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Soundcheck

■ Misia / The Offspring

Gehört: Misia. „Wie ein nicht enden wollender Seufzer“, lautet die Beschreibung des portugiesischen Fado, die sich in jedem Reiseführer findet, um unvermeidlich mit dem Hinweis auf das angeblich unübersetzbare Wort „saudade“ fortzufahren, das sich mit Schwermut und Sehnsucht als Selbstzweck umschreiben läßt. Wer je in die Abzocker-Fadolokale des Lissaboner Stadtteils Bairro Alto geraten ist, kann ein noch traurigeres Lied davon singen.

Die portugiesische Sängerin Misia nahm sich diese traditionelle Folklore vor, um sie kräftig zu modernisieren. Alte Melodien ließ sie neu arrangieren, wählte Texte von Fernando Pessoa und seinen Zeitgenossen oder bat die Crème der portugiesischen Literatur, neue Texte zu schreiben, darunter Lidia Jorge und Nobelpreisträger José Saramago.

Live präsentiert sich die Sängerin am Donnerstag in der Musikhalle als unnahbar-schwarzer Klageengel mit sparsamer, aber expressiver Gestik. Die Körpersprache des klassischen Fado zitierend, gefrieren die Posen als Zitat und ironisieren ebenso wie die Texte den traditionellen Fado-Inhalt, ohne dessen wehmütigen Gestus zu verraten. „Ich will nicht von Liebe singen noch von seinen Motiven sprechen“, heißt es in einem Text. So steht dann die Fado-Heilige Amália Rodrigues neben dem revolutionären Liedermacher José Afonso, und der ironische wie der kämpferische Gehalt einer Musik, die allzu lange als Ausdruck einer tieftraurigen Volksseele herhalten mußte, wird deutlich. mah

Heute abend: The Offspring. Daß die irgendwann mal ganz groß werden, haben sie wahrscheinlich selbst nie gedacht. Doch mit Kassen-Brillengestellen und Neo-Punkrock-Genörgel schrubben sich The Offspring nun schon seit geraumer Zeit durch die größeren Hallen.

Sa, 20 Uhr, Große Freiheit

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