: Sozialaufstand hält an
■ In Sambia sind bisher mindestens 15 Menschen getötet worden
Lusaka (ap/dpa) - Der nach einer drastischen Erhöhung des Preises für Maismehl in der Hauptstadt von Sambia ausgebrochene Sozialaufstand hat bis Dienstag abend mindestens 15 Menschen das Leben gekostet. Weitere 190 Personen wurden nach Angaben von Ärzten und Behörden verletzt. Mehr als 100 Menschen sollen mit zum Teil schweren Verletzungen ins Universitätskrankenhaus der Hauptstadt Lusaka eingeliefert worden sein. Über Lusaka und die angrenzenden Bezirke verhängte die Regierung ein nächtliches Ausgehverbot, das zunächst bis zum heutigen Donnerstag begrenzt ist.
Die Polizei ging am Dienstag rücksichtslos gegen Plünderer und Steinewerfer vor. Den ganzen Tag über waren in Lusaka Schüsse zu hören. Nachdem es bereits am Montag vier Tote gegeben hatte, starben am Dienstag weitere elf Menschen. Aufgebrachte Bewohner der Hauptstadt stürmten drei Polizeistationen und setzten sie in Brand. Lebensmittelgeschäfte wurden geplündert, und auch ein Postamt wurde von der Menge überfallen und verwüstet. Studenten der Universität von Lusaka, die die Protestbewegung anführen, kündigten an, ihre Aktionen fortzusetzen. Der Unmut der Studenten richtet sich vor allem gegen die beinahe zwei Jahrzehnte dauernde Einparteienherrschaft im Lande.
Die Verdoppelung des Preises für Maismehl war von internationalen Finanzinstituten und Gläubigerländern als Teil eines wirtschaftlichen Gesundungsprogramms für Sambia nahegelegt worden. Der im südlichen Afrika gelegene Staat zählt zu den ärmsten Ländern Afrikas. Maismehl ist das Grundnahrungsmittel weiter Bevölkerungsschichten und wurde bisher von der Regierung unter Präsident Kenneth Kaunda stark subventioniert. Schon 1986 waren bei ähnlichen Sozialunruhen 15 Menschen ums Leben gekommen.
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