piwik no script img

■ SoundcheckGehört: Vernon Reid

Gehört: Vernon Reid & Masque. Im Logo ist man fast so nah am Geschehen dran wie in einem jener Kinos, wo zur Zeit Mikrokosmos läuft und konnte so hautnah sieben emsige Wesen beobachten, die sich an fetten, kriechstarken Ohrwürmern zu schaffen machten. Vernon Reid und seine neue Band Masque dirigierten sie mit List und Tücke auf die Tonspur eines Hörspiels mit dem Titel Mistaken Identity. Ob der gleichnamigen Platte des Ex-Living Colours-Gitarristen war vielen Fans das Basecap hochgegangen, und die meisten Kritiker hatten sie als zu ambitionierten Fehltritt abgetan.

Tatsächlich hat Reid die Schaltkreise seines ohnehin schon stilübergreifenden Waltens mit Masque noch beträchtlich erweitert. Alles, was er hier anzettelt, ist (nicht nur) musikalisch prekär und hat multiple Bedeutung – fast wie die Dialoge der „übellaunigen jungen Neger“ in Darius James' Roman Negrophobia. Und, hurra, auch im Live-Programm dieser bösen HipRock-Buben ist es die Klarinette, die eine prominente Rolle spielt: Don Byron bändigt sie wie kein zweiter und bläst, als müßte durch ihren Trichter die Energie der gesamten Band entweichen. Masque, eine sozusagen patentgefaltete Bigband aus Präzisionsarbeitern und pfiffigen Maschinen, klingt oft nach Ellington auf Pille und Hendrix im Sinn. Und nach Ohropax, ersatzweise o.b. mini oder Zigarettenfiltern.

Der aufgepeitschte und zerrüttete Zustand des Autors nach Konzertschluß darf hier ausnahmsweise einmal für einen ganz fabelhaften Auftritt einer ebensolchen Band sprechen.

Andreas Schäfler

Zeichnung: Martin tom Dieck

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen