■ Soundcheck: Gehört: Sezen Akzu
Gehört: Sezen Aksu.„Als eure Eltern nach Deutschland kamen, war ich noch ein Kind“, sagte Sezen Aksu Mittwoch in der Sporthalle, und für tausende Zuschauer bedurfte es keiner Erklärung. Sie waren gerührt, fühlten sich verstanden. Menschen, die nicht sicher sind, wo ihre eigentliche Heimat liegt. Auch Tarkan, nahe Frankfurt geboren und aufgewachsen, gab den Besuchern ein warmes Gefühl, als er über Deutschland sagte, es sei, als käme er nach Hause. So unterschiedlich die Künstler auf der Bühne agierten, zwischen ihnen bestand eine innere Einigung. Tarkan, der 24jährige Mädchenschwarm, dessen Disco-rhythmen vor allem das Tanzbein animierten, war voll aufs Publikum fixiert; egal, ob mit Sezen Aksu oder solo, auf der Bühne trippelte er in Travolta-Manier über die Bretter. Sezen Aksu hingegen ein Vulkan. Sie scheint vor innerer Kraft zu strotzen. Nach diversen Temperamentsausbrüchen kehrte sie sich schließlich in sich und trug ihre orientalisch anmutenden Lieder für die Seele vor.
„Worte können viel gesagt werden, aber oft sagen sie nicht viel“, charakterisierte sie ihre Darbietung mit unverwechselbarer, dunkler Stimme. Die Höhepunkte des Abends waren ihre Solo-Auftritte, bei denen ihre leidenschaftliche Ausstrahlung den gesamten Saal in Bann zog. Songs von ihrem '91er-Klassiker Gülümse waren genauso zu hören wie neuere, sehr eigene Stücke ihres letztjährigen Albums Düs Bahceleri. Plötzlich, gegen Ende des Konzerts, schlängelten sich hunderte von Fans leise, fast unauffällig durch drei Gänge zur Bühne und feierten mit der sich bedankenden und niederknienden Sezen Aksu. Die verabschiedete sich mit dem Ausspruch: „Ich bete für euch!“vom Hamburger Publikum.
Jan Damkowski
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