Soziale Kontakte zwischen den Geschlechtern: Islamisten verbieten Händeschütteln

In den Regionen Somalias, die von radikalislamischen Milizen beherrscht sind, sind neuerdings alle sozialen Kontakte zwischen Männern und Frauen verboten.

Unanständiges Verhalten? Ein Mann und eine Frau geben sich die Hand. Bild: dergestalter/photocase

NAIROBI/MOGADISCHU dpa | Musik, Kino und Tanzveranstaltungen sind in den von radikalislamischen Milizen beherrschten Regionen Somalias schon seit längerem als "unislamisch" verboten. In der Stadt Jowhar, knapp 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Mogadischu, geht dies den örtlichen Kommandeuren der Al-Shabaab-Miliz nicht weit genug.

Wie der britische Rundfunksender BBC am Wochenende berichtete, verbaten die Islamisten jetzt alle soziale Kontakte zwischen Männern und Frauen, die nicht miteinander verwandt sind. Händeschütteln ist danach ebenso verboten wie eine Unterhaltung oder ein gemeinsamer Spaziergang.

Es ist das erste Mal, dass Al-Shabaab derart restriktiv in das Zusammenleben der Menschen eingreift. Wenn Männer und Frauen in Jowhar trotzdem zusammen gesehen werden, sollen sie nach islamischem Recht wegen unanständigen Verhaltens bestraft werden und müssen mit Auspeitschungen rechnen.

In den von Al-Shabaab beherrschten Gebieten wurden schon mehrere Menschen wegen Ehebruchs gesteinigt, darunter ein 15-jähriges Mädchen, das Opfer einer Vergewaltigung war. Dieben wird zur Strafe die Hand amputiert.

Die Miliz, die eng mit dem Al-Kaida-Netzwerk verbunden ist, will in Somalia einen islamischen Gottesstaat errichten. Die Islamisten, die auch hunderte ausländische Kämpfer in ihren Reihen haben, kontrollieren große Teile im Süden und Zentrum Somalias.

Wenn es um die eigenen Mitglieder geht, legen die Al-Shabaab-Kommandeure die islamischen Vorstellungen über die Beziehungen von Männern und Frauen wesentlich laxer aus. Sheik Sharif Ahmed, der Präsident der somalischen Übergangsregierung, klagte erst vor wenigen Tagen über Zwangsheiraten junger Frauen mit Mitgliedern von Al-Shabaab.

Auch die Menschenrechtsorganisation "Minority Rights" hatte vor wenigen Wochen darauf hingewiesen, dass in den von Al-Shabaab kontrollierten Gebieten eine steigender Zahl Mädchen und junger Frauen entführt und gezwungen wird, vor allem ausländische Kämpfer zu heiraten.

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