "Asiat bleibt Asiat" und der US-Präsident wohnt in "Onkel Baraks Hütte" - und die Russlanddeutschen sind notorische Problemkinder.

     

    Warum solche reißerischen Artikel und Schlagzeilen in der TAZ?

     

    Wahrscheinlich hat der "Stinkbomber der Nation" Henryk M. Broder doch Recht:

     

    In gewissen Teilen der Linken ist man auf die Herausstellung und Betonung der Andersartigkeit von Minderheitengruppen mindesten genauso angewiesen wie die Rechtsradikalen!

     

    Denn bei der Herausstellung dieser Differenz geht es um die Gewinnung der Deutungshoheit über besagte Minderheitengruppen! So gibt man vor, die Interessen von Minderheiten zu vertreten, um dabei gleichsam die ur-eigene politische Agenda besser im öffentlichen Diskurs platzieren zu können und dadurch das Schicksal dieser (heterogenen) Minoritäten geschickt in eine scheinbare Abhängigkeit von der Durchsetzung der eigenen Forderungen zu setzen.

     

    Zudem würden ohne diese permanten Problematisierungen eine ganze Heerschar von Gleichstellungsbeauftragten, Gender-u Migrationsforschern, Jugendbetreuern usw. arbeitslos werden. Die Einteilung von Menschen in problembeladenen Minderheitengruppen ist deren GESCHÄFTSGRUNDLAGE und manifestiert letztlich ihre EXISTENZBERECHTIGUNG!

     

    PS: Die Klärung der Frage, warum gewisse Teile der westdeutschen Linken chronisch mit den Ostdeutschen und Einwanderern aus Osteuropa fremdeln, wäre nochmal ein Sonderthema.

  • A
    Alexander

    Es ist immer etwas traurig, Artikel von diesem Neveau zu lesen. In Deutschland leben weit über 2 Millionen Russlanddeutschen. Anfang des Jahres gab es in allen Medien Berichte über eine Studie, die diese Gruppe als die bestintegrierte Gruppe unter den Einwanderer hervorhob. Die Zahl der NPD-Sympathisanten unter den Russlanddeutschen dürfte nicht höher sein, als die in der einheimischen Bevölkerung. Sonst hätten wir die NPD schon längst im Bundestag gehabt. Stattdessen wählen die meisten Russlanddeutschen, eine Bevölkerungsgruppe, die auch aus unterschiedlichen Personen besteht, all die etablierten Parteien. Viele von uns dürften eher konservative Parteien wählen, weil wir ja aus einer paternalistischen Gesellschaft kommen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass solche Ultranationalisten wie Liebermann, der von den meisten russischen Immigranten in Israel gewählt wurde, unter meinen Landsleuten eine ernsthafte Chance hätten.

    Also, bitte dämonisieren sie die Russlanddeutschen nicht.

  • MN
    mein name

    @nax:

    richtig, sie nix verstehen.

    und das ist auch eines der problem die spätaussiedler haben. während bis ins frühe mittelalter hinein jede unwichtige kleinigkeit über die deutsche geschichte in den schulen unterrichtet wird lässt man die geschichte der aussiedler einfach aus. viele deutsche haben dadurch keine ahnung, wenn es um das thema spätaussiedler geht und was man nicht kennt, das grenzt man aus. selbst die junge generation aussiedler hat, was ihre herkunft angeht, oft keine ahnung. das führt dazu, dass sie die russische identität die sie aus den medien vermittelt bekommen aufnehmen und ausleben.

     

    für die npd sind sie insofern interessant, weil es eine verzweifelte wählerschicht ist, hinzu kommt, dass sie zum großteil über generationen in vielen punkten deutsch geblieben sind. leicht zu kriegende stimmen bei der nächsten wahl und mehr aktivisten für die nächste demo.

  • N
    Nax

    "Spätaussiedler in Deutschland [...] Die NPD versucht sie für sich zu gewinnen"

     

    Aber Spätaussiedler aka Russlanddeutsche sind doch auch Ausländer - und die ausländerfeindliche NPD versucht diese für sich zu gewinnen...ich nix verstehen?

  • V
    vic

    "In Löbau gab es 2003 drei von Rechtsradikalen initiierte Massenschlägereien mit russlanddeutschen Jugendlichen"

    Na, das ist doch wie in der Steppe Kasachstans.

    Ein Gefühl von Heimat in der Fremde.

    Hey, es gibt deutsche Idioten, russische Idioten, türkische Idioten, andere Idioten.

    Und wenn man genau hinschaut, unter all denen eine Menge ganz vernünftige und friedliche Menschen, egal wo sie herkommen.

    Schön, dass sie da sind.

  • A
    Alex

    Klar wird von manchen älteren Russlanddeutschen penibel behauptet, dass sie in der Sowjetunion als Faschisten beschimpft wurden. Aber solche Russlanddeutsche wurden nicht grundlos so beschimpft. Einfach mal Russlanddeutsche, die das von sich behaupten, mal fragen, was die so von Juden oder Moslems halten. In unserem weltoffenem Familien- und Bekanntenkreis wurde niemand als Faschist oder Faschistin beschimpft.

  • I
    IgSa

    Da ich selbst Russlanddeutscher bin, möchte ich aus meiner eigener Erfahrung berichten.

     

    In Kasachstan hat man sich nicht für eine ordentliche Schlägerei zusammengefunden. Ich denke eher, dies ist ein Problem des Bezirks in Berlin. => Stichwort "Gangsta-Hiphop"!

     

    Ebenso wie die Fr. Steinhauer, konnte ich keine negativen Erlebnisse mit anderen Kulturen und Religionen sammeln, weder in Kasachstan, noch in Deutschland.

     

    Auch denke ich nicht, dass wir in Deutschland ausgregrenzt werden, zumindestens heute nicht. In den 90'er Jahren wurde ich jedoch selbst, als Grundschüler von Nazis zusammengeschlagen worden. Ob dies jedoch heute noch der Fall ist möchte ich bezweifeln.

     

    Viele aus meiner jungen Generation gehen studieren, daher gibt es keine Ausgrenzung, viele haben jetzt schon im 7 Semester eine Stelle gefunden, während sie noch an ihre Bacherlor-Thesis schreiben.

     

    Anders hingegen sieht für die ältere Generation aus, viele haben studiert, sind Akademiker und haben keine adäquate Stelle gefunden.

     

    Das auffälige für mich an diesem Mord ist jedoch, dass der Täter, dieses Gedankengut nicht aus seinem Herkunftsland hat, vielmehr aus den Medien, welche uns täglich sagen, wie gefährlich Muslime sind, dass Muslime terroristen sind, immer mit den einstürzenden Twintowers im Hintergrund. Ist das nicht eher das Problem des heutigen Deutschlands, Medien die pauschalisieren und damit polarisieren?

  • K
    kommentator

    ich habe mir gerade das "coole Russen" video angeschaut. vom intellekt nicht weit entfernt von bushido, sido und co. eine störung der wahrnehmung bei diesen leute ist offensichtlich. laut wikipedia ist geisteskrank, bzw. psychische störung so definiert:

     

    "Man versteht unter Psychischer Störung erhebliche, krankheitswertige Abweichungen vom Erleben oder Verhalten; konkret betroffen sind die Bereiche des Denkens, Fühlens und Handelns."

     

    tja, die ein paar machen lieder, die anderen sind in der geschlossenen anstalt.

  • K
    keetenheuve

    Ein bemerkenswert lückenhaftes und dazu oft falsches Bild der Russlandeutschen wird hier gezeichet.

    Erst mal der ärgerlichste Fehler am Anfang: Nicht "die CDU und Kohl" haben die Russlanddeutschen hierhin geholt, weil sie angeblich gegen Sozialismus "allergisch" wären, sondern sie sind Deutsche im Sinne des Grundgesetzes. Ganz im Gegenteil wurde der Zuzug erschwert: Antragsteller müssen im Rahmen flächendeckend

    durchgeführter Überprüfungsverfahren deutsche Sprachkenntnissenachweisen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer an den Prüfungen ist derzeit nicht in der Lage, ausreichende Sprachkenntnisse nachzuweisen, mit der Folge, dass ihnen

    der Aufnahmebescheid nicht erteilt wird.

    Auch aufgrund dieser veränderten Aufnahmebedingungen ist die Zuwanderung von

    Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern seit einigen Jahren stark rückläufig. Was die behauptete Attraktivit der NPD betrifft: Das muß eine bloße Vermutung sein. Im Gegenteil sind fast alle Russlanddeutschen gut angekommen in Deutschland (Bildung, Ausbildung, Kultur etc.) und sind eine Bereicherung.

  • LD
    lies den kommentar

    der artikel ist totaler müll. die NPD ist sicherlich keine politische heimat für russlanddeutsche und das wissen die auch. einige verwirrte menschen gibt es immer, allerdings kenne ich keinen russlanddeutschen, der mit nazis was zu tun haben will. mit bürgern türkischer herkunft verstehen sich die meisten russlanddeutschen in der schule auf anhieb gut, da beide ausgegrenzt werden. gemeinsamkeiten ziehen sich eben an.

    allerdings findet, meiner meinung nach, nach der ausbildung eine trennung statt. der kontakt bricht ab. ich kann mir das auch nicht genau erklären.

     

    die lust sich zu prügeln lässt sich auch schnell mit fehlender intelligenz erklären. eingen leuten fehlt es einfach an bildung. egal ob deutsche, russlanddeutsche, türken, albaner, etc. das hat nix mit der herkunft zu tun. das ist das versagen der eltern und auch des bildungssystems.

     

    was ich noch zu dem thema sagen kann ist folgendes: jeder russlanddeusche muss sich irgendwann entscheiden was er sein will. diese entscheidung muss jeder für sich treffen. ich habe sie recht früh getroffen, damals war ich noch in der realschule. ich habe mich entschieden ein bürger der bundesrepublik zu sein, jemand der gerne hier lebt und seinen teil für die gesellschaft tut. und siehe da, sehr gutes abitur und maschinenbaustudium waren kein problem mehr für mich.

     

    achja ... berichtet ruhig weiter über enttäuschte generationen und gewalttätige aussiedler/ausländer. kritik muss schließlich sein. vergesst aber nicht, dass man mit jeder meldung auch das bewusstsein von eben dieser bildungs-unterschicht prägt. das problem muss man jedoch anders lösen.

  • K
    Kommentator

    Toller Artikel!!

    Sehr gute Analyse.

     

    Teile ich alles aus meiner persönlichen Erfahrung mit Russlanddeutschen (überwiegend positive).

     

    Solche Artikel wünsch ich mir für die taz!

     

    LG, Kommentator.

  • FV
    fred vogel

    Was sind denn "inoffizielle Gespräche mit russlanddeutschen Jugendlichen" -

     

    frag ich mal ganz offiziell?

  • D
    denninger

    Ach, Barbara, wenn Du doch nur von Geschichte oder Jurisprudenz etwas verstehen würdest!

    "Seit Ende der 80er-Jahre machten Russlanddeutsche vom Angebot der Regierung Kohl Gebrauch, die ihnen die Ausreise und Einbürgerung in die Bundesrepublik ermöglichte. Ausschlag gab die Hoffnung der CDU auf eine neue Wählerschaft, die gegen das Wörtchen 'sozialistisch' allergisch war."

    An dem Inhalt dieses Satzes stimmt ja wirklich gar nichts!

    Die Flüchtlinge, Vertriebenen und Spätaussiedler kamen seit 1945 nach Deutschland.

    Nicht die "Regierung Kohl" (sic!) ermöglichte ihnen die Einreise (der Begriff 'Ausreise' ist hier falsch verwendet) und Einbürgerung, sondern der Artikel 116 des Grundgesetzes. Demzufolge ist die angebliche politische Gesinnung auch kein Grund für die Einbürgerung.

    Mensch, Barbara, informiere Dich doch erst einmal bevor Du einen Artikel schreibst!

    Wie immer viele Grüße vom denninger

  • S
    sire

    kleiner hinweis:

    "Coole Russen" ist vor allem ein Internetportal. Wer sich über die Befindlichkeiten der angesprochenen Gruppe informieren möchte, findet unter

    "www.coole-russen.de"

    eine recht präzise Selbstdarstellung.

  • H
    Hank

    Aha, für unseren neuen Gesundheitsminister gilt "Asiat bleibt Asiat" und der US-Präsident wohnt in "Onkel Baraks Hütte" - und die Russlanddeutschen sind notorische Problemkinder.

     

    Warum solche reißerischen Artikel und Schlagzeilen in der TAZ?

     

    Wahrscheinlich hat der "Stinkbomber der Nation" Henryk M. Broder doch Recht:

     

    In gewissen Teilen der Linken ist man auf die Herausstellung und Betonung der Andersartigkeit von Minderheitengruppen mindesten genauso angewiesen wie die Rechtsradikalen!

     

    Denn bei der Herausstellung dieser Differenz geht es um die Gewinnung der Deutungshoheit über besagte Minderheitengruppen! So gibt man vor, die Interessen von Minderheiten zu vertreten, um dabei gleichsam die ur-eigene politische Agenda besser im öffentlichen Diskurs platzieren zu können und dadurch das Schicksal dieser (heterogenen) Minoritäten geschickt in eine scheinbare Abhängigkeit von der Durchsetzung der eigenen Forderungen zu setzen.

     

    Zudem würden ohne diese permanten Problematisierungen eine ganze Heerschar von Gleichstellungsbeauftragten, Gender-u Migrationsforschern, Jugendbetreuern usw. arbeitslos werden. Die Einteilung von Menschen in problembeladenen Minderheitengruppen ist deren GESCHÄFTSGRUNDLAGE und manifestiert letztlich ihre EXISTENZBERECHTIGUNG!

     

    PS: Die Klärung der Frage, warum gewisse Teile der westdeutschen Linken chronisch mit den Ostdeutschen und Einwanderern aus Osteuropa fremdeln, wäre nochmal ein Sonderthema.

  • A
    Alexander

    Es ist immer etwas traurig, Artikel von diesem Neveau zu lesen. In Deutschland leben weit über 2 Millionen Russlanddeutschen. Anfang des Jahres gab es in allen Medien Berichte über eine Studie, die diese Gruppe als die bestintegrierte Gruppe unter den Einwanderer hervorhob. Die Zahl der NPD-Sympathisanten unter den Russlanddeutschen dürfte nicht höher sein, als die in der einheimischen Bevölkerung. Sonst hätten wir die NPD schon längst im Bundestag gehabt. Stattdessen wählen die meisten Russlanddeutschen, eine Bevölkerungsgruppe, die auch aus unterschiedlichen Personen besteht, all die etablierten Parteien. Viele von uns dürften eher konservative Parteien wählen, weil wir ja aus einer paternalistischen Gesellschaft kommen. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass solche Ultranationalisten wie Liebermann, der von den meisten russischen Immigranten in Israel gewählt wurde, unter meinen Landsleuten eine ernsthafte Chance hätten.

    Also, bitte dämonisieren sie die Russlanddeutschen nicht.

  • MN
    mein name

    @nax:

    richtig, sie nix verstehen.

    und das ist auch eines der problem die spätaussiedler haben. während bis ins frühe mittelalter hinein jede unwichtige kleinigkeit über die deutsche geschichte in den schulen unterrichtet wird lässt man die geschichte der aussiedler einfach aus. viele deutsche haben dadurch keine ahnung, wenn es um das thema spätaussiedler geht und was man nicht kennt, das grenzt man aus. selbst die junge generation aussiedler hat, was ihre herkunft angeht, oft keine ahnung. das führt dazu, dass sie die russische identität die sie aus den medien vermittelt bekommen aufnehmen und ausleben.

     

    für die npd sind sie insofern interessant, weil es eine verzweifelte wählerschicht ist, hinzu kommt, dass sie zum großteil über generationen in vielen punkten deutsch geblieben sind. leicht zu kriegende stimmen bei der nächsten wahl und mehr aktivisten für die nächste demo.

  • N
    Nax

    "Spätaussiedler in Deutschland [...] Die NPD versucht sie für sich zu gewinnen"

     

    Aber Spätaussiedler aka Russlanddeutsche sind doch auch Ausländer - und die ausländerfeindliche NPD versucht diese für sich zu gewinnen...ich nix verstehen?

  • V
    vic

    "In Löbau gab es 2003 drei von Rechtsradikalen initiierte Massenschlägereien mit russlanddeutschen Jugendlichen"

    Na, das ist doch wie in der Steppe Kasachstans.

    Ein Gefühl von Heimat in der Fremde.

    Hey, es gibt deutsche Idioten, russische Idioten, türkische Idioten, andere Idioten.

    Und wenn man genau hinschaut, unter all denen eine Menge ganz vernünftige und friedliche Menschen, egal wo sie herkommen.

    Schön, dass sie da sind.

  • A
    Alex

    Klar wird von manchen älteren Russlanddeutschen penibel behauptet, dass sie in der Sowjetunion als Faschisten beschimpft wurden. Aber solche Russlanddeutsche wurden nicht grundlos so beschimpft. Einfach mal Russlanddeutsche, die das von sich behaupten, mal fragen, was die so von Juden oder Moslems halten. In unserem weltoffenem Familien- und Bekanntenkreis wurde niemand als Faschist oder Faschistin beschimpft.

  • I
    IgSa

    Da ich selbst Russlanddeutscher bin, möchte ich aus meiner eigener Erfahrung berichten.

     

    In Kasachstan hat man sich nicht für eine ordentliche Schlägerei zusammengefunden. Ich denke eher, dies ist ein Problem des Bezirks in Berlin. => Stichwort "Gangsta-Hiphop"!

     

    Ebenso wie die Fr. Steinhauer, konnte ich keine negativen Erlebnisse mit anderen Kulturen und Religionen sammeln, weder in Kasachstan, noch in Deutschland.

     

    Auch denke ich nicht, dass wir in Deutschland ausgregrenzt werden, zumindestens heute nicht. In den 90'er Jahren wurde ich jedoch selbst, als Grundschüler von Nazis zusammengeschlagen worden. Ob dies jedoch heute noch der Fall ist möchte ich bezweifeln.

     

    Viele aus meiner jungen Generation gehen studieren, daher gibt es keine Ausgrenzung, viele haben jetzt schon im 7 Semester eine Stelle gefunden, während sie noch an ihre Bacherlor-Thesis schreiben.

     

    Anders hingegen sieht für die ältere Generation aus, viele haben studiert, sind Akademiker und haben keine adäquate Stelle gefunden.

     

    Das auffälige für mich an diesem Mord ist jedoch, dass der Täter, dieses Gedankengut nicht aus seinem Herkunftsland hat, vielmehr aus den Medien, welche uns täglich sagen, wie gefährlich Muslime sind, dass Muslime terroristen sind, immer mit den einstürzenden Twintowers im Hintergrund. Ist das nicht eher das Problem des heutigen Deutschlands, Medien die pauschalisieren und damit polarisieren?

  • K
    kommentator

    ich habe mir gerade das "coole Russen" video angeschaut. vom intellekt nicht weit entfernt von bushido, sido und co. eine störung der wahrnehmung bei diesen leute ist offensichtlich. laut wikipedia ist geisteskrank, bzw. psychische störung so definiert:

     

    "Man versteht unter Psychischer Störung erhebliche, krankheitswertige Abweichungen vom Erleben oder Verhalten; konkret betroffen sind die Bereiche des Denkens, Fühlens und Handelns."

     

    tja, die ein paar machen lieder, die anderen sind in der geschlossenen anstalt.

  • K
    keetenheuve

    Ein bemerkenswert lückenhaftes und dazu oft falsches Bild der Russlandeutschen wird hier gezeichet.

    Erst mal der ärgerlichste Fehler am Anfang: Nicht "die CDU und Kohl" haben die Russlanddeutschen hierhin geholt, weil sie angeblich gegen Sozialismus "allergisch" wären, sondern sie sind Deutsche im Sinne des Grundgesetzes. Ganz im Gegenteil wurde der Zuzug erschwert: Antragsteller müssen im Rahmen flächendeckend

    durchgeführter Überprüfungsverfahren deutsche Sprachkenntnissenachweisen. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer an den Prüfungen ist derzeit nicht in der Lage, ausreichende Sprachkenntnisse nachzuweisen, mit der Folge, dass ihnen

    der Aufnahmebescheid nicht erteilt wird.

    Auch aufgrund dieser veränderten Aufnahmebedingungen ist die Zuwanderung von

    Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedlern seit einigen Jahren stark rückläufig. Was die behauptete Attraktivit der NPD betrifft: Das muß eine bloße Vermutung sein. Im Gegenteil sind fast alle Russlanddeutschen gut angekommen in Deutschland (Bildung, Ausbildung, Kultur etc.) und sind eine Bereicherung.

  • LD
    lies den kommentar

    der artikel ist totaler müll. die NPD ist sicherlich keine politische heimat für russlanddeutsche und das wissen die auch. einige verwirrte menschen gibt es immer, allerdings kenne ich keinen russlanddeutschen, der mit nazis was zu tun haben will. mit bürgern türkischer herkunft verstehen sich die meisten russlanddeutschen in der schule auf anhieb gut, da beide ausgegrenzt werden. gemeinsamkeiten ziehen sich eben an.

    allerdings findet, meiner meinung nach, nach der ausbildung eine trennung statt. der kontakt bricht ab. ich kann mir das auch nicht genau erklären.

     

    die lust sich zu prügeln lässt sich auch schnell mit fehlender intelligenz erklären. eingen leuten fehlt es einfach an bildung. egal ob deutsche, russlanddeutsche, türken, albaner, etc. das hat nix mit der herkunft zu tun. das ist das versagen der eltern und auch des bildungssystems.

     

    was ich noch zu dem thema sagen kann ist folgendes: jeder russlanddeusche muss sich irgendwann entscheiden was er sein will. diese entscheidung muss jeder für sich treffen. ich habe sie recht früh getroffen, damals war ich noch in der realschule. ich habe mich entschieden ein bürger der bundesrepublik zu sein, jemand der gerne hier lebt und seinen teil für die gesellschaft tut. und siehe da, sehr gutes abitur und maschinenbaustudium waren kein problem mehr für mich.

     

    achja ... berichtet ruhig weiter über enttäuschte generationen und gewalttätige aussiedler/ausländer. kritik muss schließlich sein. vergesst aber nicht, dass man mit jeder meldung auch das bewusstsein von eben dieser bildungs-unterschicht prägt. das problem muss man jedoch anders lösen.

  • K
    Kommentator

    Toller Artikel!!

    Sehr gute Analyse.

     

    Teile ich alles aus meiner persönlichen Erfahrung mit Russlanddeutschen (überwiegend positive).

     

    Solche Artikel wünsch ich mir für die taz!

     

    LG, Kommentator.

  • FV
    fred vogel

    Was sind denn "inoffizielle Gespräche mit russlanddeutschen Jugendlichen" -

     

    frag ich mal ganz offiziell?