■ Soundcheck: Gehört: Beck
Gehört: Beck. Manche Künstler muß man vor ihren Kritikern in Schutz nehmen. Auch aus dieser Zeitung. Ereiferte sich doch Ulf Erdmann Ziegler anläßlich von Becks Auftritt im Berliner Huxley's in richtiger Rock'n'Roll-Tradition, daß für sein Mäntelchen keine Garderobe vorhanden war, um Beck etwas verkürzt vorzuhalten, daß er nicht die Beatles sei.
Doch das ist keinesfalls ein Schwachpunkt, sondern gerade die beinahe schon unheimliche Stärke des vielstimmigen Soloartisten. John Lennon war Beck in dem dienstags ausverkauften Hamburger Docks nur für ein paar Takte, weil er immer auch mehr und andere und alles gleichzeitig sein will. Zu nervös um einen Song länger als acht Takte zu verfolgen, purzelten bei dem spitteligen „Looser“ die Giganten der Pophistorie aus dem damit kaum mehr Schritt haltenden, dünnen Körper: Beck war John Lennon, Bob Dylan, die Beasty Boys und von mir aus Van Morisson in einem oder nacheinander. Damit bediente er die Publikumserwartungen immer nur kurzzeitig, um dann seinem Autismus nachzuhängen. Es geht Beck nicht im mindesten um Dynamik, wie sie sich Rock'n'Roll-Bärte vorstellen und bemängeln, sondern um ein freudvolles Spiel mit Zitaten. Der Schwerpunkt liegt auf Spiel.
Volker Marquardt/Foto: jms
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen