■ Soundcheck: Gehört: Marc Almond
Gehört: Marc Almond Keine Frage: Marc Almond könnte sich auf der Bühne in einen blauen Müllsack hüllen und mit einer Blaskapelle deutsche Schlager intonieren – sein ihn vergötterndes, ihm höriges Publikum würde ihn auch dafür frenetisch feiern.
Bei seinem zweiten Auftritt in Hamburg innerhalb eines Jahres übte sich der pathetische Glitzer-Chansonnier am Donnerstag in der Großen Freiheit in Konsequenz: Fast die komplette erste Hälfte des zweistündigen Programms bestritt der ex-Soft Cell-Sänger mit Stücken seines neuen Disco-Rock-Werkes Fantastic Star. Daß seine Fans diese Stücke noch lange nicht genauso mitsingen können wie die alten Soft Cell–Klassiker, bekam Marc Almond dabei manches Mal schmerzlich zu spüren, als er das Mikrophon erwartungsvoll in die Menge hielt. Doch ein derart routinierter Pop-Entertainer überspielt auch einen derartigen Faux-Pas gekonnt mit großangelegten Gesten, Liebeserklärungen an sein Publikum und Kostproben seiner prächtigen, markanten Stimme.
Nachdem das ebenso wie der Meister selbst sichtlich gealterte Publikum die teils recht billig anmutenden neuen Songs so tapfer über sich ergehen ließ, gab es zur Belohnung doch noch den bewährten Glamour-Kitsch-Pop: „Tears Run Rings“ und – endlich schreien wieder alle mit! – den Kultsong „Sex Dwarf“. Nach fünfzehn Jahren Berufserfahrung weiß ein Marc Almond eben, wie man für immer der Liebling nostalgisch anspruchsvoller Pop-Fans bleibt.
Timo Hoffmann/Foto: jms
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