■ Soundcheck: Napalm Death & Entombed / Aisha Kandisha's Jarring Effects
Heute: Napalm Death & Entombed. Angst, Leere und Verzweiflung, der Titel der neuen Napalm Death Veröffentlichung ist im Sprachschatz der Grind-Ahnen aus Birmingham nicht nur Koketterie. Die Formation, die ein halbes Dutzend Mitwirkende ihrer Anfangstage über diverse Bands ein ganzes Genre gründen ließ und von deren Besetzung von 1986/87 niemand übrig ist, blieb ihren Ideen trotz allem treu: Härte, Schnelligkeit mit textlicher Entsprechung, die sich nicht auf eine groteske Fantasy- oder Splatter-Ebene zurückzieht, sondern unpathetisch im dunklen Alltags-Spektrum verweilt. Musikalisch haben sie eine Durststrecke überwunden, ihr Spektrum behutsam erweitert und sich so präzisiert. Dagegen sind die Schweden Entombed eine spaßorientierte Rockband, die mit ihrem blues-orientierten Death-Metal eine deutlich andere Ästhetik vertritt. Uschi Steiner
Markthalle, 21 Uhr
Heute: Aisha Kandisha's Jarring Effects. Wieviele Bands aus Marokko können wir aufzählen? Eben. Daß gerade diese fünfköpfige Band Aufmerksamkeit erweckt, liegt an der Wahl der Mittel: Ihre arabische Grundstimmung transportieren sie mittels einer Rhythmusfraktion, die auch den tanzwütigen Weltmusik-Fremden erreicht. Die nordafrikanische Shabee- und Jeel-Musik wird nicht hemmungslos verpoppt, sondern erfährt unter Mitarbeit des allgegenwärtigen Bass-Spezialisten Bill Laswell sowie Bernie Worrell aus Clintons P-Funk-Stall und Omar Ben Hassan von den Last Poets eine dezente und fesselnde Amerikanisierung. Auch wenn dieses Dreigestirn nicht mit auf der Bühne sein wird, sollten AKJE, benannt nach einer Sagengestalt, deren Anblick Menschen in den Wahnsinn getrieben haben soll, kulturelle Sensibilität weiten.
Holger in't Veld
Fabrik, 21 Uhr
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