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Sowjetische Forscher kritisieren sibirisches Staudammprojekt

■ Die Wissenschaftler bemängeln, daß große Waldgebiete und Anbauflächen überflutet werden / Temperatursenkung in der Region und wirtschaftliche Verluste wären die Folgen

Moskau (afp) - Gegen den Bau eines Stauwerks im Süden Sibiriens hat sich eine Gruppe sowjetischer Wissenschaftler in einem am Montag im Moskauer Parteiorgan „Prawda“ veröffentlichten Artikel ausgesprochen. Die Forscher verwiesen auf die Auswirkungen des Projekts auf die Umwelt in der Region und die negativen Folgen bereits durchgeführter Großprojekte. Der Bau des Staudamms ist am Katun in dem Gebiet von Altai geplant. Nach Angaben der Wissenschaftler würden damit große Waldgebiete und auch wertvolles Anbauland entlang des Ob überflutet. Es entstünden wirtschaftliche Verluste wie sie auch der Bau des Wasserkraftwerks in Buktarminsk am Irtysch nach sich gezogen habe, wo tausende Hektar Anbauland verloren gegangen seien, hieß es in dem Artikel. Die Gegner des Katun–Projekts machten auch geltend, daß nach der Überflutung von Waldgebieten der Betrieb von drei Stauwerken in Bratsk, Krasnojarsk und Syano–Schuschensk eingestellt werden mußte, weil die Anlagen durch Baumteile verstopft worden waren. Nachdem Millionen Rubel investiert worden waren, mußte der Bau eines Wasserkraftwerks in Tschu wegen Problemen mit dem Untergrund aufgegeben werden, hoben die Wissenschaftler ferner hervor. Solche Probleme könnten auch bei dem Katun–Projekt auftreten, weil die Region durch Erdbeben gefährdet sei, und dieser Faktor nicht genügend berücksichtigt werde. Der Bau des Stauwerks würde auch eine spürbare Temperatursenkung zur Folge haben, was die Schließung mehrerer auf die Heilung von Tuberkulose spezialisierter Einrichtungen in der Region nach sich ziehen werde. Nach Protesten von Wissenschaftlern hatte die Moskauer Regierung im vergangenen Sommer ein Großprojekt aufgegeben, das die Umleitung mehrerer Flußläufe vorsah. FORTSETZUNG VON SEITE 1

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