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Soundcheck

■ The Cult / Fury in the Slaughterhouse / Vibraslaps / Van Kampen

SOUNDCHECK

Gehört: The Cult. „You're the fucking first real audience in a long time, that knows our songs“, lobpreiste ein Metallica-Vorprogramm- müder Ian Astbury am Donnerstag die tobende Menge im proppevollen Docks. Doch statt diese Besonderheit zu würdigen, spielten The Cult sichtlich geschwächt ein knappes 50-Minuten-Programm herunter. Es täte ihnen ja leid, aber man hätte halt nur die 17 Stücke geprobt. Das machte die Mitgröl-Hits zwar nicht schlechter, entzückt waren die „very sexy Hamburg people“ — irgendwie mußte sich Frontmann Astbury ja beliebt machen — darüber allerdings nicht gerade. Die zu Beginn überschwengliche Stimmung — als spielten Aero-

1smith umsonst auf dem Norderstedter Marktplatz — wandelte sich in ein genervtes „Jetzt-geht's-los- Gebrülle“. Sorgen um das Interieur waren berechtigt. Dann noch eine gnädige Hit-Nach-Wahl-Wiederholung, schon waren die fünf Briten weg wie die vierzig Mark Eintritt. gag

Heute und morgen abend: Fury in the Slaughterhouse. Die Hannoveraner Rockidole Fury in the Slaughterhouse stellen heute im Stadtpark ihr neues Werk Mono vor. Die Band, die zu den tourfleißigsten Gruppen der Welt zählt, hat mit ihrer fünften Platte den Sprung in die erste Liga der deutschen Gitarrenkrieger geschafft. Ihr

1Umgang mit neuer Technik macht sich durch einen internationalen Standard bemerkbar, den nur wenige andere deutsche Bands je erreicht haben. Das erste Konzert ist ausverkauft, daher gibt's am Sonntag noch eins. Stadtpark, 19 Uhr

Sonntag abend: Vibraslaps. Das belgisch-japanische Frauenduo Vibraslaps hat einen nervösen musikalischen Ritus erfunden. Nur mit Gesang und Perkussion entwerfen sie ein Nervenkostüm, das sich bis in die verschatteten, unbeachteten Seiten des großstädtischen Lebens verästelt. Ikue Mori entwickelt mit ihrer rhythmischen Erforschung neuer Klänge das Gerüst, auf dem sich der nackte Gesang von Catherine Jauniaux verbreitet. Kompromißlos offen und dennoch professionell experimentierend erschaffen sie Bilder von synästhetischer Wirkung. Westwerk, 21 Uhr

Montag abend: Van Kampen. Im Grunde hat das holländische Percussionsquartett nichts orginär Eigenes. Dennoch schweißt sich der unvoreingenommene Diebstahl bei den Rhythmen der Welt zu einer einheitlichen Performance zusammen. Van Kampen lassen auf ihrem Album Link kaum eine Weltgegend aus. Australische Didgeridoo-Lieder, Burundi-Beats mit englischem Sprechgesang, asiatische und arabische Klassik, Salsa und Zeremonialmusik aus allen Dschungeln dieser Welt werden als Stil aufgenommen und in eigenen Arrangements gespielt. Ihre Addition elektronischer Klänge ist eher unauffällig und führt zu einem modernen Klangbild, aber nicht zu Ethno-Pop. Van Kampen verwalten das rhythmische Erbe der Welt gleichermaßen mit Feingefühl und Begeisterung. Fabrik, 21 Uhrtlb

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