■ Soundcheck: Götz Alsmann Band und Rabih Abou-Khalil
Gehört: Götz Alsmann Band. Dies- und jenseits des guten Geschmacks sei das, was Götz Alsmann anstellt, haben wir am Freitag geschrieben. Nach dem Konzert am selbigen Abend kann man dies guten Gewissens wiederholen. Denn vom Miteinander-Singen bis zum Publikums-Bühnen-Tanz gab es keine Verschonung. Und ein Bandleader, der seine Musiker in furchtbar karierte Jacken steckt, gehört eigentlich gehörig ausgeschimpft. Doch Alsmann geht es eben ums stilvoll-skurrile Entertainment. Wie es spätestens wieder deutlich wurde, als er ankündigte: „Ich nenne Euch alle mal Heinz und die Frauen Gertrud“, um „mehr Vertrautheit“ zu schaffen. Am falschen Ort zur falschen Zeit (Große Freiheit, 23.30-2.30 Uhr) fühlten Alsmann und seine „Jungs“ sich offenbar richtig wohl. Schließlich ist die Freiheit ja auch historisch – Alsmann: „Hier soll sogar schon Doro Pesch gespielt haben!“ Mit der gewohnten musikalischen Perfektion und unhaltbar viel Spaß brachten die fünf Herren jedenfalls ihre Swing-Latin-Pop-'n'Roll-Performance rüber. Und weil zwar nicht viele, aber leidenschaftliche Fans gekommen waren, ging die Party gut ab. nele
Gehört: Rabih Abou-Khalil. Chance und Gefahr der Weltmusik waren beim Konzert der Rabih-Abou-Khalil-Group am Freitag in der Fabrik deutlich zu erkennen. Zuerst die Chancen: Das Aufeinandertreffen eines arabischen 10/16-Taktes mit einem swingenden Jazz-Drummer ergibt ungeahnte Effekte. In diesem Fall wußte der New Yorker Schlagzeuger Mark Nauseef die beiden Kulturen perfekt zu verbinden und schuf zusammen mit Abou-Khalil (Oud) und Renaud Garcia Fons (Kontrabaß) bewegende Takte. Wunderbar differenziert und feinfühlig stellten die drei sich aufeinander ein und waren in ihrem Zusammenspiel am stärksten, wenn sie den arabischen Anteil stark gewichteten. Vertrackte, vorwärtsdrängende Rhythmen und ein Spiel, das nicht durch egoistische Soli zerrissen wurde, harmonierten perfekt. Einzig die bluesigen Mundharmonika-Soli des vierten Manns Howard Levy standen bezieh-ungslos neben den anderen Parts und zeigten die Gefahr bei der Weltmusik: Die Musiker gehen nicht aufeinander zu, sondern einigen sich auf dem niedrigsten Level, dem gemeinsamen Takt, der gemeinsamen Tonart. usch
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