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■ SoundcheckGehört: Herbie Hancock & New Standard Allstars

Gehört: Herbie Hancock & New Standard Allstars. Michael Brecker, John Scofield, Jack DeJohnette, Dave Holland, Don Alias und der Zeremonienmeister himself – das ist ein großes Zungenschnalzen und macht runde zehn Mark pro Zirkuspferd. Eine Investition in Unfehlbarkeit. „Noch Fragen?“fragte das Programmheft rhetorisch. Nö.

Daß der feste Vorsatz, die Seele und sonstwas baumeln zu lassen, taub und blind, aber irgendwie auch glücklich machen kann, zeigte sich bei der so umjubelten wie lausigen Vorgruppe. Möchte nicht wissen, wieviele Freizeitkapitäne im vollgepackten Deichtorhallenzelt sie in der ersten Aufregung für die Allstars gehalten haben. Kurz darauf das Aha-Erlebnis: Hancock & Co. zeigten, wie man – egal was – richtig baumeln läßt. Die Evergreens von Don Henley, Lennon/McCartney, Peter Gabriel und Konsorten sind zum Längen-Kürzen-Engen-Weiten da, New Standards eben, frisch aus der edelsten Änderungsschneiderei der Welt. Hoher Wiedererkennungswert, exklusive Arrangements, nonchalante Soli – die Verwandlung von Stangenware in Maßkonfektion als entspannte Routineangelegenheit.

Daß es dabei nicht blieb, ist vor allem John Scofield zu danken. Seine Gitarre war der kreative Unruheherd, seine solistische Handschrift verlieh dem Klangbild Konturen und ließ die versammelte Fachprominenz in der zweiten Konzerthälfte als wirkliche Band agieren. Über die ausgewiesene Könnerschaft hinaus begannen die unverwechselbaren Tugenden dieser Musiker mehr und mehr zu funkeln. Traumhaft, wenn jedem Solisten von den anderen reihum versichert wird, daß sie ihm überallhin folgen – oder schon dort sind, mit abgezirkelten Trommelwirbeln von DeJohnette und Alias oder kühnen Kaskaden vom Klavier des Leaders. Jetzt kam alles hieb- und stichfest, selbst im ekstatischen Finale eines Viertelstünders, und hörte auf, als es am schönsten war. Mit einer schwerelosen Zugabe wurde man stilecht in den milden Sommerabend entlassen.

Andreas Schäfler

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