piwik no script img

Soundcheck

■ Deity Guns / Cop Shoot Cop / Wynton Marsalis

SOUNDCHECK

Gehört: Deity Guns / Cop Shoot Cop. Strafe und Belohnung für all jene, die am Mittwoch statt dem ostdeutschen Fräuleinwunder Bobo lieber das New Yorker Noisewunder Cop Shoot Cop in der Markthalle sehen wollten. Die Deity Guns, ein Quintett aus Frankreich und zum ersten Mal auf großer Tour, erschlugen die 150 geduldig Transpirierenden zunächst mit einer gewaltigen Klangmauer aus zwei Gitarren und zwei Bässen sowie pubertär-coolem Bühnengebaren. Beides zusammen ließ trotz Können keinen längeren Genuß zu. Die Hauptattraktion ließ dann durch den langwierigen Aufbau aufsehenerregender Metallgehänge auf sich warten, um schon mit dem ersten Takt alles vergessen zu machen. „Surprise Surprise, the Government lies“ – mit weitgehendem Verzicht auf die Gitarre, stattdessen zwei wuchtigen Bässen, Keyboard, Sampling und Trompete sprang die Energie sofort von der kleinen Bühne und griff nach denen, die nicht flohen. Fünf schöne Männer boten unverkrampfte Härte und begeisternde Spannung; Großstadt-Endzeitmusik, einsam und metallisch, aber wild und berührend. Der vollhalsige Jubel entlockte dem Sänger Tod dann noch den kaputten New Yorker: „You don't even know us. If you knew, you wouldn't want us.“ Ich fürchte doch. Holger in't Veld

Heute bis Sonntag: Hamburger In-

1dependent Nights. Die diesjährige HIN ist, anders als in den Vorjahren, keine Messe der unabhängigen Plattenlabel mit öffentlichen Diskussions-Panels mehr. Nach den Erfahrungen der letzten Jahre will man sich dieses Jahr hinter verschlossenen Türen zusammensetzen, um die Gründung eines Interessenverbandes der Independents zu dikustieren. Circa zwanzig Labels werden am Wochenende die Vor- und Nachteile eines solchen Vorhabens diskutieren. Damit die Idee der HIN währenddessen in der Öffentlichkeit nicht vergessen wird, wird es ein kleines, dreitägiges Musikprogramm im Marquee geben. Heute spielen P.L.O., Schwermut Forest und Licht, morgen dann Ackerbau & Viehzucht, Mark & The Pest und No Deliverance, am Sonntag schließlich Shanghai'd Guts, White Mans Buf-

1falo und Children between .... Nächstes Jahr wird die HIN dann eventuell schon die Veranstaltung einer IG Independent sein. tlb

Marquee, jeweils 21.30 Uhr

Morgen mittag: Wynton Marsalis. Vielleicht ist Marsalis inzwischen der größte lebende Jazzstar überhaupt. Sein Talent, sowohl beim Marmor-Geschmack der CD-Konsumenten anzubeißen als auch das Erbe seiner Heimatstadt New Orleans zu bewahren, verschafft ihm eine Ausnahmestellung im Jazz. Der perfekte Musiker, für den kein Stil ungespielt blieb, hat sich inzwischen als Komponist zeitloser Jazz- Musik profiliert und nach langen Jahren zwischen BeBop- und Fusion-Interpretationen wieder dem New-Orleans-Gedanken zugewendet. tlb

Stadtpark, 15 Uhr

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen