■ Soundcheck: Ween
Gehört: Ween. „Mit dieser Band“, resümierte Birgit aus Ulm zur Mitte des Konzertes, „bin ich eigentlich rundum versorgt.“Und nach gut zwei Stunden Achterbahnfahrt zwischen Kuschelsong, Prog-Rock, Western Swing, Motown und Muezzin-Gesang auch gut bedient. Die lustigen Gebrüder hätten noch länger gekonnt, aber die Menge war ihnen zu mucksch, und also war mit einer Grateful Dead-Version der ergreifenden TexMex-Moritat „Buenas Tardes Amigo“dann auch Schluß.
In den USA ist das Ween-Publikum im Schnitt fünf Jahre jünger und singt die Texte Wort für Wort mit. Vor der kontinentaleuropäischen Reserviertheit flüchtete sich das Quintett in humorige Spiellaune und wunderte sich um so mehr, daß ausgerechnet eine zwischengeschobene, Sun-Ra-artige Improvisation höchsten Anklang fand: „Das gefällt euch, was? Ist es das, worum es in Deutschland geht?“
Natürlich nicht. Die Halle war voll, weil Ween die welteingängigsten und melodiebeständigsten Hits haben, und nach „Baby Bitch“erschollen denn auch die ersten „We love you“-Rufe. Niemand singt so kulleräugig wie Gene, und niemand kann so zerknautscht Gitarrensoli herunterreißen wie Deaner, und überhaupt sucht das kifferhumorige Bühnengebaren des Brüderpaars an Entspanntheit seinesgleichen. Sollten sie sich jemals entzweien, werden Twens und Thirtysomethings weinen wie weiland die Teens beim Split von Take That.
Christoph Twickel
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