■ Soundcheck: Gehört: Mr. Bungle
Gehört: Mr. Bungle. E-Musik-Momente in der fast ausverkauften Markthalle: 800 Exemplare einer geläuterten Spezies „Rockfan“ lauschen andächtig Kleinstgeräuschen, dem Nachhall eines Querflötentons etwa, oder einer Unzahl von elektronischen Pieps- und Brummtönen. Dennoch war der Kulturschock, der sich hier vollzog, kein musikalischer. Weder Stockhausen oder der Geist von John Cage standen auf der Bühne, sondern eine maskierte Horde von Spaß- und Klangterroristen, die zu den Genannten so stehen wie zu Speedmetal, Mickymaus und tausend anderen scheinbar unvereinbaren Kulturäußerungen. Auch wenn das Raunen, das durch die Reihen lief, in alter Tradition der Moderne den Kunstbegriff in Frage stellen mochte – probte das Orchester noch? – kann nicht auch ich solches selbst machen? – war der Erlebnischarakter der Klangreise dennoch konsensfähig. Und das bei teilweise ausufernden Patch-works aus sieben hochtechnisierten Musikerinseln, die doch ein gewisses Aufatmen bei den melodischen Einwürfen, wo womöglich auch die Faith No More-Stimme Mike Pattons zu erkennen war, verständlich machte. Lange war es nicht mehr so wunderbar elitär, mit vielen anderen Fan zu sein. U. Steiner/Foto: jms
Uschi Steiner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen