Sozial gefilterte News: Twitter als Suchmaschine

Twitter sucht nach einem guten Geschäftsmodell. Nachdem eingeflochtene Werbung bei Nutzern nicht ankommt, könnte es nun eine verbesserte Echtzeit-Suche richten.

Die Twittergründer hofffen nun, dass endlich auch mal Umsatz vorbeigeflattert kommt. Bild: ap

Womit kann Twitter Geld verdienen? Der 140-Zeichen-Kommunikationsdienst sucht auch im dritten Jahr nach seiner Gründung noch nach einem soliden Geschäftsmodell - trotz inzwischen fast achtstelliger Nutzerzahlen und einem beispiellosen Hype in den Medien.

Knapp 60 Millionen Dollar flossen über Risikokapitalinvestoren in das Unternehmen. Die könnten, so glauben Beobachter, bei einem weiteren starken Wachstum relativ bald aufgebraucht sein - Server, um all die Nutzer versorgen zu können, kosten viel Geld.

Ideen zur Vermarktung des Dienstes gibt es einige. Was vermutlich kaum funktionieren wird, ist Werbung direkt in den Nachrichtenströmen der Nutzer, denn die würde als störend interpretiert, weil sie den Kommunikationsfluss unterbrechen.

Neben der Möglichkeit, kostenpflichtige Zusatzfunktionen anzubieten, bleibt Twitter deshalb vor allem eine spannende Finanzierungsvariante, glaubte der Internet-Experte John Battelle bereits im Februar: Die Integration und Vermarktung einer Echtzeit-Suchmaschine.

Entsprechende Andeutungen machte nun auch Santosh Jayaram, der bei Twitter vor kurzem als neuer Vizepräsident für den laufenden Betrieb anheuerte. Jayaram kommt ausgerechnet vom Suchmaschinenriesen Google, wo er unter anderem dafür zuständig war, dass die Ergebnislisten stets von optimaler Qualität waren.

Auf der Fachkonferenz TiEcon in Santa Clara sagte er in der vergangenen Woche, Twitter werde bald sein Suchangebot erweitern. Dazu sollen künftig auch alle von den Nutzern per Twitter verbreiteten Web-Angebote indexiert werden - der Kommunikationsdienst erweist sich nämlich längst als wichtiger Verbreitungsweg von Nachrichten im Netz. Eine Verbesserung der Suchergebnisse soll außerdem ein Ranking nach Reputation liefern - etwa nach der Anzahl der Twitter-Freunde.

Mit der Erfassung von Seiten, die Twitter-Nutzer verlinken, würde der Kommunikationsdienst erstmals zu einer "richtigen" Suchmaschine für das Web. Bislang war es allein möglich, in den öffentlichen Botschaften der User zu suchen. Wobei auch das gerne als Trendbarometer genutzt wird, was die Internet-Welt gerade bewegt - wie etwa kürzlich beim Ausbruch der Schweinegrippe.

Unter "search.twitter.com" lässt sich im Minutentakt lesen, was Nutzer mitteilen, nur wer sein Profil vorher schützt und auf seine Freunde beschränkt, taucht dort nicht auf. Selbst Marktforscher bedienen sich hier inzwischen gerne.

Google hinkt in Sachen Echtzeitkommunikation dagegen hinterher. Zwar werden Nachrichtenseiten und Blogs längst dynamisch erfasst und tauchen dann bei aktuellen Anfragen ganz vorne auf.

Gegen die Intensität und Schnelligkeit von Twitter kommt der Internet-Riese damit aber nicht an - auch deshalb, weil der Twitter derzeit nicht einmal die Indexierung durch Google zulässt und den Job lieber (und klugerweise) gleich selbst übernimmt.

Beispiel Schweinegrippe: Wer bei Google zu Ausbruchszeiten suchte, fand womöglich ganz vorne Informationen der US-Seuchenschutzbehörde CDC. Bei Twitter konnte man dagegen über die Suche sowohl Links zu entsprechenden Infos, die Diskussion der Nutzer, aber auch den Echtzeit-Nachrichtenstrom der CDC finden.

Auch Jayaram selbst kennt Beispiele. So merkten Twitter-Ingenieure im März, dass der Begriff "Erdbeben" plötzlich vermehrt auftauchte, obwohl es noch an entsprechenden Meldungen in den Nachrichten fehlte. Tatsächlich handelte es sich um ein Beben 60 Kilometer südlich von San Francisco, dass dann einige Zeit später auch in der Zentrale des Kommunikationsdienstes spürbar wurde.

Genutzt werden kann die Twitter-Suche einfach über das Web: "search.twitter.com" lässt sich direkt über ein Plug-in in Browser wie Firefox integrieren und erinnert in seiner optischen Schlichtheit an Google. Aber auch Twitter-Clients wie Tweetdeck (Windows und Mac) oder Tweetie (Mac) setzen inzwischen vermehrt auf die Integration der Suchfunktion. So kann man sich in beiden Anwendungen Suchbegriffe ablegen und diese dann regelmäßig aufrufen, um zu erfahren, ob es Neuigkeiten zu einem Thema gibt.

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